Lindauer Zeitung

Bürger geben erste Marschrich­tung vor

Bürgerbete­iligung Karl-Bever-Platz stellt Ergebnisse vor – Vorerst keine konkreten Entscheidu­ngen zu erwarten

- Von Emanuel Hege

- Die Bürgerbete­iligung Karl-Bever-Platz hat ihre Ergebnisse vorgestell­t und an die Stadträte appelliert, die Ideen mit Offenheit anzunehmen. Die Räte loben die Vorschläge und schrauben die Erwartunge­n zurück – der geplante Beschluss im Juli wird noch keine konkreten Pläne hervorbrin­gen.

„Wir wünschen uns, dass Sie ihre Augen, Ohren und Herzen öffnen für unseren Beitrag, weil auch wir mit Herz dabei waren“, sagte Britt Schleusene­r am vergangene­n Donnerstag­abend in der Inselhalle. Sie und drei weitere Teilnehmer der Bürgerbete­iligung Karl-Bever-Platz stellten in der Stadtratss­itzung ihre Ergebnisse und ihre Beschlusse­mpfehlung vor – aber nicht ohne vorher einen Appell an die Stadträte zu senden.

„Wenn Sie uns alle mit Respekt zuhören, bin ich sicher, dass da Dinge dabei herauskomm­en, von denen wir alle profitiere­n können“, sagte Teilnehmer Fabien ZientnerSc­humm. Ulrike Krebs betonte, wie viel Mühe sich die Bürgergrup­pe über die vergangene­n Monate gemacht habe, und dass es daher umso wichtiger sei, dass die Stadträte die Vorschläge berücksich­tigen.

Sie hätten viele Informatio­nen einfließen lassen, sich aber nicht in Details verloren. Damit hätten sie das Ziel nicht aus den Augen verloren: Eine Empfehlung an den Stadtrat, der die verschiede­nsten Interessen unter einen Hut bringt. Die Ergebnisse haben die Bürger in vier Überschrif­ten zusammenge­fasst, jede Überschrif­t wiederum in Kernbotsch­aften und Empfehlung­en unterteilt. Kernbotsch­aften sind allgemeine Punkte, auf die sich die Gruppe geeinigt hat. Die Empfehlung­en sind gemeinsame Ideen der Gruppe, wie die Kernbotsch­aften erreicht werden. Die vier Überschrif­ten, Kernbotsch­aften und Empfehlung­en im Detail:

Attraktive Gestaltung und Freizeitmö­glichkeit:

Die Bürgerbete­iligung hat sich auf die geeinigt, dass die Stadt nicht auf Parkplätze verzichten kann, es jedoch eine vielfältig­e Nutzung braucht und die Bebauung zur Landschaft passen muss. Eine

die die Bürger daraus ableiten: dass der Parkraum nicht sichtbar sein soll. Die Idee der Landschaft­sfalte, also eine schräg verlaufend­e und begrünte Tiefgarage, soll weiterentw­ickelt werden. Freizeitmö­glichkeite­n wie Cafés, Bars und auf jeden Fall ein Spielplatz sollen entstehen.

Kernbotsch­aft

Empfehlung,

Nachhaltig­keit, Flexibilit­ät:

Die

Langlebigk­eit,

Unter diesen drei Schlagwört­ern verbirgt sich die dass der zukünftige Karl-Bever-Platz leicht umgenutzt oder rückgebaut werden kann. Als leiten die Teilnehmer ab, dass es eine modulare Bauweise braucht.

Kernbotsch­aft,

Empfehlung

Bedarfsger­echte Planung für Inselbewoh­ner:

Kernbotsch­aft

dieser Überschrif­t

Ein Bürgerents­cheid vor rund zwei Jahren kippte den Plan des Stadtrats, auf dem Karl-Bever-Platz ein Parkhaus zu bauen. Es soll sich trotzdem etwas ändern. Der Stadtrat beschloss daher im vergangene­n September, einen Bürgerbete­iligungspr­ozess durchzufüh­ren. Das Ziel: Eine Bürgerempf­ehlung soll dem Stadtrat helfen, die Zukunft des Karl-Bever-Platzes zu gestalten. Der Beteiligun­gsprozess begann nach einer Corona-Verspätung im April. Einerseits mit einer Online-Befragung für alle Lindauerin­nen und Lindauer, anderersei­ts mit einem von drei Treffen lautet: Anwohner und Beschäftig­te haben Vorrecht. An dritter Stelle sollen auch Übernachtu­ngsgäste Zugang zum Parken auf dem Karl-Bever-Platz haben. Damit das klappt, lautet eine ausreichen­d Auffangpar­kplätze zu bieten. Sichere Parkplätze für Anwohner, Beschäftig­te und Übernachtu­ngsgäste auf dem Karl-Bever-Patz sollen außerdem mehr Behinderte­nparkplätz­e auf der Insel zur Folge haben.

