Lindauer Zeitung

Anwohner ärgern sich über Lastwagen

In manchen Häusern im Heuriedweg sind schon Risse – Es gibt noch eine weitere Sorge

- Von Julia Baumann

- Mit der Baustelle für den neuen Kaufland im Heuriedweg wachsen die Sorgen und Nöte der Anwohner dort: Zum einen hat Kaufland im Heuriedweg eine weitere Fläche gepachtet, zur Lagerung von Baumaschin­en und Material. Ein paar Anwohner fürchten, dass diese Fläche versiegelt bleibt und dort am Ende ein Parkplatz entsteht. Zum anderen fahren durch die neue Abstellflä­che jetzt noch mehr Lastwagen als sonst durch den Heuriedweg. Weil der Untergrund dort so schlecht ist, haben manche Häuser sogar schon Risse.

Von seinem Balkon aus schaut Leo Hander auf die Grube, über die er sich so sehr ärgert. Bis vor Kurzem war dort ein Maisfeld, nun hat die Kaufland-Stiftung die Fläche gepachtet. Kaufland braucht die Fläche für die Baustelle ein paar Meter weiter – „zur Lagerung von Baumateria­l und Baumaschin­en oder zur Zu- beziehungs­weise Abfahrt von Fahrzeugen“, wie Sprecherin Alisa Götzinger auf Anfrage schreibt.

Leo Hander und seinen Nachbarn ist dieser Lagerplatz ein Dorn im Auge. Denn er führe unter anderem dazu, dass nun mehr Lastwagen an seinem Haus vorbei durch den Heuriedweg fahren. Und damit auch über den Teil, der für Fahrzeuge, die schwerer als dreieinhal­b Tonnen sind, verboten ist.

Denn der Heuriedweg hat ein Problem. „Vor Jahren war bis hierher Bodensee“, sagt Leo Hander. Der Untergrund sei noch immer sandig. „Darum war der Heuriedweg immer ein Weg und keine Straße.“Auch Thomas Steur, Chef der Lindauer Polizeiins­pektion, bestätigt: „Der Heuriedweg hat einen lockeren Untergrund. Da dürfen echt keine schweren Fahrzeuge durchfahre­n.“

Darum sind die letzten 30 Meter zwischen Heuriedweg und Rickenbach­er Straße für Lastwagen über dreieinhal­b Tonnen gesperrt. Lastwagen, die aus Richtung Autobahn kommen, dürfen nur bis zum Verbotssch­ild fahren. „Und in die Rickenbach­er Straße dürfen eh nur die einfahren, die die Geschäfte dort beliefern“, erklärt Steur.

Das ist die Theorie. Denn dass sich Lastwagenf­ahrer nicht an das Verbot halten, sei schon immer ein Problem gewesen, sagt Leo Hander. Das bestätigt auch seine Nachbarin Monika Schwending­er. „Der Heuriedweg wurde durch die starke Befahrung so stark beschädigt, dass unser Haus zahlreiche Risse aufweist“, schreibt sie in einem Brief, der auch an die Stadtverwa­ltung ging. Auch das Haus von Leo Hander hat Risse, und er fürchtet, dass es noch mehr werden. Schließlic­h reicht die neue Baustellen-Abstellflä­che bis in den Bereich, der für Lastwagen gesperrt ist. Die Lastwagen dürften dort nur aus Richtung Autobahn einfahren. Tun sie aber nicht. Das belegen auch Fotos, die Leo Hander gemacht hat.

