Bewohner verzweifeln an Basketballern
Jugendliche steigen über den Zaun am Sportplatz und spielen oft bis spät am Abend
- Es ist dieses permanente Klopfen, das die Bewohner des Rainhauses verrückt macht. Manchmal beginnt es erst spätabends, manchmal dauert es bis in die Nacht: Immer wieder klettern Jugendliche über die Zäune am angrenzenden Sportplatz und spielen dort Basketball. Eine echte Lösung ist nicht in Sicht, die Anwohner verzweifeln.
Das Rainhaus ist ein inklusives Wohnprojekt. In dem aufwendig sanierten historischen Gebäude leben Menschen mit Behinderung und Menschen, die einen besonderen Bedarf an günstigem Wohnraum haben, in einer Hausgemeinschaft zusammen. Die Mieterinnen und Mieter sollen sich gegenseitig unterstützen. In Alltagssituationen – oder wenn es mal Probleme gibt.
Seit einigen Wochen versuchen die Rainhaus-Bewohner, den Basketballern Herr zu werden. „Das geht manchmal mehrere Stunden am Stück, auch am Wochenende“, sagt eine Bewohnerin. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, denn sie sei von den jungen Erwachsenen schon beschimpft worden.
Bei der Polizei und beim Landratsamt ist das Problem bekannt. „Der Platz ist rein für den Schulsport“, schreibt Landratsamtssprecherin Sibylle Ehreiser auf Anfrage. „Er ist umzäunt und es ist auch ein Schild aufgestellt, das darauf hinweist.“Als wegen der Corona-Pandemie kein Schulsport stattgefunden habe, seien die Basketballkörbe extra abgebaut worden. „Mittlerweile ist Schulsport wieder erlaubt und die Schulen sind auf diesen Platz auch angewiesen, insbesondere da die FOS-Turnhalle als Impfzentrum genutzt wird.“
Laut Ehreiser haben bereits Gespräche mit Anwohnern, mit den Schulen, mit der Polizei und mit Jugendlichen
stattgefunden. „Wir kennen die Problematik, dass junge Menschen aufgrund fehlender Alternativen im Stadtgebiet diesen Platz in ihrer Freizeit nutzen.“Polizeichef Thomas Steur versichert, dass seine Kollegen immer wieder mit einer Streife am Basketballplatz vorbeifahren. Auf frischer Tat ertappt haben sie noch keinen. Auch eine Anzeige gibt es bislang noch nicht.
Am Montagabend war es wieder soweit: Jugendliche wollten über den Zaun klettern. „Da haben wir Stellung bezogen“, sagt die Rainhaus-Bewohnerin. Gemeinsam mit ihren Nachbarn hat sie das Handy gezückt, um die Eindringlinge zu fotografieren. Das habe sie verschreckt. „Ich glaube, dass die gar nicht von hier sind“, sagt die Frau. Zumindest kämen die jungen Leute immer mit dem Auto zum Sport.
Die Rainhaus-Bewohner sind langsam am Ende mit ihrem Latein – und mit ihren Nerven. „Wir haben einen Autisten im Haus, der traut sich gar nichts zu sagen“, erzählt die Frau. Ihn belaste die Situation sehr. Aber auch die beiden Kinder, die im Rainhaus lebten, würden oft beim Schlafen gestört. „Die Bewegungsmelder gehen ja auch permanent an.“Und oft spielten die Basketballer bis in die Nacht hinein. „Das wird schon 22.30 Uhr.“
Besonders schlimm sei es, wenn die jungen Erwachsenen Musik zum Sport hören, die sich unters permanente Klopfen des geprellten Balls mischt. „Manchmal spielen da vier verschiedene Musikstücke gleichzeitig.“Dieser Geräuschemix gehe „durch Mark und Bein“.
Ruhe wird wohl erst in ein paar Wochen einkehren, denn zumindest für die Sommerferien hat das Landratsamt eine Lösung, wie Sibylle Ehreiser schreibt: „Wir haben angeboten, dass die Basketballkörbe für die Zeit der Sommerferien abgebaut werden.“