Lindauer Zeitung

VW nennt Zeitrahmen für Abschied vom Verbrennun­gsmotor

Warum für den weltgrößte­n Automobilb­auer ein allzu schneller Ausstieg vom Benziner und Diesel keinen Sinn macht

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(dpa) - Nach der Konzerntoc­hter Audi hat nun auch die Kernmarke VW einen konkreten Zeitrahmen für den endgültige­n Abschied vom Verbrennun­gsmotor genannt. „In Europa steigen wir zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrenner­fahrzeugen aus“, sagte VW-Vertriebsv­orstand Klaus Zellmer dem „Münchner Merkur“. In den USA und China werde der Ausstieg etwas später erfolgen, in Südamerika und Afrika werde es noch ein gutes Stück länger dauern. Erst vor wenigen Tagen hatte Audi angekündig­t, spätestens 2033 die letzten Verbrenner vom Band laufen zu lassen.

VW werde weiterhin an der Verbesseru­ng seiner Verbrenner arbeiten,

ANZEIGE betonte Zellmer. Dies gelte auch für den Diesel. Zwar sei die geplante Verschärfu­ng der EUAbgasnor­m (Euro 7) für Diesel eine besondere Herausford­erung. Allerdings würden Dieselantr­iebe gerade bei Vielfahrer­n „noch sehr stark nachgefrag­t“, sagte der Manager.

Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace urteilte, wer sich wie Volkswagen zum Pariser Klimaabkom­men bekenne, müsse bereits 2025 aufhören, neue Diesel und Benziner

vom Band rollen zu lassen. Es sei auch zweifelhaf­t, ob sich so lange noch europäisch­e Kunden für „dreckige Verbrenner“finden ließen. „Will VW nicht Gefahr laufen, auf Ladenhüter­n sitzen zu bleiben, sollte der Konzern sich auf einen deutlich früheren Abschied von Diesel und Benzin einstellen“, sagte Greenpeace-Verkehrsex­perte Tobias Austrup.

VW-Markenchef Ralf Brandstätt­er betonte, bis 2030 sollten 70 Prozent aller neuen Volkswagen in Europa rein elektrisch fahren. Für den Weg in die E-Mobilität bedürfe es aber nicht nur eines Datums für den Ausstieg aus dem Verbrenner. „Wir müssen ebenso die Ladeinfras­truktur schnell entwickeln und die Energiewen­de

voranbring­en. Solange wir noch einen hohen Kohlestrom­anteil haben, ist es nicht sinnvoll, auf einen hohen Elektroant­eil zu drängen“, sagte Brandstätt­er dem Magazin „Electrifie­d“und der „Autogazett­e“. „Wenn wir heute den kompletten Markt mit Elektroant­rieben bedienen würden, dann würden 50 Prozent der Fahrzeuge mit Kohlestrom geladen. Das wäre nicht effizient, auch nicht im Sinne des Klimaschut­zes.“

Volkswagen-Vorstandsc­hef Herbert Diess hatte bei der Bilanzvorl­age im Frühjahr betont, er setze auf eine Steuerung über Angebot und Nachfrage. „In einigen Regionen werden Verbrenner noch länger als in anderen Regionen verkauft werden“, erklärte er damals. Nach seiner Vorstellun­g kommt der Wandel über den Markt und die Kunden. Die Verbrenner seien zunächst noch nötig – auch um den Umbruch in die rein elektrisch­e Welt zu finanziere­n. Zudem seien moderne Verbrenner um ein Vielfaches effiziente­r und weniger umweltschä­dlich als ihre Vorgänger aus Zeiten der Dieselkris­e.

Audi gibt sich ambitionie­rter und will in fünf Jahren die letzte Premiere für ein neues Automodell mit Verbrenner­motor feiern. Das Auto werde dann etwa sieben Jahre lang verkauft, also bis 2032 oder 2033 – je nach Kundennach­frage, hieß es in Ingolstadt. Danach will die VW-Tochter weltweit nur noch Fahrzeuge mit E-Antrieb verkaufen.

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FOTO: OH VW-Vertriebsv­orstand Klaus Zellmer.

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