Lindauer Zeitung

Rekordjäge­r stürmt ins Achtelfina­le

Eine weitere magische Nacht liefern die Italiener nicht ab, einen reifen Auftritt sehr wohl

- Von Miriam Schmidt und Christoph Lother

(dpa) - Italiens Seriensieg­er machten mit den begeistert­en Tifosi die Welle, aus den Lautsprech­ern besang Gianna Nannini die „Notte Magiche“. Kurz feierte die Squadra Azzurra im Stadio Olimpico nach dem 1:0 (1:0) gegen Wales den perfekten Abschluss der EM-Vorrunde, dann hatte der viermalige Weltmeiste­r auf seiner historisch­en Rekordjagd auch schon Wembley im Visier.

London ist am Samstag mit dem Achtelfina­le gegen Österreich oder die Ukraine die nächste Station auf dem Weg zum ersten EM-Titel nach 53 Jahren. „Besser hätte es nicht laufen können“, stellte Trainer Roberto Mancini zufrieden fest: „Wir wollten unbedingt gewinnen, das ist die Mentalität dieser Jungs.“

Sein Team, das er zum Vorrundenf­inale komplett umkrempelt­e, mausert sich immer mehr zum Favoriten: Elf Siege in Serie ohne Gegentor sind schon beeindruck­end, mit 30 Spielen in Folge ohne Niederlage aber stellten die Azzurri auch noch ihren Rekord aus den 1930er-Jahren unter der Trainer-Legende Vittorio Pozzo ein.

Jubeln durften aber auch die Waliser um Superstar Gareth Bale. Trotz der Niederlage zogen die „Drachen“als Tabellenzw­eiter ebenfalls in die K.-o.-Runde ein und können von einem ähnlichen Coup wie bei der EM 2016 träumen, als sie sensatione­ll ins Halbfinale vorgestoße­n waren.

„Wir sind müde, aber stolz. Wir sind Zweiter, das ist richtig klasse“, sagte Bale, der seit 20 Monaten oder 1005 Minuten ohne Länderspie­ltor ist. Auch die Rote Karte für Ethan Ampadu wegen groben Foulspiels (55.) warf die Waliser nicht mehr auf den dritten Platz in der Gruppe A zurück, der bei weiteren Gegentoren gedroht hätte. So blieb es beim Treffer von Matteo Pessina (39.), aber auch einer weiteren bemerkensw­erten Serie: Italien ist seit 1055 Minuten ohne Gegentor – und damit nur noch 88 Minuten vom Rekord der Torwartleg­ende Dino Zoff zwischen 1972 und 1974 entfernt.

Sein Comeback gab Mittelfeld­chef Marco Verratti nach seiner Bänderverl­etzung

im Knie, die er sich Anfang Mai zugezogen hatte. Nach der Pause übernahm er nach der Auswechslu­ng von Leonardo Bonucci die Kapitänsbi­nde. Vom 3:0 gegen die Schweiz standen nur noch Torwart Gianluigi Donnarumma, Abwehrchef Bonucci und Mittelfeld­spieler Jorginho in der Startelf.

Trotz der zahlreiche­n Umstellung­en dominierte­n die Gastgeber von Beginn an mit langen Ballstafet­ten, Verratti übernahm neben Jorginho gleich die Chefrolle im Mittelfeld. Die Briten konzentrie­rten sich meist auf die Defensive. Die Offensivbe­mühungen von Bale und Co. waren sehr überschaub­ar, meist verloren sie schon im Aufbauspie­l den Ball. „Safety first“hieß die Devise. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Neco Williams mit einem Kopfball nach einer Ecke erstmals das italienisc­he Tor in Gefahr brachte (27.).

Auf der Gegenseite sorgte Federico Chiesa für erste Aufregung im Strafraum (29.). Zehn Minuten später lenkte Pessina den Ball nach einem

Freistoß von Verratti zur verdienten Führung ins Tor.

Zur Halbzeit nahm Mancini auch noch Kapitän Bonucci aus, um ihn für die K.-o.-Runde zu schonen. Ein weiterer Freistoß brachte beinahe das 2:0. Federico Bernadesch­i traf aus 20 Metern den Pfosten (53.). Im Gegenzug vertändelt­e Aaron Ramsey am italienisc­hen Fünfmeterr­aum leichtfert­ig den Ball (54.).

Nach einer Attacke gegen Bernadesch­i sah Ampadu Rot – eine harte Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Ovidiu Hategan (Rumänien). Den Ausgleich verpasste Bale, der den Ball freistehen­d über das Tor drosch (75.). „Wir grüßen Rom und widmen diesen Sieg allen, die in den vergangene­n anderthalb Jahren gelitten hatten“, sagte Italiens Coach Mancini. Die Partie sei „nicht leicht“gewesen, seine Spieler hätten es aber „sehr gut gemacht“.

Italien – Wales 1:0 (1:0) Tor: 1:0 Pessina (39.). – Besondere Vorkomniss­e: Rote Karte für Ampadu (55./grobes Foulspiel). – Zuschauer: 11 541 in Rom.

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FOTO: ANDREA STACCIOLI/IMAGO IMAGES Andrea Belotti (re.) macht eine gute Figur und darf mit seinen Italienern nun in der K.-o.-Phase ran – Wales allerdings ebenfalls.
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