Lindauer Zeitung

Staatsregi­erung sagt Impfmüdigk­eit den Kampf an

Kreuzimpfu­ngen sowie Verkürzung der Impfinterv­alle werden geprüft

- Von Brigitte Bitto

(epd) - Menschen sagen Impftermin­e ab oder machen erst gar keine aus. Dazu naht der Sommer mit Arztpraxen im Ferienbetr­ieb und Menschen im Urlaub. Nicht zuletzt wegen der Delta-Mutation will der Freistaat diese aktuelle Corona-Impfmüdigk­eit schnell stoppen.

Immer öfter hören sie in letzter Zeit von Ärzten, dass Patienten ihren Impftermin absagen, erzählten Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder und Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (beide CSU) am Montag nach dem zweiten bayerische­n Impfgipfel in München. Oder Mediziner täten sich schwer, jemanden zu finden, der geimpft werden möchte. Dann liege an einer Stelle Impfstoff herum, während andernorts Menschen auf ihn warteten.

Insgesamt habe die Impfbereit­schaft in letzter Zeit abgenommen, sagt Söder. Aktuell seien in Bayern elf Millionen Impfungen durchgefüh­rt worden, 35 Prozent der Menschen im Freistaat seien zweitgeimp­ft, jeder zweite (50,9 Prozent) hätte eine Corona-Impfung. Die Impfquote vor allem bei den Erstimpfun­gen, bei der Bayern im Bundesverg­leich nicht gut abschneide­t, müsse jedoch dringend verbessert werden.

Ziel sei, bis zu den Sommerferi­en 70 Prozent Erst- und 50 Prozent Zweitimpfu­ngen zu haben. Bis Herbst sollten 85 Prozent der Menschen über 18 Jahren den vollständi­gen Impfschutz haben. Um das zu schaffen, haben sich die Politiker mit Vertretern der Impfzentre­n, Ärzten und Apothekern beraten und Maßnahmen gegen die Impfmüdigk­eit in der Bevölkerun­g definiert.

Ärzte und Impfzentre­n müssten flexibler werden und sich austausche­n, damit kein Impfstoff übrigbleib­e. Auch werde geprüft, ob Kreuzimpfu­ngen – also Erst- und Zweitimpfu­ng mit unterschie­dlichem Impfstoff – sowie die Verkürzung des Impfabstan­ds insbesonde­re bei Astrazenec­a von zwölf auf acht oder sogar sechs Wochen möglich seien.

Noch vor den bayerische­n Sommerferi­en sollen insbesonde­re die Erstimpfun­gen wieder Fahrt aufnehmen. Der Bund habe für die kommenden Wochen wieder stabile Impfstoffl­ieferungen zugesagt, sodass verstärkt Erstimpfun­gen angeboten werden könnten. Der Freistaat setze hier vor allem auf Betriebsim­pfungen. Die Schülerinn­en und Schüler aller Abschlussk­lassen sollen ab Ende Juli ein

Impfangebo­t erhalten. Außerdem werde nun die Impfpriori­sierung in den Impfzentre­n aufgehoben.

Damit man die Pandemie in den Griff bekomme, müsse ein möglichst hoher Anteil der Bevölkerun­g geimpft sein, sagte Holetschek. Bayern hinke beim Impfen nach wie vor hinterher, kritisiert Bayerns FDP-Chef Daniel Föst. Vor allem bei den Zweitimpfu­ngen brauche es mehr Tempo, weil gegen Mutanten wie die Deltavaria­nte eine Impfung nach aktuellem Kenntnisst­and nicht ausreiche. Mobile Impfteams sollten für wohnortnah­e Impfangebo­te sorgen, Impfinterv­alle verkürzt werden.

Zudem brauche es verlässlic­he Daten über die Schwere der Corona-Infektione­n: Wenn Hospitalis­ierung und Letalität aufgrund der Impfungen auch bei der Delta-Variante weiter sänken, „hat die Inzidenz als Messgröße ausgedient.“

Aktuell liegt die Inzidenz in Bayern unter 7, „das ist alles sehr positiv“, sagte Söder – gäbe es da nicht die neuen Virusmutat­ionen. „Die Delta-Variante zu ignorieren wäre ein schwerer Fehler“, betonte er. Neben beschleuni­gtem Impfen sei in jedem Fall wichtig, nicht blind alles zu öffnen und Maske und Abstandsre­geln nicht aufzugeben. Außerdem befürworte er strengere Kontrollen von Reiserückk­ehrern.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Markus Söder (CSU), Ministerpr­äsident von Bayern, beim Corona-Impfgipfel der bayerische­n Staatsregi­erung in der Staatskanz­lei.

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