Hunde bleiben (vorerst) an der Leine
Eine Freilauffläche wird es in der Memminger Innenstadt vorerst nicht geben
- Alles auf Anfang: Das heißt es nun für den Verein „Hundefreunde Memmingen“und seine Vorsitzende Heike Essmann. Wie berichtet, setzt sich die ÖDP-Stadträtin seit Längerem für eine zentral gelegene Freilauffläche für die Tiere in der Innenstadt ein. Um einen Probebetrieb über mehrere Monate möglich zu machen, war kürzlich auch der Verein gegründet worden. Dies hatte zu einem früheren Zeitpunkt der Bauausschuss zur Bedingung gemacht. Nun ist das Anliegen im Finanz- und Hauptausschuss aber – zumindest vorerst – gescheitert: Einige der Räte halten die betreffende Fläche am Antonierhaus nicht für geeignet und letztlich stimmten sechs für die Testphase, sieben dagegen. Essmann, selbst Mitglied im Gremium, enthielt sich bei der Abstimmung.
Im Grüngürtel um die Stadtmauer oder in einem Park solle ein eingezäunter Platz entstehen, an dem Hunde mit ihren Artgenossen ohne Leine laufen und spielen dürfen: Diesen Antrag hatte die Stadträtin Ende 2018 an Oberbürgermeister Manfred Schilder gerichtet. Das Ansinnen hatten bei einer Unterschriftenaktion 331 Unterzeichner unterstützt. Seither beschäftigt das Thema Hundehalter und Stadtverwaltung. Kämmerer Gunther Füßle rief nun bei der Sitzung in Erinnerung, dass der Bauausschuss im Februar 2020 die Verwaltung beauftragt hatte, für eine Versuchsphase eine Freilauffläche einzurichten, zum Beispiel im sogenannten Hubergarten beim Ulmer Tor. Gegen dieses Areal sprach sich jedoch der damalige Leiter des Friedhofs- und Gartenamts Rudolf Schnug aus – unter anderem wegen der Wegeführung, des Bewuchses und einer fehlenden Umzäunung, die kostenträchtig aufgestellt werden müsse. Stattdessen schlug er die bereits umzäunte und bislang ungenutzte Fläche neben dem Antonierhaus vor.
Der Verein erklärte sich laut Essmann als Kompromiss damit einverstanden – allerdings erregte die Alternative auch massive Kritik, darunter auch Hundehalter. Sie erhoben Einwände gegen das Gelände und auch bei Anwohnern am Martin-Luther-Platz und Schweizerberg stieß das Vorhaben auf Protest. Sie hatten sich mit einer Liste an Kritikpunkten an die Stadt gewandt. Sie äußerten darin zum Beispiel die Befürchtung, dass es wegen des Gebells und der Hinterlassenschaften tobender Hunde zu Verschmutzung, Lärm- und Geruchsbelästigung
kommt. Im Schreiben, das auch unserer Zeitung vorliegt, ist zudem davon die Rede, dass das angrenzende Antonierhaus als „kulturhistorischer Schatz“und die Stadtmauer dadurch der „verstärkten Verkotung und Hunde-Urinaten“ausgesetzt würden.
„Wir nehmen das durchaus ernst, was da an Bedenken da ist“, sagte OB Schilder. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es sich nur um einen befristeten Versuch bis 31. Oktober handeln würde – danach werde anhand der Erfahrungen nochmals neu beraten. „Ich bitte Sie, sich der Verantwortung für den Schutz des Geländes und der Anwohner bewusst zu sein“, appellierte er dann an Essmann und den Verein. In einem Nutzungsvertrag zwischen diesem und der Stadt waren die Bedingungen für die Testphase geklärt worden. Demnach sollte der Verein die Haftung für eventuelle Schäden übernehmen. Weitere Punkte waren etwa die Öffnungszeiten und die Festlegung, dass der Verein für Schließdienst, die Pflege des Geländes und die tägliche Beseitigung der tierischen Hinterlassenschaften zuständig ist.
Doch all das greift – zumindest fürs Erste – nicht. „Ich bin grundsätzlich für einen Auslaufplatz – aber nicht an dieser Stelle“, bezog etwa Gottfried Voigt (FW) Position, der selbst Hundehalter ist. Wie die Anwohner verwies er etwa darauf, dass das Gelände zu klein sei. „Der Versuch sollte so aufgebaut sein, dass es optimale Voraussetzungen gibt“, sagte SPD-Stadtrat Matthias Ressler und plädierte dafür, mit mehr Zeit einen neuen Platz zu suchen. Für ihn war unter anderem die Nachbarschaft des historischen Ensembles rund um das Antonierhaus ein gewichtiges Argument gegen das Vorhaben in der aktuellen Form. Hundegebell bedeute eine Störung für die Nutzer der nahegelegenen Stadtbibliothek, fügte sein Fraktionskollege Ivo Holzinger an. Zudem sei Gestank durch den Urin der Hunde nicht zu vermeiden. Während Uwe Rohrbeck (CRB) die Ansicht seiner Vorredner teilte, traten Professor Dieter Buchberger (Grüne), Horst Holas (CSU) und Fritz Tröger (FDP) dafür ein, den Versuch – trotz der nicht optimalen Konstellation – zu wagen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen.
Nach der Ablehnung des Antrags kündigte Essmann an, wie auch von OB Schilder empfohlen, erneut mit Kämmerer Füßle und Michael Koch, Leiter des Gartenamts, Kontakt aufzunehmen.
„Wir nehmen durchaus ernst, was da an Bedenken da ist... Ich bitte Sie, sich der Verantwortung für den Schutz des Gelände und der Anwohner bewusst zu sein.“
Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder appellierte an die
Hundefreunde Memmingen