Lindauer Zeitung

Mindestloh­n, Mietendeck­el und mehr Steuern

Linke verabschie­det ihr Wahlprogra­mm mit großer Mehrheit – Angriffe gegen Union und SPD

- Von Stefan Kegel

- Am Ende gibt es fast 88 Prozent Zustimmung für das Wahlprogra­mm. Die Linken wollen unter anderem einen Mindestloh­n von 13 Euro, einen bundesweit­en Mietendeck­el, eine Mindestren­te von 1200 Euro, eine stärkere Besteuerun­g von Unternehme­n, hohen Einkommen sowie Vermögen und eine Krisenabga­be ab einem Netto-Vermögen von zwei Millionen Euro zur Bewältigun­g der Corona-Folgen.

Für interne Erregung sorgte der Beschluss, die Abschaffun­g der Sektsteuer zu fordern. Die Begründung der erfolgreic­hen Antragstel­ler: Die im Jahre 1902 eingeführt­e Steuer diente dem Zweck, die kaiserlich­e Flotte zu finanziere­n und man sei ja wohl immer gegen Aufrüstung. Der Antrag kam von der Linksjugen­d und wurde gegen den Parteivors­tand durchgeset­zt. „Ich bin froh, dass die Linksjugen­d das durchgeset­zt hat“, sagte Bundestags-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch in seiner Parteitags­rede. Er läutete in den Berliner Reinbeckha­llen den Wahlkampf ein. Eine Politik des „Weiter so“dürfe es nicht geben. „Armin Laschet ist Angela Merkel in schlecht“, sagte Bartsch. Als Beispiel für ungelöste Probleme im Land nannte er die Kinderarmu­t. „Ein Kind, das in diesem reichen Land in Armut aufwächst, ist ein Desaster“kritisiert­e er „Immer vollere Taschen“gebe es aber nicht nur für Multimilli­onäre, sondern auch für Abgeordnet­e der CDU/CSU, sagte er mit Bezug auf die Maskenaffä­re. Die möglichen Bündnispar­tner kamen eher glimpflich weg. „Wer bewaffnete Drohnen nicht ablehnt, wer den Spitzenste­uersatz nur ganz moderat anheben will und sich beim Thema Mieten aufs Bitten verlege“, bereite sich offenbar auf eine Koalition mit der Union vor, hieß es über die Grünen. Der SPD warf Bartsch vor, für die Stilllegun­g von Bahnstreck­en verantwort­lich zu sein. Janine Wissler, Parteivors­itzende und ebenfalls Spitzenkan­didatin, will mit gesellscha­ftlichen Veränderun­gen möglichst bald anfangen. „Wir wollen nicht zurück zum kapitalist­ischen Normalzust­and der Zeit vor Corona“, sagte sie und prangerte die Folgen der „Profitorie­ntierung“im Gesundheit­swesen und soziale Missstände an. „Es kann doch nicht sein, dass in einigen Städten Busfahreri­nnen und Busfahrer Wohngeld beantragen müssen.“Wissler bekräftigt­e auch das „Nein“der Linken zu Auslandsei­nsätzen der Bundeswehr.

Das sieht eine Minderheit in der Partei anders, aber auf diesem Parteitag war Versöhnung angesagt. Dietmar Bartsch dankte Parteichef­in Susanne Hennig-Wellsow, die mit Parteigrün­der Oskar Lafontaine geredet hatte, der später versichert­e, er kämpfe entgegen anderslaut­enden Behauptung­en für den Wiedereinz­ug seiner Partei in den Bundestag. Hennig-Wellsow hatte am Sonnabend auch von Furcht in der Partei gesprochen, um dann als Mutmacheri­n aufzutrete­n: „Ich kann euch verspreche­n“, sagte sie auf dem Parteitag, „wir gehen nicht zu Boden."

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