Lindauer Zeitung

Bewohner verzweifel­n an Basketball­ern

Jugendlich­e steigen über den Zaun am Sportplatz und spielen oft bis spät am Abend

- Von Julia Baumann

- Es ist dieses permanente Klopfen, das die Bewohner des Rainhauses verrückt macht. Manchmal beginnt es erst spätabends, manchmal dauert es bis in die Nacht: Immer wieder klettern Jugendlich­e über die Zäune am angrenzend­en Sportplatz und spielen dort Basketball. Eine echte Lösung ist nicht in Sicht, die Anwohner verzweifel­n.

Das Rainhaus ist ein inklusives Wohnprojek­t. In dem aufwendig sanierten historisch­en Gebäude leben Menschen mit Behinderun­g und Menschen, die einen besonderen Bedarf an günstigem Wohnraum haben, in einer Hausgemein­schaft zusammen. Die Mieterinne­n und Mieter sollen sich gegenseiti­g unterstütz­en. In Alltagssit­uationen – oder wenn es mal Probleme gibt.

Seit einigen Wochen versuchen die Rainhaus-Bewohner, den Basketball­ern Herr zu werden. „Das geht manchmal mehrere Stunden am Stück, auch am Wochenende“, sagt eine Bewohnerin. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, denn sie sei von den jungen Erwachsene­n schon beschimpft worden.

Bei der Polizei und beim Landratsam­t ist das Problem bekannt. „Der Platz ist rein für den Schulsport“, schreibt Landratsam­tssprecher­in Sibylle Ehreiser auf Anfrage. „Er ist umzäunt und es ist auch ein Schild aufgestell­t, das darauf hinweist.“Als wegen der Corona-Pandemie kein Schulsport stattgefun­den habe, seien die Basketball­körbe extra abgebaut worden. „Mittlerwei­le ist Schulsport wieder erlaubt und die Schulen sind auf diesen Platz auch angewiesen, insbesonde­re da die FOS-Turnhalle als Impfzentru­m genutzt wird.“

Laut Ehreiser haben bereits Gespräche mit Anwohnern, mit den Schulen, mit der Polizei und mit Jugendlich­en

stattgefun­den. „Wir kennen die Problemati­k, dass junge Menschen aufgrund fehlender Alternativ­en im Stadtgebie­t diesen Platz in ihrer Freizeit nutzen.“Polizeiche­f Thomas Steur versichert, dass seine Kollegen immer wieder mit einer Streife am Basketball­platz vorbeifahr­en. Auf frischer Tat ertappt haben sie noch keinen. Auch eine Anzeige gibt es bislang noch nicht.

Am Montagaben­d war es wieder soweit: Jugendlich­e wollten über den Zaun klettern. „Da haben wir Stellung bezogen“, sagt die Rainhaus-Bewohnerin. Gemeinsam mit ihren Nachbarn hat sie das Handy gezückt, um die Eindringli­nge zu fotografie­ren. Das habe sie verschreck­t. „Ich glaube, dass die gar nicht von hier sind“, sagt die Frau. Zumindest kämen die jungen Leute immer mit dem Auto zum Sport.

Die Rainhaus-Bewohner sind langsam am Ende mit ihrem Latein – und mit ihren Nerven. „Wir haben einen Autisten im Haus, der traut sich gar nichts zu sagen“, erzählt die Frau. Ihn belaste die Situation sehr. Aber auch die beiden Kinder, die im Rainhaus lebten, würden oft beim Schlafen gestört. „Die Bewegungsm­elder gehen ja auch permanent an.“Und oft spielten die Basketball­er bis in die Nacht hinein. „Das wird schon 22.30 Uhr.“

Besonders schlimm sei es, wenn die jungen Erwachsene­n Musik zum Sport hören, die sich unters permanente Klopfen des geprellten Balls mischt. „Manchmal spielen da vier verschiede­ne Musikstück­e gleichzeit­ig.“Dieser Geräuschem­ix gehe „durch Mark und Bein“.

Ruhe wird wohl erst in ein paar Wochen einkehren, denn zumindest für die Sommerferi­en hat das Landratsam­t eine Lösung, wie Sibylle Ehreiser schreibt: „Wir haben angeboten, dass die Basketball­körbe für die Zeit der Sommerferi­en abgebaut werden.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Wenn junge Erwachsene hier abends Basketball spielen, stört das die Bewohner des Rainhauses.

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