Im Ziel kann Schaufler doch noch lachen
Ravensburger Triathlet hadert etwas mit seinen Rennen – Blick geht schon Richtung 2024
(sz/tk) - Die vergangenen Wochen sind nicht ganz so verlaufen, wie es sich Jannik Schaufler gewünscht hat. Beim Weltcup in Portugal kam der Triathlet aus Ravensburg zwar auf Rang 29 – zu den Top 15 fehlten Schaufler nur 40 Sekunden. Ganz zufrieden war der 24Jährige damit aber nicht. Beim Weltcup in Italien musste er auf der Radstrecke aufgeben. Und auch wenn sich Platz fünf bei den Finals in Berlin, der deutschen Meisterschaft, sehr gut anhört, weiß Schaufler: „Da wäre mehr möglich gewesen.“Allerdings begann das Rennen in der deutschen Hauptstadt für den Weingartener schon extrem unglücklich.
Nachdem ihm bei den Weltcups in Lissabon und Arzachena sein Heuschnupfen und die Nachwirkungen der Corona-Impfung zu schaffen gemacht hatten, fühlte sich Schaufler vor der deutschen Meisterschaft fit. Über die Sprintdistanz – 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen – rechnete er sich in Berlin einiges aus. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen war vor Ort, die 90 Triathleten hatten ungewohnt prominente TV-Präsenz. In diesem Rahmen wollte der gebürtige Weingartener bei den EliteMännern die vorderen Plätze in Angriff nehmen. Doch schon nach wenigen Sekunden schien das Rennen für den Triathleten des BundesligaTeams Saarbrücken gelaufen zu sein.
Beim Massenstart zum Schwimmen am Wannsee bekam Schaufler im Gedränge Richtung Wasser einen Ellenbogen in die Magengegend. Der 24-Jährige stürzte – und handelte sich gleich einen mächtigen Rückstand ein. Normalerweise ist Schaufler auf nationaler Triathlonebene einer der schnellsten Schwimmer. In Berlin stieg er nur als 52. aus dem Wasser. Auf seinen Mannschaftskollegen des Hylo Teams Saar, den späteren deutschen Meister Tim Hellwig, hatte Schaufler einen Rückstand von 37 Sekunden. „Das war mental schon hart”, sagt Schaufler über den verkorksten Start. Zumal die Radstrecke nicht dafür geeignet war, immens viel Zeit gutmachen zu können. „Der Radkurs war pfeilschnell“, berichtet Schaufler. „Die individuelle Klasse kam nicht so zum Tragen wie bei anderen Rennen.“
Der Ravensburger holte zwar Zeit auf und lag mit seiner Radzeit auf Rang 19. Auf Hellwig holte Schaufler neun Sekunden auf. Zu wenig, dachte er. „Spätestens mit dem Einbiegen auf die Stadionrunde hatte ich eigentlich die Gewissheit, dass die Spitzengruppe nicht mehr einzuholen sein würde“, erinnert sich Schaufler. Zu groß erschien der Rückstand vor dem abschließenden Lauf über fünf Kilometer.
Was dann jedoch folgte, beschrieb Schaufler so: „Niemals hätte ich gedacht, noch so weit nach vorne zu kommen.“Mit Lasse Nygaard Priester, ebenfalls vom Hylo Team Saar, pflügte Schaufler regelrecht durch das Feld. Priester hatte in 13:45 Minuten die mit Abstand beste Laufzeit der Profis, Schaufler lief die fünf Kilometer in 13:54 Minuten – das war die zweitbeste Zeit. Konkurrent um Konkurrent überholte der Ravensburger. „Nach der Hälfte der Laufstrecke hatten wir viele Favoriten, denen das Radfahren wohl zu schaffen machte, bereits einkassiert“, sagt Schaufler.
Von Platz 17 stürmte Schaufler so doch noch auf den fünften Gesamtrang nach vorne. Nur Hellwig (50:43 Minuten), Justus Nieschlag (50:51), Henry Graf (50:55) und Priester (51:06) waren letztlich schneller als Schaufler (51:15). „Damit war wahrlich nicht mehr zu rechnen. Das Kämpferherz hat gesiegt”, sagte Schaufler, der mit Platz fünf zufrieden war. „Ich weiß aber, dass mit einem glücklicheren Verlauf der ersten Disziplin ein Sprung auf das Podium möglich gewesen wäre.“Ein kleiner Trost war für ihn noch der Sieg in der Mannschaftswertung.
Weiter geht es für den Ravensburger nun in der französischen Triathlonliga.
„Die ist stark besetzt, da kann ich weitere Rennpraxis sammeln“, blickt Schaufler voraus. Im Juli folgt ein Höhentrainingslager in St. Moritz, Ende August startet er bei der Challenge Davos, im September noch beim Weltcup im tschechischen Karlsbad.
Dass die Olympischen Spiele in Tokio ohne ihn stattfinden, hat Schaufler erwartet. „In Deutschland gibt es ein kompliziertes Qualifikationsverfahren“, sagt Schaufler. Im fehlten schlicht Rennen, um noch Punkte sammeln zu können. „Es wäre schön gewesen, mich in Tokio mit der Weltelite zu messen, aber jetzt konzentriere ich mich auf die Spiele 2024“, sagt Schaufler. Paris steht jetzt schon dick im Kalender des 24-Jährigen.