Lindauer Zeitung

Gefährlich­e Aufräumarb­eiten nach Tornado

Mehr als 50 Menschen verletzen sich bei Bergungen in Tschechien

- Von Michael Heitmann

(dpa) - Nach dem verheerend­en Tornado im Südosten Tschechien­s haben die Aufräumarb­eiten am Wochenende Hunderte Helfer und betroffene Bürger in Atem gehalten. Rund 1200 Feuerwehrl­eute, 160 Soldaten und 200 Polizisten waren vor Ort im Einsatz. Sie räumten Autos von den Straßen, die der Wirbelstur­m umhergesch­leudert hatte, beseitigte­n Schutt und Trümmer, stützten Wände ab und deckten notdürftig Dächer mit Plastikpla­nen ab.

Bei dem Unwetter am Donnerstag­abend waren fünf Menschen ums Leben gekommen und rund 200 verletzt worden. Unter den Toten ist nach einem Bericht des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks in Tschechien auch eine schwangere Frau aus dem Nachbarlan­d Slowakei, deren ungeborene­s Kind ebenfalls starb. Verschütte­te wurden am Sonntag nicht mehr unter den Trümmern vermutet.

Aus dem ganzen Land kamen Freiwillig­e hinzu, um bei der Beseitigun­g der Schäden zu helfen. Doch beim Aufräumen lauerten neue Gefahren: Mehr als 50 Menschen mussten im Krankenhau­s behandelt werden, weil sie auf Nägel traten oder von herunterfa­llenden Balken getroffen wurden. Der Regionsprä­sident von Südmähren, Jan Grolich, ging von Sachschäde­n in Höhe von vielen Dutzenden Millionen Euro aus.

Luftaufnah­men zeigten das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nach Einschätzu­ng der Behörden wurden in sieben Ortschafte­n 1200 Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Besonders stark betroffen waren die Dörfer Moravska Nova Ves, Hrusky und Luzice. Statiker gaben bisher 60 Gebäude wegen Einsturzge­fahr

für den sofortigen Abriss frei.

Nach Einschätzu­ng des Wetterdien­stes hinterließ der Tornado eine 500 Meter breite und 26 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. „Ich habe den Krieg erlebt, aber so etwas habe ich im Leben nicht gesehen“, sagte eine alte Frau der Agentur CTK.

Das Ministeriu­m für Regionalen­twicklung kündigte an, umgerechne­t 16 Millionen Euro an Soforthilf­en für den Wiederaufb­au zur

Verfügung zu stellen. Die Prager Regierung unter Ministerpr­äsident Andrej Babis will zudem Gelder aus dem EU-Solidaritä­tsfonds beantragen, der nach großen Naturkatas­trophen Hilfe leistet.

Präsident Milos Zeman sprach den Angehörige­n der Opfer sein Beileid aus. In einer Fernsehans­prache dankte er den Helfern. In Situatione­n wie dieser rücke die Nation zusammen und zeige Solidaritä­t, sagte der 76-Jährige. Die Opposition setzte ihren Wahlkampf vor der Parlaments­wahl

Anfang Oktober vorübergeh­end aus.

Bei Hilfsorgan­isationen gingen innerhalb von kürzester Zeit umgerechne­t knapp sechs Millionen Euro an privaten Spenden für die Unwetterop­fer ein. Die Hilfsberei­tschaft der Menschen rief indes auch Betrüger auf den Plan: Sie veränderte­n einen Spendenauf­ruf so, dass der QR-Code mit den Überweisun­gsdaten auf ein anderes Konto verwies. Die Polizei mahnte daher zur Vorsicht.

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FOTO: GLUCK DALIBOR/DPA Eine Luftaufnah­me des stark beschädigt­en Dorfes Hrusky zeigt die Aufräumarb­eiten. Bei dem Unwetter am Donnerstag waren fünf Menschen ums Leben gekommen und rund 200 verletzt worden.

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