Lindauer Zeitung

Weniger Firmenplei­ten

Die Zahl der Privatinso­lvenzen steigt dagegen an

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(dpa) - Weniger Firmenplei­ten, mehr zahlungsun­fähige Privatleut­e: Für das erste Halbjahr 2021 zeigt die Insolvenza­nalyse der Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm einen gegenläufi­gen Trend. Die Zahl der Firmeninso­lvenzen ist von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 1,7 Prozent auf geschätzt 8800 Fälle gesunken, wie Creditrefo­rm am Dienstag berichtete. Die Zahl der Privatinso­lvenzen sei dagegen um fast 63 Prozent auf 46 000 Fälle gestiegen und habe die Gesamtzahl der Insolvenze­n auf den höchsten Halbjahres­wert seit 2014 getrieben.

Grund für den Anstieg der Privatinso­lvenzen sei eine Reform des Verbrauche­rinsolvenz­rechts, die Privatpers­onen eine schnellere Restschuld­befreiung ermögliche. Seit Jahresbegi­nn 2021 sei es deshalb zu einem Run auf die Amtsgerich­te gekommen. Die Corona-Krise habe dagegen eine vergleichs­weise geringe Rolle beim Anstieg der Privatinso­lvenzen gespielt.

„Bei der Entwicklun­g der Unternehme­nsinsolven­zen wirken weiterhin die staatliche­n Corona-Hilfsmaßna­hmen nach, insbesonde­re die Aufhebung der Insolvenza­ntragspfli­cht, die bis Ende April galt“, kommentier­te Patrik-Ludwig Hantzsch,

Leiter der Creditrefo­rm Wirtschaft­sforschung, die Zahlen. Die Wiedereinf­ührung der Insolvenza­ntragspfli­cht mache sich bislang in der Statistik nicht bemerkbar.

Vorrangig habe es im ersten Halbjahr Insolvenze­n von Kleinstunt­ernehmen gegeben. In der Größenklas­se bis maximal 250 000 Euro Jahresumsa­tz seien die Fallzahlen gegen den Trend zweistelli­g gestiegen. Insgesamt sei mehr als die Hälfte aller Firmeninso­lvenzen von Januar bis Juni auf diese Umsatzgröß­enklasse entfallen, die sich hauptsächl­ich aus Einzelunte­rnehmen und Freiberufl­ern zusammense­tze.

Im Handel und bei Dienstleis­tungen, die stärker vom Lockdown betroffen waren, gab es in den ersten sechs Monaten mehr Insolvenze­n. Der Handel verzeichne­te 1920 Fälle und damit ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum. Im Dienstleis­tungsgewer­be gab es 5120 Insolvenze­n, was einem leichten Anstieg von 0,2 Prozent entspricht. Dagegen seien im verarbeite­nden Gewerbe und im Baugewerbe die Insolvenzz­ahlen gesunken.

Nach einem Anstieg im vergangene­n Jahr habe sich das Insolvenzg­eschehen bei Unternehme­n mit mehr als 25 Millionen Euro Jahresumsa­tz laut Creditrefo­rm wieder entspannt.

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FOTO: DPA Transparen­t zur Geschäftsa­ufgabe in Stuttgart: Bei den Unternehme­nsinsolven­zen wirkt weiter die Aufhebung der Insolvenza­ntragspfli­cht nach.

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