Endspurt für die Therme
Seit der ersten Ausschreibung sind zehn Jahre vergangen – In einer Woche ist Eröffnung
- Die ersten Gäste haben am Sonntag bereits Saunen, Dampfbad, Rutsche und Solebecken getestet: Die Lindauer Therme ist bereit, in genau einer Woche startet der normale Betrieb. Endlich, würde Investor und Betreiber Andreas Schauer sagen. Denn so lange hat bei ihm noch kein Projekt gedauert.
„Hinter uns liegen zehn Projektjahre“, sagt Andreas Schauer. Damals gab es in Lindau das Hallenbad Limare und das Eichwaldbad – „eines der schönsten Strandbäder am Bodensee“, sagt Schauer. Weil aber beide Bäder in die Jahre gekommen waren, habe die Stadt einen privaten Partner gesucht, mit dem sie ein neues Bad verwirklichen konnte. Schauer und das Thermen-Projekt haben drei Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister, drei Stadträte und drei Stadtwerke-Geschäftsführer erlebt.
Bis zum Baubeginn 2020 gab es eine zweite Ausschreibung, einen Bürgerentscheid und eine zweite Vertragsversion. Anwohner und der Bund Naturschutz klagten noch gegen die Therme, als die Grube schon ausgehoben war. „Wir haben uns schon gefragt, ob das jetzt noch der richtige Zeitpunkt ist“, sagt Schauer, „denn da wurden bewusst Zeitverzögerungen und Mehrkosten in Kauf genommen.“
Zum Schluss kam dann auch noch Corona, wodurch weitere Mehrkosten von 2,4 Millionen Euro entstanden. Insgesamt belaufen sich die Kosten für Therme und Parkplatz mittlerweile auf 45 Millionen Euro. Die Stadt, die Eigentümerin des Strandbads und des Sport- und Familienbades ist, zahlt davon 14,4 Millionen.
Trotz aller Hindernisse: Sie habe Andreas Schauer immer als stressresistent empfunden, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Alfons am Sonntag – auch, wenn sie natürlich nur die letzten Meter beurteilen kann. „Wir haben immer Lösungen gefunden.“
„Die Bauzeit selbst war das Schönste in der gesamten Projektabwicklung“, sagt Schauer – und bedankt sich explizit bei seinem Bauunternehmer, der Firma Reisch aus Bad Saulgau. Schließlich haben auch deren Mitarbeiter zehn Jahre lang durchgehalten. Er sei sich sicher, dass die Therme laufen werde wie verrückt, sagt Geschäftsführer Andreas Reisch. Das Bad wird in Zukunft noch mehr Besucher nach Lindau bringen. Die müssen die Therme dann nur noch finden – denn die Beschilderung dafür fehlt noch.
Wegen der Corona-Pandemie mussten die Handwerker der Therme auf ihr Richtfest verzichten. Als Entschädigung durften sie am Sonntag gemeinsam mit ihren Familien zum Anbaden in die Therme kommen – und alles einmal ausprobieren. Von günstig bis teuer – oder von laut bis leise, wie Andreas Schauer das Konzept der Therme beschreibt.
Der Stadt sei es sehr wichtig gewesen, dass Lindauer, die ins Strandbad oder ins Sport- und Familienbad gehen, nicht mehr bezahlen, als sie es früher im alten Eichwaldbad oder Limare getan haben, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Alfons. Schauer nennt diese Bereiche die Bereiche für den „kleinen Geldbeutel“, in denen es mit Beachvolleyballfeld, Kinderbereich und Rutschen auch mal etwas lauter werden kann.
Gediegener und teurer wird es künftig im Thermen-, Sauna- und Wellnessbereich zugehen. Bis zu 750 Euro zahlen Besucher für einen Tag im Privatspa mit allem Drum und Dran. Damit refinanzieren die teuren Bereiche auch ein Stück weit den Betrieb der günstigen, wie Schauer erklärt.
Wenn die Therme am Sonntag, 27. Juni, zum ersten Mal regulär öffnet, dürfen sich dort 600 Besucher gleichzeitig aufhalten. So viele Gäste dürfen derzeit auch ins Strandbad. In der Therme liegt das an den CoronaBestimmungen, im Strandbad liegt es an den Corona-Bestimmungen – und daran, dass ein Teil der Liegewiese noch gesperrt ist, weil dort erst kürzlich Gras eingesät wurde. Dafür ist das Strandbad zurzeit kostenlos. Voraussichtlich ab dem 27. Juni werden aber Besucher auch dort Eintritt bezahlen müssen.
Andreas Schauer vergleicht die Lindauer Therme mit einem Traumschiff, mit Maschinenraum, Wellnessund Poolbereich. Zehn Jahre nach der Idee für dieses Traumschiff wird es nun über den Bodensee schippern. Mit ein bisschen Fantasie zumindest.
Jede Menge weitere Fotos von der neuen Therme gibt es unter www.schwaebische.de/ therme-bilder.
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