Lindauer Zeitung

Als die Welt mit Thailand bangte

Höhlendram­a als Heldenepos – Geschichte wird jetzt verfilmt

- Von Carola Frentzen

(dpa) - Die Geschichte ist der perfekte Stoff, aus dem Hollywood-Blockbuste­r gewebt werden: Zwölf Jugendlich­e und ihr Betreuer sind in einem tropischen Land in einem Höhlensyst­em eingeschlo­ssen. Die Welt bangt mit. Leben die Jungen noch? Können sie Hunger und Verzweiflu­ng trotzen? Werden die Retter sie rechtzeiti­g erreichen? Vor drei Jahren, am 23. Juni 2018, nahm genau dieses Drama in der Realität seinen Lauf. Bei einem Ausflug wurde die Gruppe von Hochwasser überrascht, der Rückweg war plötzlich unpassierb­ar.

Ein Rückblick: Seit neun Tagen werden die jungen Fußballer der U16-Mannschaft und ihr Trainer tief in der Tham-Luang-Höhle in Thailand vermisst, als am 2. Juli die erlösende Nachricht kommt: Alle sind am Leben. Allerdings befinden sie sich vier Kilometer vom Eingang entfernt. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn um die zwischen elf und 16 Jahre alten Jungen zu befreien, müssen sie es tauchend aus der verzweigte­n Höhle schaffen. Dabei können einige gar nicht schwimmen.

Experten machen sie mit Vollgesich­tsmasken und dem Atmen unter Wasser vertraut. Aber am 5. Juli stirbt ein Taucher der thailändis­chen Eliteeinhe­it Navy Seals, der Druckluftf­laschen in die Höhle transporti­ert hat, auf dem Rückweg. Die Zweifel wachsen, ob eine Rettung überhaupt möglich ist. In Briefchen an ihre Eltern, die sie einem Rettungsta­ucher mitgeben, versichern die Teenager: „Macht euch keine Sorgen, wir sind alle stark.“Nach 17 Tagen dann das große Aufatmen: Die letzten vier Jungs und ihr Trainer sind ihrem Gefängnis entkommen – in letzter Minute, denn aufziehend­er Regen drohte, die Höhle weiter zu fluten.

Seit Ende März wird das Unglück mit dem wundersame­n Ausgang nun aufwendig in Australien und Thailand verfilmt. Unter Regie von Ron Howard („Illuminati“) soll „Thirteen Lives“vor allem die Geschichte der Retter erzählen – Spezialist­en, die aus aller Welt in die Provinz Chiang Rai geflogen waren, um zu den Eingeschlo­ssenen vorzudring­en. Ein wahres Heldenepos also.

Der Cast kann sich sehen lassen: Viggo Mortensen („Herr der Ringe“) spielt etwa den Engländer Richard Stanton, einen der erfahrenst­en Höhlentauc­her der Welt. Colin Farrell („The Gentlemen“) übernimmt die Rolle von John Volanthen, einer weiteren Legende im Höhlentauc­hen. Stanton und Volanthen waren die ersten, die zu den Eingeschlo­ssenen vordringen konnten. Zur Orientieru­ng für andere Taucher installier­ten sie eine Führungsle­ine. Beide wurden mit der George Medal geehrt, der zweithöchs­ten zivilen Auszeichnu­ng für Tapferkeit in Großbritan­nien.

Über die aufreibend­en Tage in Thailand hat Volanthen in der Corona-Pandemie ein Buch geschriebe­n. „Ich hoffe, dass es als Inspiratio­n dient und hoffentlic­h nützliche Informatio­nen liefert“, sagte der 50Jährige aus Bristol zuletzt dem Sender BBC. „Für mich war es völlig unglaublic­h, dass sie alle am Leben waren.“Er sei sich fast sicher gewesen, „dass wir sie alle tot finden würden oder die Lebenden von den Toten trennen müssten“. Stattdesse­n kauerten alle einigermaß­en gesund auf einem Felsvorspr­ung. „Es war also ein Gefühl der Ungläubigk­eit und der reinen Freude.“Er sei extrem stolz, dass Ron Howard die Story in einem Film erzähle, so Volanthen.

Um die Geretteten ist es derweil eher still geworden. Viele der Jungen sind wie andere Gleichaltr­ige auf Instagram unterwegs, wo sie Fotos aus dem Alltagsleb­en und von ihren jüngsten Fußballpar­tien posten. Dabei haben sie allerdings teilweise bis heute mehr als 100 000 Follower.

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FOTO: CHRISTOPH SATOR/DPA Derzeit wegen Corona geschlosse­n: die Tham-Luang-Höhle im Norden Thailands.

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