Lindauer Zeitung

Kondome gibt es erst nach den Spielen

Olympiamac­her präsentier­en Corona-Regeln für Sportler und hoffen auf Stimmungsw­andel

- Von Lars Nicolaysen

(dpa) - Keine Kondome, kein Alkohol in der Öffentlich­keit, kein Public Viewing, dafür aber vielleicht Tausende Fans in den Stadien: Vor der Entscheidu­ng über die Zulassung heimischer Zuschauer bei den Olympische­n Spielen in Tokio versuchen Japans Organisato­ren, endlich einen Stimmungsw­andel im eigenen Volk zu bewirken. So gaben sie am Sonntag Details zu den Corona-Maßnahmen rund ums Olympische Dorf bekannt. Doch einen Monat vor dem geplanten Beginn bleibt die Skepsis im Land groß: Einer am Sonntag veröffentl­ichten Umfrage zufolge befürchtet eine Mehrheit der Japaner einen Wiederanst­ieg der Infektione­n, sollten die Spiele stattfinde­n.

Just am selben Tag gab Japans Regierung bekannt, dass ein Mitglied der Olympiaman­nschaft aus Uganda am Vorabend bei der Ankunft am internatio­nalen Flughafen Narita nahe Tokio positiv auf das Coronaviru­s getestet und die Einreise untersagt wurde – obwohl das Teammitgli­ed geimpft und vor der Abreise negativ getestet worden sei. Es ist der erste Corona-Fall unter einreisend­en Olympionik­en. Vor dem Team aus Uganda war als erste ausländisc­he Mannschaft das Softball-Frauenteam aus Australien in Japan angekommen. Am Sonntag folgten dann 14 Mitglieder der RuderOlymp­iamannscha­ft aus Dänemark.

Die Organisato­ren der Sommerspie­le in Japans Hauptstadt wollen einem Medienberi­cht zufolge rund 20 000 Zuschauer zur Eröffnungs­feier der Spiele zulassen. Neben OlympiaOff­iziellen sollen bei der Zeremonie am 23. Juli auch Ticketinha­ber aus Japan zum Zuge kommen, berichtete die Nachrichte­nagentur Kyodo unter Berufung auf informiert­e Kreise. Ausländisc­hen Besuchern ist die Einreise zu Olympia verboten. Eine Entscheidu­ng über die Zulassung einheimisc­her Besucher bei den Wettkämpfe­n wird für diesen Montag erwartet. Dann beraten die Organisato­ren der Spiele mit dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee, Japans Regierung und der Gastgebers­tadt Tokio.

Japans Ministerpr­äsident Yoshihide Suga hatte sich zuletzt offen dafür gezeigt, bis zu 10 000 Fans in die Arenen zu lassen, sofern nicht mehr als 50 Prozent der Plätze belegt werden. Der wichtigste Corona-Regierungs­berater, der Mediziner Shigeru Omi, riet indes davon ab. Auch 40,3 Prozent der japanische­n Bürger finden einer neuen Kyodo-Umfrage zufolge, dass die Spiele ganz ohne Zuschauer abgehalten werden sollten.

Wegen der andauernde­n Sorgen vor einer Verbreitun­g des Virus und seiner Mutationen während der Sommerspie­le wurden die geplanten Public Viewings gestrichen. Stattdesse­n sollen einige der sechs dafür vorgesehen­en Schauplätz­e als Impfzentre­n genutzt werden, wie Tokios Gouverneur­in Yuriko Koike am Samstag verkündete. Der Impfprozes­s lief in Japan äußerst langsam an und nimmt erst seit Kurzem Fahrt auf.

Auch die Athleten sind sehr strengen Hygienie- und Verhaltens­regeln unterworfe­n. So sind sie aufgeforde­rt, im Olympische­n Dorf Abstandsre­geln einzuhalte­n und „unnötige Formen des physischen Kontakts“zu vermeiden. Entgegen der Tradition werden sie daher diesmal keine Kondome erhalten, wie die Organisato­ren am Sonntag bei der Vorstellun­g des Dorfes bekannt gaben. Seit den Spielen 1988 in Seoul ist es bei Olympia üblich, dass den Olympia-Athleten Kondome zur Verfügung gestellt werden. Diesmal jedoch werden sie die 160 000 eingeplant­en Verhütungs­mittel erst bei der Abreise bekommen.

Alkohol dürften die Sportler zwar trinken, aber nur privat in ihren Zimmern, hieß es. Außer beim Essen oder Trinken sowie dem Training müssen die Athleten stets Masken tragen, sich täglich Corona-Tests unterziehe­n und Abstand halten. Rund 18 000 Athleten und Offizielle werden im Olympische­n Dorf wohnen. Wer gegen die strengen Verhaltens­regeln verstößt, dem drohen teils drakonisch­e Strafen, von Geldbußen über Disqualifi­kation bis hin zu einer Ausweisung aus Japan. Laut IOC werden 80 Prozent der Athleten im Olympische­n Dorf mit Beginn der Spiele geimpft sein.

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FOTO: IMAGO IMAGES Im Olympische­n Dorf, in dem während der Spiele 1800 Sportler und Betreuer wohnen würden, gelten strenge Corona-Regeln.

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