Staatsregierung sagt Impfmüdigkeit den Kampf an
Kreuzimpfungen sowie Verkürzung der Impfintervalle werden geprüft
(epd) - Menschen sagen Impftermine ab oder machen erst gar keine aus. Dazu naht der Sommer mit Arztpraxen im Ferienbetrieb und Menschen im Urlaub. Nicht zuletzt wegen der Delta-Mutation will der Freistaat diese aktuelle Corona-Impfmüdigkeit schnell stoppen.
Immer öfter hören sie in letzter Zeit von Ärzten, dass Patienten ihren Impftermin absagen, erzählten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek (beide CSU) am Montag nach dem zweiten bayerischen Impfgipfel in München. Oder Mediziner täten sich schwer, jemanden zu finden, der geimpft werden möchte. Dann liege an einer Stelle Impfstoff herum, während andernorts Menschen auf ihn warteten.
Insgesamt habe die Impfbereitschaft in letzter Zeit abgenommen, sagt Söder. Aktuell seien in Bayern elf Millionen Impfungen durchgeführt worden, 35 Prozent der Menschen im Freistaat seien zweitgeimpft, jeder zweite (50,9 Prozent) hätte eine Corona-Impfung. Die Impfquote vor allem bei den Erstimpfungen, bei der Bayern im Bundesvergleich nicht gut abschneidet, müsse jedoch dringend verbessert werden.
Ziel sei, bis zu den Sommerferien 70 Prozent Erst- und 50 Prozent Zweitimpfungen zu haben. Bis Herbst sollten 85 Prozent der Menschen über 18 Jahren den vollständigen Impfschutz haben. Um das zu schaffen, haben sich die Politiker mit Vertretern der Impfzentren, Ärzten und Apothekern beraten und Maßnahmen gegen die Impfmüdigkeit in der Bevölkerung definiert.
Ärzte und Impfzentren müssten flexibler werden und sich austauschen, damit kein Impfstoff übrigbleibe. Auch werde geprüft, ob Kreuzimpfungen – also Erst- und Zweitimpfung mit unterschiedlichem Impfstoff – sowie die Verkürzung des Impfabstands insbesondere bei Astrazeneca von zwölf auf acht oder sogar sechs Wochen möglich seien.
Noch vor den bayerischen Sommerferien sollen insbesondere die Erstimpfungen wieder Fahrt aufnehmen. Der Bund habe für die kommenden Wochen wieder stabile Impfstofflieferungen zugesagt, sodass verstärkt Erstimpfungen angeboten werden könnten. Der Freistaat setze hier vor allem auf Betriebsimpfungen. Die Schülerinnen und Schüler aller Abschlussklassen sollen ab Ende Juli ein
Impfangebot erhalten. Außerdem werde nun die Impfpriorisierung in den Impfzentren aufgehoben.
Damit man die Pandemie in den Griff bekomme, müsse ein möglichst hoher Anteil der Bevölkerung geimpft sein, sagte Holetschek. Bayern hinke beim Impfen nach wie vor hinterher, kritisiert Bayerns FDP-Chef Daniel Föst. Vor allem bei den Zweitimpfungen brauche es mehr Tempo, weil gegen Mutanten wie die Deltavariante eine Impfung nach aktuellem Kenntnisstand nicht ausreiche. Mobile Impfteams sollten für wohnortnahe Impfangebote sorgen, Impfintervalle verkürzt werden.
Zudem brauche es verlässliche Daten über die Schwere der Corona-Infektionen: Wenn Hospitalisierung und Letalität aufgrund der Impfungen auch bei der Delta-Variante weiter sänken, „hat die Inzidenz als Messgröße ausgedient.“
Aktuell liegt die Inzidenz in Bayern unter 7, „das ist alles sehr positiv“, sagte Söder – gäbe es da nicht die neuen Virusmutationen. „Die Delta-Variante zu ignorieren wäre ein schwerer Fehler“, betonte er. Neben beschleunigtem Impfen sei in jedem Fall wichtig, nicht blind alles zu öffnen und Maske und Abstandsregeln nicht aufzugeben. Außerdem befürworte er strengere Kontrollen von Reiserückkehrern.