Lindauer Zeitung

Der Steuer-Wahlkampf nimmt Fahrt auf

SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz warnt Rentner vor Unionsregi­erung – CSU pocht auf Mütterrent­e

-

(dpa) – In weniger als drei Monaten wird der Bundestag gewählt. Die Rente dürfte im Wahlkampf eine Rolle spielen. Der SPDKanzler­kandidat macht ein Verspreche­n. Die CSU stellt eine ganz andere Bedingung für eine Koalition.

So will SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz ein stabiles Rentennive­au von 48 Prozent des durchschni­ttlichen Arbeitsein­kommens sicherstel­len. „Jeder Beitragsza­hler sollte bei einer CDU/CSU-Regierung darauf gefasst sein, dass das Rentennive­au sinkt“, sagte der Bundesfina­nzminister der „Bild am Sonntag“. „Das wird es mit mir nicht geben. Ich garantiere ein stabiles Rentennive­au von 48 Prozent.“Vorbehalte zur Finanzieru­ng in den kommenden Jahrzehnte­n teile er nicht.

„Wenn es in Deutschlan­d viele Jobs mit ordentlich­en Löhnen gibt, ist die Rente sicher.“Zum Ende des Jahrzehnts müsse sicherlich der Steuerzusc­huss zur Rente „etwas“erhöht werden. „Das sollte uns eine sichere Rente wert sein“, sagte Scholz.

Der Finanzmini­ster will zudem als Reaktion auf ein Urteil des Bundesfina­nzhofs zur Doppelbest­euerung sowohl Beitragsza­hler als auch Rentner entlasten: „Erstens möchte ich die Beiträge zur Rentenvers­icherung nicht erst 2025 steuerlich voll absetzbar machen, sondern vorher. Zweitens will ich die volle Besteuerun­g der Renten weiter nach hinten schieben – sie soll erst 2060 wirksam werden und nicht, wie bislang vorgesehen, schon 2040. All das hilft den Beitragsza­hlern und Rentnern.“

Seit 2005 läuft die Umstellung der Rentenbest­euerung. Das bedeutet, dass bis 2005 „vorgelager­t“– also vor dem Ruhestand – die Rentenbeit­räge der Arbeitnehm­er besteuert wurden. Dies wird nun schrittwei­se umgestellt. Ab 2025 werden Rentenbeit­räge voll steuerbefr­eit sein, ab 2040 werden dann „nachgelage­rt“nur noch die ausgezahlt­en Renten voll besteuert. Aktuell gibt es etwa 142 000 Klagen von Rentnern gegen ihre Steuerbesc­heide. CSU-Chef Markus Söder knüpft unterdesse­n die Umsetzung der erweiterte­n Mütterrent­e nach der Bundestags­wahl an eine Regierungs­beteiligun­g seiner Partei. „Egal, mit wem wir regieren, aber das ist Bedingung“, sagte der bayerische Ministerpr­äsident am Samstag bei der CSU-Listenaufs­tellung zur Bundestags­wahl in Nürnberg. Die CSU fordert, älteren Müttern wie den jüngeren drei statt zweieinhal­b Rentenpunk­te pro Kind anzurechne­n. Die CDU hatte jüngst bei der Aufstellun­g des Wahlprogra­mms der Union verhindert, dass die CSUForderu­ng zur Mütterrent­e aufgenomme­n wird. Sie soll daher in einem gesonderte­n CSU-Programm für die Wahl enthalten sein.

Scholz will neben den Rentnern auch die Steuerzahl­er entlasten. Der heutige Spitzenste­uersatz von 42 Prozent bei der Einkommens­teuer solle „erst sehr viel später“greifen, sagte der SPD-Kanzlerkan­didat. Außerdem sollten Singles künftig erst ab einem Jahresbrut­toeinkomme­n oberhalb von 100 000 Euro, Verheirate­te oberhalb von 200 000 Euro den künftigen Spitzensat­z zahlen. 96 Prozent der Steuerzahl­er würden so entlastet, für die oberen vier Prozent werde es „etwas teurer“.

Der Finanzmini­ster gab sein Gehalt in der „Bild am Sonntag“mit gut 200 000 Euro brutto im Jahr an. „Mit meinem Gehalt ist man in Deutschlan­d reich“, sagte Scholz. Er finde es richtig, wenn jemand mit so einem hohen Einkommen wie er selbst mehr Steuern zahle.

FDP-Generalsek­retär Volker Wissing warnte vor Steuererhö­hungen. Sie zielten auf den Mittelstan­d als Herz der Volkswirts­chaft, sagte Wissing in Berlin. Das wäre Gift für deren Erholung. Stattdesse­n sollten Menschen und Betriebe entlastet werden. Die FDP teile daher die Forderung, den Spitzenste­uersatz bei der Einkommens­teuer erst sehr viel später greifen zu lassen.

 ?? FOTO: MANG/AFP ?? „Mit meinem Gehalt ist man in Deutschlan­d reich“, so SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz, der seinen Bruttoverd­ienst auf 200 000 Euro beziffert.
FOTO: MANG/AFP „Mit meinem Gehalt ist man in Deutschlan­d reich“, so SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz, der seinen Bruttoverd­ienst auf 200 000 Euro beziffert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany