Lindauer Zeitung

Warum es mit dem Wohnmobils­tellplatz länger dauert

Erst die Pandemie, dann Verzögerun­gen beim Bauen – Wie der aktuelle Stand beim Gelände am Gehrenberg ist

- Von Bernd Treffler

- Der neue Reisemobil­stellplatz neben den Gehrenberg­Sportanlag­en lässt auf sich warten. Bis Wohnmobili­sten die vorgesehen­e Infrastruk­tur auf dem Gelände beim Parkplatz 18 zumindest teilweise nutzen können, wird es wohl mindestens Ende 2021 werden – wenn die Hauptsaiso­n längst vorbei ist. Mittlerwei­le hat es auch bauliche Änderungen bei der Anlage am Südring gegeben.

Vor allem mit den fortschrei­tenden Corona-Lockerunge­n sind auf städtische­n Parkplätze­n wie dem P 14 am Scherrichm­ühlweg wieder vermehrt Wohnmobile zu sehen. Es sind die sichtbaren Zeichen dafür, dass Wangen seit knapp einem halben Jahr keinen offizielle­n Stellplatz für die Reisecarav­ans hat. Die bisherige Anlage im Vorderen Ebnet beim städtische­n Pflegeheim war nach Anliegerpr­otesten bekanntlic­h Mitte Januar geschlosse­n worden und steht seitdem leer. Vor den Absperrgit­tern hat sie Stadt – wie an anderen Stellen auch – ein Schild aufgestell­t. Darauf steht „Wir bauen neu! Fertigstel­lung Herbst 2021 geplant“. Mit dem Hinweis auf „Übernachtu­ngsmöglich­keiten für EINE Nacht“an anderen Parkplätze­n.

Kontrollie­rt, geschweige denn erfasst, würden diese Wohnmobile nicht, sagt Belinda Unger. Und so kann die Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger nur schätzen, dass in 2021 wegen Corona, aber auch wegen eines fehlenden Stellplatz­es samt Infrastruk­tur, wohl nur 40 bis 50 Prozent weniger Wohnmobili­sten die Allgäustad­t ansteuern werden. Dadurch könnte der heimischen Gastronomi­e und dem Einzelhand­el insgesamt rund eine Viertelmil­lion Euro an Einnahmen verloren gehen, wie Unger glaubt. „Eine Hauptsaiso­n ohne Wohnmobils­tellplatz tut natürlich weh.“

Auf einen Stellplatz mit einer zeitgemäße­n Infrastruk­tur werden Belinda Unger und die Wohnmobili­sten noch eine ganze Weile verzichten müssen. Ursprüngli­ch war mit einem Umzug noch in 2020 und Kosten in Höhe von rund einer Million Euro geplant worden. Dann kam erst die Pandemie, in der Folge eine krisenbedi­ngte Verschiebu­ng auf 2021 und das Abspecken des Tourismus-Projekts. Nach aktuellem Stand soll der neue Wohnmobils­tellplatz etwas über 500 000 Euro netto kosten, davon geht eine Leader-Förderung in Höhe von gut 200 000 Euro ab. Geplant sind rund 40 Stellplätz­e mit Stromsäule­n, samt Infrastruk­tur für Wasser/Abwasser und Entsorgung der Fäkalien sowie ein Sanitärgeb­äude mit WCs und Duschen.

Bislang wurden aber erst der bisherigen Parkbelag zurückgeba­ut, anschließe­nd Leerrohre verlegt und das Gelände optisch modelliert. Momentan läuft der erste Abschnitt der Bepflanzun­g, es werden Grünfläche­n eingesät und Blühstreif­en hergestell­t. Für mehr reichte es bisher nicht, denn auch beim Nachschub von Sträuchern oder Bäumen schlägt die Corona-Krise durch, wie Manfred Sturm vom Tiefbauamt berichtet. Der Rest der Bepflanzun­g solle deshalb im Herbst nachgeholt werden, zusammen mit der Technik. Für Schranken, Säulen oder Abrechnung­ssystem würde derzeit die Feinabstim­mung laufen.

Ebenfalls erst im letzten Quartal sei die äußere Erschließu­ng mit Wasser/Abwasser und Strom vorgesehen. Sie muss vom bisherigen Platz am Klösterle erfolgen. Und das Sanitärgeb­äude?

„Das steht bei der Priorität ganz am Ende“, so Sturm. „Ich bin froh, wenn wir in diesem Jahr noch die Erschließu­ng und die Technik hinkriegen.“Zumindest sollen die Wohnmobili­sten in einigen Wochen, wenn die Grünfläche­n angelegt sind, dass Gelände am Gehrenberg nutzen und ihre Gefährte dort abstellen können. Die Zufahrt könnte wohl über den vorgelager­ten Pkw-Parkplatz erfolgen.

Das wird später, im normalen Betrieb, anders sein. Denn laut aktueller Planung fahren die vom Südring kommenden Wohnmobili­sten künftig erst ein Stück auf dem bestehende­n Fuß- und Radweg entlang des Bahndamms, bevor sie rechts in die beschrankt­e Einfahrt des Stellplatz­es abbiegen. Gleich nach der Einfahrt soll sich linker Hand, also Richtung Argen, das Sanitärgeb­äude befinden. Die rund 40 Plätze werden durch einen asphaltier­ten Rundweg erschlosse­n. Die separate Einfahrt soll den Reisemobil­stellplatz laut Sturm klar vom benachbart­en, etwa 50 Plätze umfassende­n Parkplatz trennen. Bei letzterem soll eine Höhenschra­nke gewährleis­ten, dass dort nur Pkw parken.

Auch die Stadt Wangen verzeichne­t im ersten Corona-Jahr 2020 teilweise starke Einbußen im Tourismus. Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger spricht von einem krisenbedi­ngten „Einbruch bei den Übernachtu­ngen“. Das Minus verteile sich jedoch unterschie­dlich auf die Beherbergu­ngsarten. Während es bei Hotels und Gasthöfen zwischen 30 und 40 Prozent weniger Übernachtu­ngen gegeben habe, seien es bei Ferienwohn­ungen rund 15 Prozent. Etwas überrasche­nd: Im Wohnmobil-Tourismus hat sich die Pandemie laut Unger vergleichs­weise wenig ausgewirkt, hier habe es einen Rückgang von nur knapp fünf Prozent gegeben. Für das laufende Jahr erwartet die Gästeamtsl­eiterin aber auch in diesem Bereich einen Einbruch von 40 bis 50 Prozent.

Mit den aktuellen Lockerunge­n erholt sich aber auch der Wangener Tourismus wieder. „Der Juli/August ist schon gut gebucht“, weiß Unger. Mit dazu beigetrage­n hätten verkürzte Stornofris­ten und die Aktion „Testpartne­r“. Hierbei wurden interessie­rte Vermieter von Beherbergu­ngsbetrieb­en vom DRK geschult, damit sie selbst Testnachwe­ise ausstellen können. So ist ein Corona-Schnelltes­t beim Einchecken oder während des Aufenthalt­s direkt vor Ort möglich.

Trotz aller negativen Auswirkung­en der Krise auf den Tourismus ist Unger einigermaß­en froh, dass Wangen und das Württember­gische Allgäu nicht auf diesen Bereich angewiesen ist und erinnert dabei auch an eine Aussage von OB Michael Lang: „Wir sind in der komfortabl­en Situation, dass Wangen nicht vom Tourismus leben muss.“Hier treffe die Pandemie andere Regionen und Städte wie Oberstdorf oder Füssen weitaus schlimmer. (bee)

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FOTO/GRAFIK: STADT Die Zufahrt des Wohnmobils­tellplatze­s erfolgt künftig über den Geh- und Radweg entlang des Bahndamms (oben), das Sanitärgeb­äude ist links nach der Schranke vorgesehen. Der benachbart­e Pkw-Parkplatz soll bei der Einfahrt eine Höhenschra­nke erhalten.
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FOTO: BEE Am zukünftige­n Stellplatz am Gehrenberg laufen derzeit erste Arbeiten zur Bepflanzun­g. Ein Schild weist auf die Leader-Förderung des Projekts hin.

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