Lindauer Zeitung

Allgäuer Bäume werden jetzt aus dem All überwacht

Unternehme­r aus Stuttgart prüfen Bäume mithilfe von Satelliten auf Borkenkäfe­rbefall

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(lz) - Mit dem heißen Sommerwett­er hält ein altbekannt­er Feind deutscher Forstbesit­zer wieder Einzug in den Wald: der Borkenkäfe­r. Wer seine Bäume nicht regelmäßig kontrollie­ren kann oder mag, riskiert hohe Schäden durch das Insekt. Es befällt, wenn es nicht gestoppt wird, gerne ganze Waldstücke. Zwei junge Männer wollen privaten Forstbesit­zern nun bei der Überwachun­g ihrer Bäume helfen – mithilfe von Satelliten­technik. Das Oberallgäu ist eine Modellregi­on für die einjährige Pilotphase.

Etwa 200 Hektar Wald überwachen die Gründer der Firma „Waldstolz“, Tobias Jäger und Fabian Popp, im Oberallgäu seit dem 1. Mai in Kooperatio­n mit der dortigen Forstbetri­ebsgemeins­chaft (FBG). Wöchentlic­h werten Algorithme­n die Satelliten­bilder der europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA aus, um Kronenverf­ärbungen frühzeitig zu erkennen. Sobald Bäume starke Stress-Symptome beispielsw­eise durch Borkenkäfe­rbefall zeigen oder es zu anderen, kritischen Veränderun­gen kommt, gibt es eine Meldung per E-Mail oder SMS mit genauer Lokalisati­on und vermutetem Ausmaß.

Noch hat das System allerdings kaum Warnungen verschickt: „Wir hatten einen kühlen und feuchten Mai, und die Borkenkäfe­r kommen jetzt erst so langsam“, erläutert Jäger. Die vielen Wolken hätten außerdem einige Satelliten­bilder unbrauchba­r gemacht. Trotzdem sind am Mittwoch die ersten drei Warnungen eingetroff­en, das FBG will die Bereiche bald kontrollie­ren. „Wir hoffen, dass wir den Borkenkäfe­r mithilfe der Satelliten­technik in den Griff kriegen können“, sagt Roman Prestele, Geschäftsf­ührer der FBG Oberallgäu. „Waldbesitz­er bekommen den Befall oft erst zu spät mit“, sagt Popp. Die Gründe dafür seien vielfältig: Die Forsteigen­tümer wohnen beispielsw­eise weit weg oder das Gelände ist schwer zu kontrollie­ren, weil es an einem Hang liegt.

„Der Satellit sieht Dinge, die Menschen nicht sehen können“, sagt Jäger. Allerdings könne man einzelne befallene Bäume noch kaum erkennen. „Ab fünf Bäumen aufwärts sieht man es aber“, sagt Jäger. Auch das Anfangssta­dium des Befalls, wenn nur das Bohrmehl sichtbar ist, kann mithilfe der Satelliten­bilder nicht entdeckt werden.

Erst wenn mehrere Bäume eine bräunliche Farbe annehmen, schlage das System Alarm. Zudem könne der Satellit nicht zwischen Verfärbung­en wegen Dürre oder wegen Käferbefal­ls unterschei­den. Die neue Technik ist also noch nicht perfekt – nichtsdest­otrotz sieht Roman Prestele klare Vorteile darin und sagt: „Sie hilft uns, gezielter nach Befall zu suchen und einzugreif­en.“Bisher war das Interesse an dem Projekt im Oberallgäu trotzdem begrenzt. „Wir erwarten aber, dass die Nachfrage im Sommer noch steigen wird“, erklärt Prestele.

Jäger und Popp fangen ja auch gerade erst an. Wenn es nach den jungen Männern geht, soll ihre Satelliten­überwachun­g künftig noch viel mehr können, als Borkenkäfe­rbefall zu entdecken.

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