Lindauer Zeitung

Neue Corona-Hilfen für Bus und Bahn

Zwei Milliarden Euro sollen das Überleben der Nahverkehr­sbetriebe sichern – Grün-geführte Länder bremsen

- Von Dorothee Torebko

- Der Öffentlich­e Nahverkehr gehört zu den wohl größten Verlierern der Pandemie. Busse und Bahnen fuhren monatelang leer durch die Republik, während die Verkehrsun­ternehmen das Angebot größtentei­ls aufrechter­hielten. Milliarden­verluste sind auch im Jahr 2021 vorprogram­miert. Bund und Länder haben nun ein zweites Hilfspaket geschnürt. Doch der Einigung war ein Konflikt vorausgega­ngen: Die Bundesregi­erung warf den Ländern vor, sich vor der finanziell­en Beteiligun­g zu drücken. Worum es geht und was der Südwesten unternimmt.

Die Branche braucht rund sieben Milliarden Euro, um zuverlässi­g Busse und Bahnen fahren zu lassen. Deshalb hat die Bundesregi­erung im vergangene­n Jahr 2,5 Milliarden Euro in die Rettung des ÖPNV gesteckt. Ebenfalls 2,5 Milliarden sollten von den Ländern kommen. Doch die investiert­en zunächst nur kleckerwei­se, monierte der Bundesrech­nungshof im Mai. Dabei sollen ausgerechn­et die grün geführten Länder wie Bremen und Baden-Württember­g Gelder zurückgeha­lten haben, während Länder wie Berlin und Brandenbur­g ihre Zusage einhielten.

Die Gründe für die Zurückhalt­ung bei der anteiligen Finanzieru­ng sind unterschie­dlich. Beispiel Bremen: Wie hoch der Verlust der Bremer Straßenbah­n AG ist, wird erst im dritten Quartal des Folgejahre­s geklärt, also bis Ende September. Bevor Geld ausgeschüt­tet wird, wartet die Verwaltung den Jahresberi­cht ab. So kann passgenau investiert werden. Darüber hinaus sei die „Liquidität zu jeder Zeit sichergest­ellt“, teilte ein Sprecher der Verkehrsse­natorin Maike Schaefer (Grüne) mit. „Es war und ist immer beabsichti­gt, die Schäden

zu 100 Prozent auszugleic­hen – auch mit Landesmitt­eln“, heißt es aus Bremen.

Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nisterium „bekennt sich ausdrückli­ch zur paritätisc­hen Finanzieru­ng der Gesamtlast­en“. Zwar habe Baden-Württember­g im Jahr 2020 vordringli­ch die Mittel des Bundes verwendet. „Dies steht jedoch in keinem Zusammenha­ng zur Bereitscha­ft des Landes, sich zu beteiligen“, heißt es in einem Statement.

Lange bevor der Bund Gelder angekündig­t habe, hatte das Land 200 Millionen Euro zur Rettung des ÖPNV zur Verfügung gestellt, wovon 14 Millionen ausgegeben wurden. Darüber hinaus war der Schaden für die Verkehrsun­ternehmen nicht so hoch, wie die Bundesregi­erung angenommen hatte. So reichten die Bundesmitt­el aus.

Um eine ähnliche Situation wie 2020 zu vermeiden, hat die Bundesregi­erung die Zahlungen nun an Bedingunge­n geknüpft. In einer ersten Tranche sollen 500 Millionen Euro vom Bund kommen. Erst wenn auch die Länder liefern, sollen weitere 500 Millionen investiert werden. „Damit soll gewährleis­tet werden, dass die Länder ihre zugesagten Finanzieru­ngsbeiträg­e zeitgerech­t erbringen und der Bund nicht – wie im Jahr 2020 geschehen – in eine Vorfinanzi­erung tritt“, heißt es in dem Gesetzesen­twurf, über den der Bundestag am Donnerstag final abstimmt.

Aus Baden-Württember­g hieß es, dass die Länder bereit seien, die geplante Auszahlung in zwei Tranchen zu akzeptiere­n. Gleichwohl stelle dies einen „erhebliche­n und nicht nötigen Verwaltung­saufwand dar“. Denn die Länder müssten in die Vorfinanzi­erung gehen, der „nachträgli­chen Abwicklung­saufwand“verursache.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Während der Pandemie sanken die Fahrgastza­hlen, das brachte viele Busunterne­hmen vor Probleme.

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