Statt 1800 kommen nur 180 zur Impfung
Bei Sonderaktion des Memminger Impfzentrums bleiben viele Impfdosen übrig
- 180 Menschen kamen am Wochenende zur ungewöhnlichen Impfaktion nach Memmingen. Ungewöhnlich deshalb, weil sie Tag und Nacht lief – tagsüber parallel zum üblichen Impfbetrieb. Dabei wäre Impfstoff für die zehnfache Menge an Personen da gewesen.
Am Freitag war die Sonderaktion um 18 Uhr gestartet, sie hätte bis Sonntag, 8 Uhr, laufen sollen – ohne Unterbrechung. Doch weil die Nachfrage so gering war, wurde sie am Samstag um 23 Uhr beendet.
Die Stadt sieht es so, dass nun 180 Personen mehr geimpft sind als zuvor. „Und jede einzelne Impfung zählt“, sagt Sprecherin Alexandra Wehr. Wahrscheinlich habe die geringe Nachfrage am Impfstoff gelegen: Angeboten wurde Astrazeneca. Zum Vergleich: Ende Mai hatte die Stadt Memmingen eine erste große Aktion angeboten: 1800 Dosen von Johnson & Johnson. Damals war der Ansturm riesig. „Natürlich bedaure ich, dass unser Angebot nicht von mehr Menschen angenommen wurde. Aber die Sonderaktion war wichtig, wir haben ein praktisches und unkompliziertes Impfangebot rund um die Uhr gemacht“, sagt Oberbürgermeister Manfred Schilder. Wie solche Angebote dann angenommen werden, liege allerdings nicht in der Hand der Stadt. Die nun 1620 übrig gebliebenen Impfdosen von Astrazeneca verfallen aber nicht. Sie sind einige Monate haltbar und sollen während weiterer Aktionen demnächst angeboten werden, die von der Stadt nun geplant werden.
„Wir haben nichts unversucht gelassen“, sagt Bruno Ollech. Er ist stellvertretender Bezirksgeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes, der das Impfzentrum betreibt. Das ging so weit, dass Ollech mit anderen Mitarbeitern am späten Freitagabend zwei Aufsteller für Handdesinfektion zu Werbetafeln umfunktionierte, auf denen vor dem Impfzentrum auf die Sonderaktion aufmerksam gemacht wurde. Mit Erfolg: Einige Passanten entdeckten in der frühen Nacht die Aufsteller und kamen zum Impfen hinein.
Eine Stunde, nachdem das Impfzentrum am Samstag um 23 Uhr wegen fehlender Nachfrage geschlossen wurde, kamen noch zwei Personen, die sich hätten impfen lassen wollen. Der Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr am Impfzentrum im
Einsatz ist, vermittelte den beiden schließlich einen Impftermin für Sonntagmorgen, als der Regelbetrieb des Zentrums startete.
Der Start: Großer Andrang herrschte nicht, als um 18 Uhr am Freitag die Tür zum Memminger Impfzentrum geöffnet wurde. Das war der Startschuss für die ungewöhnliche Impfaktion. Insgesamt kamen die meisten aller Teilnehmer am Freitagabend und in der frühen Nacht zu Samstag. Drinnen ging es dann schnell: anmelden, Formulare ausfüllen, Aufklärungsgespräch mit einem Arzt, dann der Piks und für 15 Minuten in den Ruheraum. Mit einem Pflaster auf dem Arm und einem Termin für die Zweitimpfung etwa Mitte September ging es wieder an die frische Luft.
Dass es schnell und unbürokratisch ablief, fand Andreas B. spitze. Im Januar hatte er sich für eine Impfung registriert, seitdem habe er gewartet und gehofft, bald an der Reihe zu sein. Er habe immer den Impfstoff von Biontech haben wollen. Doch mittlerweile sei er nur noch froh, endlich an der Reihe zu sein – der Sonderaktion sei Dank. „Und zwar unbürokratisch: anstehen, Arm hinheben, fertig.“Unbürokratisch halfen die Mitarbeiter im Impfzentrum am Freitagabend so manchem. Beispielsweise, wenn jemand keinen Impfpass dabei hatte. „Ich hatte mir den Ansturm größer vorgestellt“, sagt Werner Zettler, einer der ersten Teilnehmer der Aktion. Auch Elke Oswald hatte mehr Menschen gleich zu Beginn der Aktion erwartet. Die Medizinische Fachangestellte impfte in der ersten Schicht. Langweilig wurde ihr dennoch nicht. Auch um kurz vor 23 Uhr am Freitag hatte sie einiges zu tun. Wartebereich und Ruheraum waren gut gefüllt.
Martin Wechsel war einer derjenigen, die sich so spät impfen ließen. Er ist Landwirt und habe tagsüber kaum Zeit, sich impfen zu lassen. Zumal er in seinem Beruf im Sommer tagsüber spontan auf das Wetter reagieren müsse und dann nicht im Impfzentrum sitzen könne. Doch das Nachtangebot „ist für mich ideal“. Auch er hatte sich längst für eine Impfung registriert – und wie viele andere seitdem gewartet. Dann habe er von der Sonder-Impfaktion in Memmingen gehört. „So eine Chance nutze ich jetzt.“Nach einem langen Arbeitstag zum Impfen zu gehen, damit habe er kein Problem. Der Nutzen überwiege.