Wenn das Licht die Nacht verdrängt
Zur Sommersonnenwende ist der Tag am längsten - Einige Kulturen feiern das
(dpa) - In Deutschland, Europa und auf der gesamten Nordhalbkugel ist am 21. Juni der längste Tag des Jahres. Während für Meteorologen der Sommer bereits am 1. Juni begann, markiert die Sonnenwende nach astronomischer Definition den Sommeranfang. Die Sonne steht dann an ihrem höchsten Punkt über der Nordhalbkugel. In Skandinavien zum Beispiel gilt der Tag gar als Mittelpunkt des Sommers – mit entsprechenden Ritualen.
Die Sonnenwende fällt überall auf der Welt auf denselben Moment. Die genauen Ortszeiten unterscheiden sich je nach Zeitzone. So fällt der Termin in diesem Jahr in Berlin auf den 21. Juni 5.32 Uhr und im kanadischen Montréal auf den 20. Juni 23.32
Uhr. Das ist aber derselbe Zeitpunkt. Das Ereignis wird nach dem Moment definiert, an dem die Sonne senkrecht über dem nördlichen Wendekreis steht – unabhängig von Zeitzonen und Koordinaten.
Die Menschen auf der Nordhalbkugel freuen sich zur Sonnenwende über den Beginn der wärmsten und hellsten Jahreszeit. Dabei ist im Juni die Entfernung zwischen Erde und Sonne um etwa fünf Millionen Kilometer größer als zur Wintersonnenwende im Dezember. Der Grund: Unser Planet bewegt sich nicht auf einer Kreisbahn um die Sonne, sondern auf einer elliptischen. Zudem ist die Sonne nicht genau im Mittelpunkt der Umlaufbahn. Wärmer ist es im Sommer deshalb, weil im Juni der Nordpol zur Sonne hingeneigt ist und somit die Nordhalbkugel mehr
Sonnenlicht und Hitze erhält.
Der 21. Juni ist der einzige Tag im Jahr, an dem die Sonne innerhalb des gesamten nördlichen Polarkreises nicht untergeht. Je näher man dem Nordpol kommt, desto mehr Nächte mit der sogenannten Mitternachtssonne gibt es um das Datum herum. Tatsächlich ist die Sonne teilweise sogar auch südlich des Polarkreises die ganze Nacht über sichtbar. Ihre Strahlen werden durch die Erdatmosphäre so umgelenkt, dass sich die Sonne auch dann zeigt, wenn sie sich knapp unterhalb des Horizonts befindet. Je nach Luftdruck und Temperatur kann dieser Effekt so stark sein, dass die Mitternachtssonne sogar rund hundert Kilometer jenseits des Polarkreises zu sehen ist.
Der sogenannte Mittsommer ist für viele Skandinavier in etwa das, was für manche Deutsche Karneval ist: ein allumfassendes Fest, an dem die Menschen die Arbeit liegen lassen, das Glas heben und alles andere für ein paar Tage einfach vergessen. Mittsommer zählt für sie zu den größten Tagen des Jahres, manche halten ihn gar für den einzig wahren Nationalfeiertag.
Besonders der Abend gilt den Schweden als heilig. Für sie ist es gewöhnlich eine Zeit mit Lachs, Schnaps und Tanz um die Mittsommerstange. Bei den Finnen ist der Tag nicht selten Startschuss in die Sommerferien. Auch im englischen Stonehenge gibt es jedes Jahr eine traditionelle Feier. In der Zeit vor Corona besuchten jedes Jahr rund zehntausend Menschen die Steinkolosse der Jungsteinzeit während der Sonnenwende.