Empfehlung,

einer 21-köpfigen Bürgergrup­pe. Zuvor wurden 1000 zufällig ausgewählt­e Lindauer angeschrie­ben. Diese konnten sich daraufhin bewerben, bei der Bürgerbete­iligung mitzuwirke­n. Die Rückmeldun­gen wurden dann so ausgewählt, dass die Zusammense­tzung der letztendli­chen Gruppe möglichst divers ist. Während des ersten Treffens lernte sich die Bürgergrup­pe kennen. Die Projektlei­ter stellten außerdem eine gemeinsame Wissensbas­is über den Karl-Bever-Platz her. Beim zweiten Treffen versuchten die Freiwillig­en, einen Konsens zu finden. Das dritte Treffen diente

Zukunftsfä­higes Mobilitäts­konzept:

Der neue Karl-Bever-Platz kann nur mit einem passenden und modernen Mobilitäts­konzept funktionie­ren, so die letzte Als

zählt die Bürgerbete­iligung unter anderem langfristi­ge Auffangpar­kplätze und einen besseren Shuttle-Service auf. Außerdem ein Parkleitsy­stem, das komplett digitalisi­ert ist und nicht auf die Parkmöglic­hkeit Karl-Bever-Platz hinweist.

Kernbotsch­aft. Empfehlung­en

dazu, die Ergebnisse des Konsens’ für den Stadtrat auszuarbei­ten. Neben den 21 Bürgern begleiten außerdem sieben Mitglieder verschiede­ner Interessen­sgruppen, einige Stadträte und Sachexpert­en den Prozess. Neben der Umgestaltu­ng des Karl-Bever-Platzes hat die Bürgerbete­iligung unter anderem das Ziel, den Konflikt rund um das Thema zu befrieden und die Kommunikat­ionskultur in der Stadt zu verbessern. Diese Bürgerbete­iligung Karl-Bever-Platz ist außerdem wichtig, da der ganze Prozess zur Vorlage für weitere Bürgerbete­iligungen in Lindau wird. (ehe) „Heute gibt es keine Diskussion über die Ergebnisse. Wir lassen das erst einmal wirken“, erklärte Oberbürger­meisterin Claudia Alfons nach der Präsentati­on. Die Stadträte, die die Bürgerbete­iligung begleiten, werden zusammen mit den Interessen­svertreter­n und Teilnehmer­n die Empfehlung­en in eine Beschlussv­orlage verarbeite­n, die dann Ende Juli im Stadtrat zur Diskussion und Entscheidu­ng steht. „Es wird nichts an den Kernbotsch­aften und Empfehlung­en verändert“, versichert­e Alfons, „es geht nur darum, das alles in ein für uns bekanntes Format zu bringen.“

Auf Nachfrage der LZ bewerteten Stadträtin­nen und Stadträte die Empfehlung­en der Bürgerbete­iligung als nützlich. „Wir finden es besonders positiv, dass nicht nur eine reine Parknutzun­g vorgesehen ist, sondern ein Spielplatz und eine Bar entstehen sollen“, sagte Andreas Reich (FW). Mathias Hotz von den Jungen Aktiven überzeugte auch die Art und Weise des Vortrags: „Ich finde es sehr gut, dass man gemerkt hat, wie sehr sich die Teilnehmer mit dem Prozess identifizi­ert haben.“

Wirklich euphorisch reagierten die Räte jedoch nicht. „Das hat vieles bestätigt, was wir schon so diskutiert haben“, kommentier­te beispielsw­eise Ulrich Jöckel von der FDP. Die Idee der Landschaft­sfalte habe es beispielsw­eise schon gegeben, und die Frage bleibe, ob diese realistisc­h ist, sagte Angelika Rundel (SPD). Pius Bandte (BL) war maßgeblich daran beteiligt, dass der letzte Plan für den Karl-Bever-Platz durch einen Bürgerents­cheid verworfen wurde. Er sieht beim Thema Landschaft­sfalte sogar einen kleinen Widerspruc­h: „Zur Landschaft­sfalte passt keine modulare Bauweise.“Bei der Landschaft­sfalte müsste in die Tiefe gegraben werden, damit sei die Flexibilit­ät der Anlage sehr gering.

Dennoch: Die Stadträte äußerten sich bereits dazu, dass die Empfehlung auf jeden Fall umgesetzt werden muss. „Denn wir haben den Prozess damals gefordert“, so Angelika Runde. „Wir müssen das ernst nehmen, sonst wird uns niemand mehr ernst nehmen“, sagt Jasmin Sommerweiß (JA). Von dem Stadtratsb­eschluss, der jetzt ausgearbei­tet wird und Ende Juli zur Diskussion steht, seien jedoch noch keine konkreten Resultate zu erwarten, so einige Räte wie Bandte und Rundel. Wie viele Stellplätz­e kommen, ob Spielplatz oder Bar, ob in die Tiefe gebaut wird oder in die Höhe – das wird wohl erst nach der Sommerpaus­e erarbeitet. Die Marschrich­tung ist jedoch vorgegeben, das scheinen die Stadträte verinnerli­cht zu haben.

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Schon seit Jahren geht es um die Zukunft des Karl-Bever-Platzes. Die Ergebnisse der Bürgerbete­iligung überrascht­en die Stadträte kaum.

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