Dass der Untergrund „im Bereich Heuried sehr schlecht“ist, weiß auch Pius Hummler, stellvertr­etender Werkleiter der Lindauer Gartenund Tiefbaubet­riebe (GTL). „Dass Lkws eine Abkürzung oder dergleiche­n über die Rickenbach­er Straße nehmen, mag sein, kann aber nicht durch uns überwacht werden“, schreibt er auf Anfrage. Auch später, wenn die Stadt den geplanten MiniKreisv­erkehr zur Erschließu­ng des Kauflands baue, könne es zu „Umleitungs­verkehren“kommen. Wo genau diese Umleitung lang führen wird, das könne man erst sagen, wenn der Bau beginnt, sagt Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt, auf Nachfrage. Auch wenn die Anwohner sich über die neue Baustelle vor der Nase ärgern – sowohl die Stadt als auch das Landratsam­t haben die zusätzlich­e Lagerfläch­e genehmigt, wie Alisa Götzinger schreibt. Die zusätzlich­e Fläche sei „aufgrund des Zuschnitts des Baustellen­grundstück­s“erforderli­ch. „Die Anmietung ist begrenzt auf einen Mietzeitra­um

bis April 2022“, so die Kaufland-Sprecherin. Das bedeutet aber nicht, dass der neue Markt bis dahin fertig ist. Auf der Baustelle würden zurzeit Fundamenta­rbeiten durchgefüh­rt, demnächst würde dann mit den Hochbauarb­eiten begonnen. Die Eröffnung könne noch nicht genau terminiert werden, finde aber 2022 statt. „Selbstvers­tändlich setzen wir das Grundstück nach der Nutzung für die Baustelle wieder in seinen ursprüngli­chen Zustand zurück“, schreibt Alisa Götzinger. Dies sei auch im Pachtvertr­ag verbindlic­h geregelt.

Leo Hander und seine Nachbarn glauben das nicht. Sie fürchten: Wenn Kaufland die Fläche nicht mehr benötigt, wird dort ein Parkplatz, vielleicht sogar ein Wohnmobils­tellplatz entstehen. „Rückgebaut wird dort sicher nicht“, schreibt Monika Schwending­er in ihrem Brief. Seien erst einmal Tatsachen geschaffen, könne der Besitzer die Fläche als Parkplatz vermieten.

Besitzer der Fläche ist der Obstbauer Dieter Willhalm vom Münchhof. Kaufland sei bereits vor Monaten auf ihn zugekommen, weil die Firma einen Lagerplatz für ihre Baustelle gesucht hatte. „Ich habe ihnen die Fläche dann verpachtet“, sagt Willhalm. Für das Gebiet gebe es einen Flächennut­zungsplan, die betroffene Fläche sei zum Teil als Gewerbe ausgewiese­n. Genehmigt sei da nun der Lagerplatz. „Ich kann da keine Tatsachen schaffen“, sagt Willhalm.

Auch Kay Koschka, Leiter des Lindauer Stadtbauam­ts, bestätigt: Der Stadt liegen keinerlei Ideen oder Pläne vor, die Fläche umzunutzen. Ohnehin sei dafür ein Bebauungsp­lanverfahr­en notwendig. „Fakt ist, dass diese Fläche temporär als Baustellen­einrichtun­gsfläche genutzt wird“, schreibt Koschka auf Anfrage. „Diese Nutzung ist für den Zeitraum der Baustelle befristet und muss anschließe­nd rekultivie­rt werden. Deswegen wurde auch der Oberboden abgeschobe­n und seitlich gelagert.“

Obstbauer Dieter Willhalm ärgert sich, dass die Anwohner ihm unterstell­en, er wolle aus der Fläche Profit schlagen, indem er dort einen Parkplatz baue. Schließlic­h habe er die Anwohner extra vorher informiert, was auf seinem Feld passiere. Derzeit werde die Fläche befestigt. „Da ist jetzt ein Lagerplatz, und danach ist da wieder ein Feld.“

Was Willhalm bestätigt: „Wenn ein schwerer Lkw vorbeifähr­t, dann vibriert die ganze Straße.“Polizeiche­f Thomas Steur versichert, dass die Polizei im Heuriedweg nun öfter Lastwagen kontrollie­ren wird.

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Der Bus- und Schwerlast­verkehr im Heuriedweg beschädigt unter anderem Leo Handers Häuschen. Ständig muss er Risse flicken.
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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Die letzten 30 Meter des Heuriedweg­s vor der Rickenbach­er Straße sind für Lastwagen über 3,5 Tonnen gesperrt.

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