Jäger und Landwirte setzen sich für Wildtiere ein
Auf einem Hektar Ackerfläche entsteht ein Wildacker mit Blumen, Gräser und Kräuter
– Im Bereich zwischen der Ortsausfahrt Bierkeller in Richtung Eriskirch Schlatt entsteht auf einer brach liegenden, rund ein Hektar großen Fläche derzeit ein sogenannter Wildacker. Das besondere daran: Jäger und Landwirte arbeiten gemeinsam an diesem Projekt, um Wildtieren ein artgerechtes und vielfältiges Nahrungsangebot zu bieten. „Die Anlage eines Wildackers ist ein wirksames Mittel, um den Wilddruck in Wald und Acker zu senken. Wild braucht neben ungestörten Ruheplätzen stets ausreichend Nahrung. Wir müssen und wollen etwas für den Natur- und Artenschutz
TRAUERANZEIGEN
machen“, sagt Siegmund Stähle, Jagdpächter des gemeinschaftlichen Jagdbezirkes Langenargen, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Wildschäden sind ein dauernder Streitgrund zwischen Jagdpächtern einerseits und Forst- und Landwirten andererseits. Dabei sind die Ursachen für die ständigen Ausflüge von Reh, Wildschwein & Co. auf heimische Acker mit der dramatischen Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu erklären. Wild braucht neben ungestörten Ruheplätzen im Laufe eines Jahres ausreichend Nahrung. In unserer immer Arten armer werdenden Kulturlandschaft müssen die Tiere mit ständigen Störungen und Futterknappheit leben. Bauer Erich Dillmann kennt die Folgen: „eine davon ist, dass Wildtiere Bäume schälen, ganze Jungtriebe oder bestellte Äcker leer fressen und wir den Schaden haben.“
Auf einer ein Hektar großen nicht mehr landwirtschaftlich genutzten und von Josef Müller aus Mariabrunn zur Verfügung gestellten Fläche schaffen die Oberdorfer Landwirte Martin Schöllhorn, Christoph Gierer und Erich Dillmann gemeinsam mit Siegmund Stähle derzeit einen sogenannten Wildacker. „Ziel ist es, unser heimisches, dem Jagdrecht unterliegendem Wild, aber auch Vögeln und anderen Tieren einen Lebensraum mit entsprechender Äsungs- und Deckungsfläche zu schaffen. Wenn Rehe, Wildschweine oder auch Hasen die Fläche nutzen, sind auch der Fuchs und andere Räuber nicht weit, was dem natürlichem Lebenskreislauf guttut. Für die Landwirtschaft sind die nützlichen Insekten zudem ein großer Gewinn, da sie Schädlinge fressen und somit fernhalten“, erklärt Stähle. Dabei unterscheidet der Jagdpächter zwischen einem Wildacker und den bekannten Blühwiesen, die vornehmlich für Bienen und andere Insekten von heimischen Bauern in der jüngsten Vergangenheit vermehrt angelegt wurden.
Laut dem Experten sei es wichtig, bei der Auswahl der Samenmischungen
die örtlichen Bodenbeschaffenheiten zu beachten. „Ein ganzer Zentner mit verschiedenen Kleearten, mit Schafgarbe, Ringelblumen, Getreide- und Kohlsorten sowie zahlreichen Kräutern, die speziell für das heimische Wild zusammengestellt sind, eigenen sich ideal für diesen Standort. So ist es uns möglich, durch die Kohlsorten bis in den Frühwinter hinein einen gut gedeckten Gabentisch für die Tiere bereitzustellen“, hofft Stähle.
Bevor die Leckereien jedoch wachsen und gedeihen, muss die Fläche aufwendig mit schwerem Gerät vorbereitet werden: „Zweimal erfolgt eine Auflockerung des Bodens, um im Anschluss mit einer
Kreiselegge die Erde weiter zu verfeinern. Mit der Sämaschine werden die Samen schließlich ausgebracht, bevor der Boden mittels einer Walze verdichtet wird“, erklärt Landwirt und Obstbaumeister Christoph Gierer. Läuft wettertechnisch alles gut und stellt sich zu den warmen Temperaturen Regen ein, könnten die tierischen „Gäste“bereits im Laufe des Hochsommers auf dem Wildacker ein reichliches Nahrungsangebot vorfinden. Stähle lobt die vorbildliche und effektive Zusammenarbeit zwischen Jäger und Obstbauern: „Meines Wissens nach ein einmaliges Projekt, dass es in dieser Form bei uns noch nicht gegeben hat.“