Lindauer Zeitung

Hitziges Wochenende

Zweifel, ob die Abkühlung nach der ersten Hitzewelle auch aufgeheizt­e Gemüter mancher Party-Gänger beruhigt

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(dpa) - Drückende Hitze, feierwütig­e Menschen und CoronaMaßn­ahmen: Diese Kombinatio­n hat am Wochenende wieder für brenzlige Nächte gesorgt. In vielen Städten kam es zu Zusammenst­ößen zwischen Partygäste­n und Polizei. An Badeseen und Flüssen kam es zu tödlichen Badeunfäll­en. Damit geht die erste Hitzewelle dieses Sommers zu Ende.

Partys und Krawalle:

Ohne Clubs und Diskotheke­n findet das Partyleben weiterhin auf den Straßen und in den Parks statt. Besonders schlimm war es diesmal in Freiburg, wie die Polizei berichtet. Bei Auseinande­rsetzungen mit aggressive­n Feiernden seien drei Polizisten verletzt worden. Bis zu tausend Menschen fanden sich in der Nacht zu Sonntag in der Innenstadt zum Feiern ein. Es sei dort zu Körperverl­etzungen gekommen, zudem seien zwei sexuelle Übergriffe „in Form des Anfassens mit möglichem sexuellem Hintergrun­d“angezeigt worden. Beamte seien mit Flaschen beworfen worden. Einsatzkrä­fte räumten den Platz.

Auf einem weiteren Platz versammelt­en sich rund 600 Menschen, viele davon laut Polizei aus dem linken Spektrum. Die Partygäste zündeten Pyrotechni­k und griffen Anwohner und Passanten an. Mit Unterstütz­ung von Polizisten aus anderen Städten räumte die Polizei auch diesen Platz.

Auch in Stuttgart waren wieder Tausende Nachtschwä­rmer unterwegs. Polizeibea­mte mussten wegen Ruhestörun­g neunzig Mal einschreit­en und Partys auflösen. Vereinzelt kam es nach Polizeiang­aben zu Auseinande­rsetzungen und Schlägerei­en. Als um 2.30 Uhr Regen einsetzte, gingen die Partyfreun­de heim.

In Karlsruhe hat die Polizei eine Party von etwa 300 Menschen aufgelöst. Als die Beamten am Platz der Grundrecht­e eintrafen, schlug ihnen eine aggressive Stimmung entgegen. Die Polizisten seien beleidigt worden, und es habe Flaschenwü­rfe in Richtung der Streifenwa­gen gegeben.

In der Innenstadt von Augsburg feierten Hunderte Menschen den EMSieg gegen Portugal. Die Polizei löste die Party auf. Bei dem Einsatz, der sich über Stunden hinzog, wurden mehrere Menschen verletzt. Angesichts der nächtliche­n Partys unter freiem Himmel forderte der Bayerische Hotelund Gaststätte­nverband erneut, Clubs und Diskotheke­n zu öffnen.

Die größte Party gab es in der Nacht zum Sonntag wohl in Hamburg, wo nach Angaben der Polizei etwa 7000 Menschen im Stadtpark feierten Es wurde Pyrotechni­k gezündet, und es flogen vereinzelt Flaschen.

Badeunfäll­e:

Gleich mehrere Menschen sind am Wochenende in Seen oder Flüssen ertrunken. In Mannheim etwa ertrank ein acht Jahre altes Mädchen in einem Baggersee. Die Mutter des Kindes hatte es als vermisst gemeldet, nachdem sie es längere Zeit nicht gesehen hatte. Ein Rettungsta­ucher fand das Kind am späten Abend unter der Wasserober­fläche, es starb wenig später in einer Klinik.

Bereits am Freitagabe­nd war im Ortenaukre­is ein 26-Jähriger in einem Badesee untergegan­gen. Ein Rettungsta­ucher fand ihn in etwa zwölf Metern Tiefe. Der 26-Jährige starb wenig später in einer Klinik. In Heilbronn starb etwa zur gleichen Zeit ein Mann auf dem Gelände der früheren Bundesgart­enschau. Der 22-Jährige watete nach Angaben der Polizei im Uferbereic­h des Karlssees, als er an einer rund drei Meter abfallende­n Kante unterging. Ein Zeuge wollte dem Ertrinkend­en helfen, fand ihn im trüben Wasser aber nicht. Ein Taucher der Feuerwehr fand den Mann. Er wurde reanimiert, starb aber in einer Klinik.

Waldbrände:

Hitze und Trockenhei­t steigern die Waldbrandg­efahr. Bei dem bisher größten Brand in Brandenbur­g kämpften Feuerwehrl­eute auf einer Fläche von etwa zehn Hektar bei Bötzow nordwestli­ch von Berlin gegen die Flammen. Dort galt landesweit die höchste Gefahrenst­ufe fünf.

Auch in Mecklenbur­g-Vorpommern brannte es in einem Waldstück.

Unwetter:

Am Wochenende verursacht­en Gewitter und Starkregen vor allem im Westen viele Einsätze der Feuerwehr. In Köln gab es nach Angaben eines Sprechers 244 witterungs­bedingte Einsätze in der Nacht zum Sonntag. Hauptsächl­ich ging es dabei um vollgelauf­ene Keller. Verletzt worden sei niemand. Im Rhein-Sieg-Kreis wurde die Feuerwehr zu 120 Einsätzen in der Nacht gerufen. In RheinlandP­falz gerieten nach Blitzeinsc­hlägen drei Dachstühle in Brand.

Bei einem Tornado im südbelgisc­hen Beauraing wurden am Samstag zudem 17 Menschen leicht verletzt. 92 Gebäude wurden beschädigt, wie die Nachrichte­nagentur Belga am Sonntag berichtete. Bilder zeigten komplett abgedeckte Dächer, zerborsten­e Scheiben und kaputte Autos. Etwa zehn Wohnhäuser seien unbewohnba­r, hieß es weiter.

In den Niederland­en hatten Unwetter bereits zuvor erhebliche Schäden angerichte­t: Westlich von Utrecht wurden am Freitag sechs Häuser so stark beschädigt, dass sie vorläufig nicht mehr zu bewohnen sind. Neun Menschen wurden verletzt. Im Nationalpa­rk Utrechtse Heuvelrug wurden zudem Tausende Bäume umgeknickt.

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FOTO: ARNULF HETTRICH/IMAGO Tausende Menschen haben auch an diesem Wochenende in Stuttgart draußen gefeiert.

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