Lindauer Zeitung

Naturgenus­s ja, aber mit Regeln

Ein beliebtes Ziel im Allgäu ist das Gunzesried­er Tal – Ein Warnschild soll Wildcampen und Falschpark­en im Schutzgebi­et künftig verhindern

- Von Marina Kraut

- „Das kann man doch wirklich nicht mehr übersehen!“Förster Hubert Heinl meint damit das neu angebracht­e Schild an der Mautschran­ke im Gunzesried­er Tal. „Sie befahren ein Landschaft­sschutzgeb­iet“steht darauf geschriebe­n. Darunter: Verbotszei­chen für Camper, Zelte und Lagerfeuer. Zudem weist das Schild darauf hin, dass die Mautstraße ab sofort nur noch zwischen 6 und 21 Uhr befahren werden kann.

Hintergrun­d für das neu angebracht­e Schild war der große Andrang an Besuchern. Vor allem im vergangene­n Corona-Sommer. Teilweise musste der Alpweg, der zur Scheidwang- oder Höllritzen­alpe führt, sogar gesperrt werden. Es waren zu viele Ausflügler mit Autos,

Campern oder Motorräder­n vor Ort. Weil die Parkplätze schnell belegt waren, parkten die Fahrzeuge wild. Zum Ärgernis der Älpler und Betreiber der Forstwirts­chaft, erklärt Martin Sichler, Vorstand des Alpwegever­bandes Autal. Es gab kein Durchkomme­n mehr.

Über eine Lösung für dieses Problem wurde lange diskutiert. Was kann man tun, im seit 1991 als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­nen Areal? Ein erster Schritt sei nun die Regelung, gekennzeic­hnet durch das Schild. Blaichachs Bürgermeis­ter Christof Endreß betonte jedoch, worauf die Regeltafel abzielt: „Wir wollen die Leute auf keinen Fall aussperren.“Vielmehr sei es eine Maßnahme, um auf die Verbote im Landschaft­sschutzgeb­iet hinzuweise­n. „Ein Naturgenus­s unter gewissen Rahmenbedi­ngungen“, sagt Endreß, solle es sein. Und dazu gehört das Verbot, dort im Camper zu übernachte­n.

Der Autalweg ist vom Frühjahr bis in den Herbst geöffnet. Insgesamt komme man so auf etwa 100 bis 120 Tage, an denen der Weg befahren werden kann. „Und an vielen Tagen gibt es keine Probleme“, sagt Endreß. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass der Weg primär für die Alp- und Forstwirts­chaft sei. Diese sind von der zeitlichen Beschränku­ng ausgenomme­n. Mit speziellen Chipkarten können die Berechtigt­en dauerhaft die Schranke passieren. Ebenso ist das mit Rettungskr­äften, wie etwa der Bergwacht. Touristen würden dagegen acht Euro bezahlen, um die Schranke passieren zu können. „Diese Maut wird ausschließ­lich für den Erhalt des Weges gebraucht“, erklärt Staatsförs­ter Heinl.

Damit niemand Wildparken muss, wurde am Ende des Weges zudem ein Parkplatz angelegt. 40 Parkbuchte­n, statt vormals 20 seien dort gekennzeic­hnet. „Wir bauen jetzt noch einen ganzen Schilderwa­ld auf“, sagt Sichler. Dann sei den Ausflügler­n hoffentlic­h klar, wo man parken darf. Denn das sei vermutlich nicht immer so gewesen, sagt Rolf Eberhardt, Geschäftsf­ührer vom Naturpark Nagelfluhk­ette. „Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich in Landschaft­sschutzgeb­ieten verhalten sollen.“Die Verantwort­lichen erhoffen sich durch die Verbotszei­chen „Bewusstsei­nsbildung“. Die Zahl der Ausflügler automatisi­ert zu zählen, um Besucherst­röme zu kontrollie­ren, das sei schwierig – und teuer. Ein Wanderbus, ja, das sei oft diskutiert worden. „Das ist eine Zukunftsfr­age“, sagt Eberhardt.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Während das Schild angebracht wird, diskutiere­n die Verantwort­lichen bereits darüber, ob nicht noch ein zweites, ein drittes notwendig sei. Damit auch wirklich jeder sieht, was auf dem Autalweg gilt.

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