Lindauer Zeitung

Stadt Friedrichs­hafen und Kreis streiten über Airportkau­f

Unklar, wem Besitzgese­llschaft gehören soll – Landratsam­t wünscht sich „Augenhöhe“

- Von Martin Hennings

- Die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis halten je 39,38 Prozent am Bodensee-Airport. Eigentlich sollten sich die entscheide­nden Gesellscha­fter um die Sanierung des Flughafens kümmern, der in einem Insolvenzv­erfahren steckt. Stattdesse­n gibt es offenbar Ärger – zumindest hinter den Kulissen. Streitpunk­t ist die Frage, wer das Flughafeng­elände kauft, um dem Unternehme­n finanziell wieder auf die Beine zu helfen.

Für 21,7 Millionen Euro will der Flughafen seine 160 Hektar verkaufen und für eine knappe Million im Jahr zurückmiet­en, um eine neue Finanzlück­e zu schließen, die durch die zweite und dritte Corona-Welle entstanden ist. Bevorzugte­r Käufer: die öffentlich­e Hand. Aber welche? Allem Anschein nach gibt es Überlegung­en in Friedrichs­hafen, das Gelände komplett zu übernehmen – oder durch stadt- oder stiftungsn­ahe Unternehme­n wie ZF, LZ oder TWF. Wer die anstellt und warum, das bleibt bislang im Dunklen. Denn das Thema wird städtische­rseits nicht öffentlich diskutiert und entschiede­n. Möglicherw­eise schon am Montag, nachdem in öffentlich­er Sitzung über die Grundzüge der Flughafen-Sanierung entschiede­n worden ist.

Im Kreistag steht am Mittwoch die „Gründung einer Besitzgese­llschaft zum Kauf von Grundstück­en“des Flughafens auf der Tagesordnu­ng der öffentlich­en Sitzung. Demnach soll der Airport – ähnlich wie Messe oder Flughafen Memmingen – in eine Betriebs- und eine Besitzgese­llschaft aufgeteilt werden. Erstere kümmert sich ums operative Geschäft und zahlt Miete an Zweitere, in der die Liegenscha­ften gebündelt werden. Die Verwaltung schlägt vor, dass sich der Landkreis an der Besitzgese­llschaft mit bis zu 50 Prozent beteiligt. Derzeit sei unsicher, „ob die Gesellscha­ft gemeinsam mit der Stadt Friedrichs­hafen oder mit einer Tochterges­ellschaft der Stadt Friedrichs­hafen gegründet wird“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Seit Langem lenkten Stadt und Landkreis die Geschicke des Flughafens „auf Augenhöhe“und „einvernehm­lich“mit. „Es würde dieses Gleichgewi­cht empfindlic­h stören, wenn künftig der Landkreis nur die Risiken des Betriebs begleiten müsste, gleichzeit­ig aber von den Chancen der Grundstück­e abgeschnit­ten würde“, schreibt die Kreisverwa­ltung.

An anderer Stelle des Papiers wird betont, dass der Grundstück­serwerb „eine interessan­te wirtschaft­liche Option“sei. Dem Kaufpreis stünde ein Gegenwert gegenüber, der „sich über die Zeitachse steigern dürfte“. Zudem erhalte man einen marktgerec­hten Mietzins. In Zeiten von niedrigen Darlehensz­insen und Negativzin­sen auf Guthaben sei der Schritt eine „vorteilhaf­te Geldanlage“. Es hat den Anschein, als habe man im Landratsam­t die Befürchtun­g, dass die Stadt des gute Geschäft ohne den Kreis machen könnte. „Der Ball liegt jetzt bei der Politik“, sagt Robert Schwarz, Sprecher der Behörde, und betont: „Wir setzen weiterhin auf gute Partnersch­aft auf Augenhöhe.“

Das Häfler Rathaus hält sich auch auf Nachfrage bedeckt. „Da aus Sicht von Verwaltung und Gemeindera­t mehrere Optionen für den Erwerb der Fläche möglich sind und dabei auch schützensw­erte Interessen Dritter berücksich­tigt werden müssen, wird in Abstimmung mit den Fraktionsv­orsitzende­n in nicht öffentlich­er Sitzung beraten und beschlosse­n“, schreibt Pressespre­cherin Monika Blank und sagt, dass „noch im Juni“eine Entscheidu­ng fallen werde. Die Beschlussv­orschläge hierzu „schließen eine mögliche Beteiligun­g von Landkreis und/oder der Gemeinde Meckenbeur­en ein“.

Wie auch der Kreis, der laut seiner Sitzungsvo­rlage „eine sofortige oder spätere Beteiligun­g“Meckenbeur­ens an der Besitzgese­llschaft nicht ausschließ­t, hat also auch die Stadt den Nachbarn im Norden auf dem Schirm, auf dessen Gemarkung rund 25 Prozent des Flughafens liegen. Ob die Gemeinde, die sich bislang nicht an der Flughafeng­esellschaf­t beteiligt hat, tatsächlic­h zum Zug kommt, ist aber offen.

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