Gefährliche Aufräumarbeiten nach Tornado
Mehr als 50 Menschen verletzen sich bei Bergungen in Tschechien
(dpa) - Nach dem verheerenden Tornado im Südosten Tschechiens haben die Aufräumarbeiten am Wochenende Hunderte Helfer und betroffene Bürger in Atem gehalten. Rund 1200 Feuerwehrleute, 160 Soldaten und 200 Polizisten waren vor Ort im Einsatz. Sie räumten Autos von den Straßen, die der Wirbelsturm umhergeschleudert hatte, beseitigten Schutt und Trümmer, stützten Wände ab und deckten notdürftig Dächer mit Plastikplanen ab.
Bei dem Unwetter am Donnerstagabend waren fünf Menschen ums Leben gekommen und rund 200 verletzt worden. Unter den Toten ist nach einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Tschechien auch eine schwangere Frau aus dem Nachbarland Slowakei, deren ungeborenes Kind ebenfalls starb. Verschüttete wurden am Sonntag nicht mehr unter den Trümmern vermutet.
Aus dem ganzen Land kamen Freiwillige hinzu, um bei der Beseitigung der Schäden zu helfen. Doch beim Aufräumen lauerten neue Gefahren: Mehr als 50 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, weil sie auf Nägel traten oder von herunterfallenden Balken getroffen wurden. Der Regionspräsident von Südmähren, Jan Grolich, ging von Sachschäden in Höhe von vielen Dutzenden Millionen Euro aus.
Luftaufnahmen zeigten das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nach Einschätzung der Behörden wurden in sieben Ortschaften 1200 Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Besonders stark betroffen waren die Dörfer Moravska Nova Ves, Hrusky und Luzice. Statiker gaben bisher 60 Gebäude wegen Einsturzgefahr
für den sofortigen Abriss frei.
Nach Einschätzung des Wetterdienstes hinterließ der Tornado eine 500 Meter breite und 26 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. „Ich habe den Krieg erlebt, aber so etwas habe ich im Leben nicht gesehen“, sagte eine alte Frau der Agentur CTK.
Das Ministerium für Regionalentwicklung kündigte an, umgerechnet 16 Millionen Euro an Soforthilfen für den Wiederaufbau zur
Verfügung zu stellen. Die Prager Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis will zudem Gelder aus dem EU-Solidaritätsfonds beantragen, der nach großen Naturkatastrophen Hilfe leistet.
Präsident Milos Zeman sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. In einer Fernsehansprache dankte er den Helfern. In Situationen wie dieser rücke die Nation zusammen und zeige Solidarität, sagte der 76-Jährige. Die Opposition setzte ihren Wahlkampf vor der Parlamentswahl
Anfang Oktober vorübergehend aus.
Bei Hilfsorganisationen gingen innerhalb von kürzester Zeit umgerechnet knapp sechs Millionen Euro an privaten Spenden für die Unwetteropfer ein. Die Hilfsbereitschaft der Menschen rief indes auch Betrüger auf den Plan: Sie veränderten einen Spendenaufruf so, dass der QR-Code mit den Überweisungsdaten auf ein anderes Konto verwies. Die Polizei mahnte daher zur Vorsicht.