Polizei sucht Motiv für Attacke in Würzburg
Ermittler gehen Hinweisen auf psychische Krankheit und islamistischen Hintergrund nach
(AFP) - Zwei Tage nach der Messerattacke in Würzburg mit drei Toten und sieben Verletzten hat die bayerische Stadt mit einem Trauergottesdienst unter großer bundesweiter Anteilnahme der Opfer gedacht. Das Geschehen bleibe „unfassbar sinnlos“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Sonntag bei der Veranstaltung im Würzburger Dom. Der Zustand einer von dem Täter schwer verletzten 39Jährigen besserte sich derweil.
Die Frau schwebte nach Angaben der Polizei vom Sonntag nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Die Beamten veröffentlichten auch Details zu den weiteren Opfern. Demnach handelt es sich bei den Getöteten um drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren.
Schwer verletzt wurden drei Frauen zwischen 39 und 73 Jahren, ein elfjähriges Mädchen sowie ein 16-jähriger Jugendlicher. Darüber hinaus wurden eine 26-Jährige und ein 57-Jähriger leicht verletzt. Sie konnten die Klinik inzwischen verlassen.
Ein 24-Jähriger aus Somalia hatte am Freitag zahlreiche Menschen in der Würzburger Innenstadt mit einem Messer attackiert, bevor er von Polizisten mit einem gezielten Schuss ins Bein gestoppt und überwältigt wurde. Der Täter sitzt wegen mehrfachen Mordes und Mordversuchs in Untersuchungshaft. Die Motive für sein Handeln sind bislang noch unklar und werden ermittelt.
An der Trauerfeier im Würzburger Dom nahmen unter anderem auch die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) sowie der in Würzburg lebende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.
Auch Vertreter der islamischen Gemeinden in Würzburg waren dabei. Regierungschef Söder sagte, das Verbrechen sei von Hass erfüllt gewesen und tue „unendlich weh“. Außerdem sicherte den Überlebenden und den Hinterbliebenen der Getöteten Hilfe zu. „Sie sind nicht allein.“
Söder mahnte in seiner Traueransprache zugleich eindringlich zu „Besonnenheit“bei der Verarbeitung der Tat. Die Frage von „Gut und Böse“sei keine Frage von Nationalität
oder Religion, sagte er. Die Hintergründe der Tat würden rückhaltlos aufgeklärt und Konsequenzen gezogen. „Haltlose Spekulationen“und „Klischees“linderten keinen Schmerz und keine Trauer. Wer mit Hass auf Hass reagiere, der „fügt nur neue Verletzungen zu“.
Der Ministerpräsident erinnerte daran, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich dem Täter spontan entgegenstellten. Auch Würzburgs Bischof Frank Jung rief die Anwesenden zuvor auf, nach der Tat die „Hoffnung auf Versöhnung und Frieden“täglich wachzuhalten.
Laut Behörden war der in einer Obdachlosenunterkunft lebende Verdächtige bereits vor der Bluttat mehrfach auffällig geworden und zweimal vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik. Im Raum steht auch ein mögliches islamistisches Motiv des Mannes, der als Asylbewerber seit 2015 legal in Deutschland lebt.