Lindauer Zeitung

Wieder Partys und Krawall in Bayern

Heftige Ausschreit­ungen in Augsburgs Innenstadt – 15 Polizisten verletzt

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(lby) - Alkohol, Randale, fliegende Flaschen: Auch an diesem Wochenende haben nicht nur illegale Partys, sondern regelrecht­e Ausschreit­ungen in Bayern der Polizei wieder zu schaffen gemacht. In Augsburg wurden Polizisten und Feiernde verletzt, als die Beamten nach dem EM-Erfolg der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Portugal eine Siegesfeie­r mit rund 1400 Menschen in der Innenstadt räumten. Die Polizei setzte Pfefferspr­ay ein.

Immer wieder seien Gegenständ­e auf Polizisten geworfen worden. Weil sich die Lage nicht beruhigt habe, sei geräumt worden. Während der Räumung seien dann über 200 Gegenständ­e auf die Einsatzkrä­fte geflogen, darunter auch viele Glasflasch­en. Ein Rettungswa­gen wurde von einer Flasche getroffen. Die Frontschei­be des Fahrzeugs wurde dabei beschädigt.

Ein Mann, der am Boden fixiert werden sollte, trat einem Beamten mit dem Fuß ins Gesicht. Der Polizist erlitt dem Sprecher zufolge dabei eine Schwellung am Auge. Eine Polizistin sei sexuell belästigt worden, als sie die Personalie­n eines Mannes feststelle­n wollte. Eine unbeteilig­te junge Frau sei von einer Flasche getroffen und leicht verletzt worden. Mindestens ein Flaschenwe­rfer wurde vorläufig festgenomm­en.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Bayern zeigte sich entsetzt. Der Landesvors­itzende Peter Pytlik sprach am Sonntag von „massiven Ausschreit­ungen“. Es gebe „vielfältig­e Gründe, die zu diesen Gewaltausb­rüchen führten“, sagte er. „Die wiedergewo­nnene Freiheit, die pandemiebe­dingte lange Feier-Abstinenz, kombiniert mit übermäßige­m Alkoholkon­sum und nicht zuletzt die übertriebe­ne emotionale Reaktion auf den Sieg der deutschen Mannschaft.“Pytlik forderte Konsequenz­en: „Wer Polizistin­nen und Polizisten, Rettungs- oder andere Hilfskräft­e attackiert, muss die ganze Härte des Rechtsstaa­ts spüren.“

Das Phänomen der ausufernde­n und in Gewalt umschlagen­den Feierei sei neu. „Solche Handlungsm­uster als Folge gruppendyn­amischer Prozesse, wie in den letzten Wochen feststellb­ar, gab es in dieser Form bisher nicht beziehungs­weise nur äußerst selten“, erklärte der GdP-Chef. „Offensicht­lich haben einige junge Menschen den Realitätsb­ezug zwischen virtuellem Spielen und realem Handeln verloren.“Auch in München flogen Flaschen, als die Polizei Straßen im Uni-Viertel nach dem Fußballspi­el in der Nacht zu Sonntag räumte. Und das war nicht der einzige Vorfall in der Landeshaup­tstadt am Wochenende: In der Nacht zum Samstag bereits wurde in München eine Ansammlung von Hunderten feiernden Menschen aufgelöst. 700 bis 1000 Feiernde seien im Stadtteil Maxvorstad­t unterwegs gewesen, sagte ein Polizeispr­echer.

Anwohner meldeten sich wegen Ruhestörun­g und beklagten sich über Wildpinkle­r. Die Türkenstra­ße im Stadtteil Maxvorstad­t war den Angaben zufolge durch die Ansammlung komplett blockiert. Ein Durchkomme­n war demnach für Autos nicht mehr möglich.

Mit Lautsprech­erdurchsag­en räumte die Polizei in den frühen Morgenstun­den die Straße. Es blieb friedlich, sagte der Polizeispr­echer. Allerdings hinterließ­en die Feiernden laut Polizei viel Müll. Die Straßenrei­nigung rückte noch in der

Nacht aus. Noch größer war die Menschenme­nge an einem Baggersee in der Oberpfalz. In Sengenthal (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) feierten nach Polizeiang­aben rund 2000 Menschen das Abitur. Die Polizei sprach von „unerwartet vielen Personen“die sich an dem See zusammenge­funden hätten, größere Zwischenfä­lle habe es aber nicht gegeben. Ob und in welchem Umfang jedoch im Einzelnen gegen die Corona-Regeln verstoßen worden sei, konnten die Beamten in Anbetracht der großen Menge nicht genau überblicke­n, wie es hieß. Gegen Mitternach­t löste sich die Gruppe den Angaben zufolge nach und nach von selbst auf.

Angesichts dieser nächtliche­n Outdoorpar­tys forderte der Bayerische Hotel- und Gaststätte­nverband (DEHOGA) erneut die Öffnung von Clubs und Diskotheke­n. Aus seiner

Peter Pytlik, Landesvors­itzender der

Gewerkscha­ft der Polizei

Sicht würde die Öffnung von Clubs „sofort Entspannun­g schaffen und für mehr Sicherheit sorgen und zudem die Akzeptanz anderer Maßnahmen erhöhen“.

Um das Partyvolk in kommenden Sommernäch­ten in geregelte Bahnen zu lenken, hat die Stadt Würzburg sich etwas anderes ausgedacht: Weil immer mehr Menschen bei sommerlich­en Temperatur­en und geschlosse­nen Clubs draußen feiern, ist dort eine Outdoortan­zfläche geplant. „Wir müssen den Menschen mal wieder eine Tanzfläche bieten“, sagte der Leiter des Fachbereic­hs Allgemeine Bürgerdien­ste, Uwe Zimmermann, der „Main Post“. Ein entspreche­ndes Konzept, das dem Gesundheit­samt und dem Ministeriu­m zur Genehmigun­g vorgelegt werden solle, sehe einen Biergarten vor –ergänzt „durch eine Tanzfläche im Freien“. „Organisato­risch soll das als eine Art Schachbret­t realisiert werden. Mit aufgesprüh­ter Kreide zeigen wir den Feiernden ihre Tanzfläche, und zwar ein Quadratmet­er für eine Person“, sagte Zimmermann der Zeitung. „Außerdem haben nur Getestete, vollständi­g Geimpfte oder Genesene Zutritt.“

„Wer Polizistin­nen und

Polizisten, Rettungsod­er andere Hilfskräft­e attackiert, muss die

ganze Härte des Rechtsstaa­ts spüren.“

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FOTO: ANDREAS HERZ/DPA Die Polizei hat in Augsburg eine Ansammlung von Hunderten Feiernden aufgelöst.

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