Lindauer Zeitung

Kretschman­n fordert mehr Geld für Ganztagsbe­treuung

Bund plant Rechtsansp­ruch auf Platz für Grundschül­er – Südwest-Regierungs­chef moniert fehlende Finanzieru­ng

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(dpa) - Baden-Württember­g dringt wegen des vom Bund geplanten Rechtsansp­ruchs auf Ganztagsbe­treuung für Grundschul­kinder auf mehr Geld aus Berlin. „Auch das Gute muss man bezahlen können“, sagte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Dienstag. „Das ist völlig unterfinan­ziert.“Er werde versuchen, den Vermittlun­gsausschus­s des Bundesrats anzurufen, damit die Länder mit dem Bund neu über die Finanzieru­ng verhandeln können. „Wer bestellt, muss auch bezahlen“, sagte Kretschman­n. Auch Hessen und Niedersach­sen haben Widerstand angekündig­t.

Die Pläne sehen vor, dass die Eltern von Kindern, die ab dem Sommer 2026 eingeschul­t werden, in den ersten vier Schuljahre­n einen Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung bekommen. Kretschman­n sagte, zwar befürworte seine grünschwar­ze Landesregi­erung den Ausbau der Betreuung, doch der Bund wolle von den Personal- und Betriebsko­sten nur zwölf Prozent übernehmen. „Es ist klar, dass es zumindest hälftig finanziert werden muss.“Er habe intern schon signalisie­rt, dass er bei einem Anteil des Bundes von unter 30 Prozent das Gesetz nicht mittragen könne.

Der Bundestag hatte den Rechtsansp­ruch mit den Stimmen der großen Koalition beschlosse­n. An diesem Freitag soll der Bundesrat sich damit beschäftig­en. Kretschman­n sagte auf die Frage, was er tue, wenn es keine Erhöhung der Bundesmitt­el gebe: „Höchstwahr­scheinlich muss ich das dann ablehnen.“

Der Bund stellt den Bundesländ­ern Investitio­nshilfen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung und will sich mit knapp einer Milliarde Euro pro Jahr an den Betriebsko­sten beteiligen. Es sei immer das Gleiche, sagte Kretschman­n. Der Bund locke mit relativ hohen Investitio­nsmitteln, doch bei den Betriebsko­sten sei „Feierabend“. Auf Baden-Württember­g kämen im Jahr 2030 Kosten von einer Milliarde Euro zu.

Um überall Ganztagspl­ätzezu garantiere­n, sind Investitio­nen in Räume und Ausstattun­g nötig und es müssen Erzieherin­nen und Erzieher gefunden werden. Der Gemeindeta­g geht für Baden-Württember­g davon aus, dass bis 2025 etwa 200 000 zusätzlich­e Plätze geschaffen werden müssen.

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