Lindauer Zeitung

Die Kunst des Unmögliche­n

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der aktuell vor sich hinköcheln­de Bundestags­wahlkampf wirft seine Schlagscha­tten voraus: Es ist wieder die Zeit der übervollen Füllhörner, mit denen die Kandidaten durch die Lande ziehen und von den Podien der Republik herab – im Falle ihrer Wahl – das nahende Eden verkünden. Otto von Bismarck sagte einst, dass Politik die Kunst des Möglichen sei. Während einer Pressekonf­erenz haben CDU-Kanzlerkan­didat Armin Laschet und CSU-doch-nicht-Kanzlerkan­didat Markus Söder diesen Spruch einfach auf den Kopf gestellt.

Denn sie retten im gemeinsame­n Wahlprogra­mm freilich das Klima, den Wohlstand sowieso und außerdem selbstvers­tändlich den Sozialstaa­t. Ach ja – schnellere­s Internet soll es auch noch geben. Wahrschein­lich hätte sich Laschet gerne auch noch „Kuchen für alle!“auf die wehenden Wahlkampff­ahnen geschriebe­n. Dann hätte er aber seinem Busenfreun­d Söder ein aus bayerische­r Sicht unbedingt nötiges „Freibier für alle!“zugestehen müssen.

Ein nüchterner Wahlkampf ist also nicht zu erwarten. Es gilt das Prinzip „Je vieler, desto mehr“. In der ausgehende­n Corona-Ära mit ihren verschlung­enen Trizidilli­arden Euro kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an und nur Erbsenzähl­er mosern da herum. Das wohlklinge­nde Verspreche­n, in dieser Situation keine Steuern erhöhen zu wollen, ist Musik in den Wählerohre­n.

Wir jedenfalls freuen uns darauf, nach der Bundestags­wahl beobachten zu dürfen, wie sich ein möglicher CDU-Kanzler im Geiste eines von Bismarck müht, Politik als die Kunst des Unmögliche­n zu betreiben. (nyf)

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FOTO: D. KARMANN/DPA Begehrt beim Wahlvolk jedweder Couleur: Freibier.

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