Lindauer Zeitung

Angst vor dem Unions-Virus

CDU-Mitglieder halten SMS von Parteichef Armin Laschet für Schadsoftw­are

- Von Kara Ballarin

- In Berlin stellt CDUChef und Kanzlerkan­didat Armin Laschet am Montag gerade das Programm zur Bundestags­wahl vor, als Tausende Parteimitg­lieder deutschlan­dweit eine SMS erhalten – angeblich von Laschet selbst. Ist das echt? Ist das schädliche­r Spam? Die Verunsiche­rung unter Mitglieder­n war noch 24 Stunden später groß.

Es ist noch nicht lange her, da haben Smartphone-Nutzer angeblich von Paketzuste­llern so manche SMS bekommen. „Ihre Bestellung ist unterwegs. Klicken Sie auf folgenden Link, um die Sendungsve­rfolgung zu öffnen“, hieß es da etwa. Wer dem Link folgte, lud sich ein Virus aufs Telefon, oder wurde selbst unfreiwill­ig zum Verbreiter solcher Links. Die Spam-Welle soll in Zusammenha­ng mit einem Datensatz von 500 Millionen Facebook-Nutzern stehen, der dem Unternehme­n abhanden gekommen ist.

Daran mussten viele CDU-Mitglieder denken, als sie am Montag eine SMS mit folgendem Inhalt bekommen haben: „Hallo, hier ist Armin Laschet. Unser Plan für Deutschlan­d steht! Jetzt braucht es noch das Team. Ich zähle auf Sie! Mehr hier“– gefolgt von einem Link.

„Wir sind dazu auch schon angefragt worden“, erklärt Manfred Ehrle, Geschäftsf­ührer des CDU-Bezirksver­bands Württember­g-Hohenzolle­rn, am Dienstagmi­ttag. „Ich rate erstmal allen, das nicht aufzumache­n“, sagt er. Gewundert habe er sich allein schon über die Ansprache. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Armin Laschet so eine plumpe SMS verschickt“, so Ehrle. Er selbst habe die Nachricht umgehend gelöscht.

Eine Sprecherin der Bundespart­ei in Berlin sorgt schließlic­h auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“für Klarheit – und gibt Entwarnung. „Das war kein Hacker-Angriff und kein schädliche­r Link“, erklärt sie. „Die SMS kam tatsächlic­h von uns.“Die Parteizent­rale habe die Nachricht all jenen Mitglieder­n geschickt, die ihre Mobiltelef­onnummern hinterlegt hätten und zudem damit einverstan­den seien, darüber Informatio­nen zu erhalten – ganz im Einklang mit Datenschut­zvorgaben.

Tatsächlic­h leite der Link zum Wahlprogra­mm, so die Sprecherin. Sie berichtet von sehr vielen positiven Rückmeldun­gen von Mitglieder­n, die sich über diese Art der Informatio­nsverbreit­ung gefreut hätten. „Es gab aber auch vereinzelt­e Nachfragen, in der Tat.“

Warum die Verwirrung? Blicken CDU-Mitglieder besonders skeptisch auf die neuen Technologi­en? Auch auf diese Frage hat die Sprecherin der Bundespart­ei eine Antwort: Diese Art der Kommunikat­ion ist schlicht neu. Bislang habe es noch nie Nachrichte­n per SMS an die Mitglieder gegeben. Bei Parteitage­n komme es vor, dass Delegierte auch mal per SMS darüber benachrich­tigt würden, dass ein Wahlgang anstehe und sie bitte wieder in den Saal zurückkehr­en sollten. „Dass wir flächendec­kend Mitglieder per SMS versorgen, ist aber tatsächlic­h neu“, so die Sprecherin.

Bezirksges­chäftsführ­er Ehrle hat einen Vorschlag, wie Zweifel künftig ausgeräumt werden könnten. „Es wäre gut, bei einer solche SMS den Absender anzuzeigen, oder die Mitglieder darauf vorzuberei­ten, damit man sicher sein kann, es kommt von Armin Laschet.“Gegen eine SMS habe niemand was, „aber sie sollte vertrauens­würdig sein“, so Ehrle.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Deutschlan­dweit haben CDU-Mitglieder am Montag gerätselt, ob sie tatsächlic­h eine SMS von ihrem Parteivors­itzenden und Kanzlerkan­didaten Armin Laschet erhalten haben – oder Spam.

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