Lindauer Zeitung

Ein göttlicher Tropfen

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Allerlei Narren macht der Wein, wenn man ihn unmäßig sauft hinein!“Mit diesem ebenso herzerfris­chenden wie zutreffend­en Spruch wäre das Wichtigste in Sachen Weingenuss eigentlich gesagt. Man möge ihn also in kleinen Schlucken genießen. Im Katholizis­mus spielt der Wein natürlich eine ganz besondere Rolle, der Messwein, um genau zu sein. Und weil der Pfarrer seine Schäfchen vor allzu großer Versuchung zu schützen hat, trinkt er diesen Wein auch stets allein, während die Gemeinde lediglich von den Hostien kosten darf.

Papst Franziskus hat offenbar eine sehr besondere Beziehung zum Rebensaft. Er lässt am Sommersitz Castel Gandolfo auf zwei Hektar Vino anbauen. 2026 sollen die ersten der voraussich­tlich 20 000 Flaschen Trinkreife erreichen. Damit lässt’s sich’s am Sommersitz gewiss trefflich aushalten. Papst Franziskus ist im Augenblick 84 Jahre alt, beim Entkorken der ersten vatikanisc­hen Pulle wird er 89 sein.

Der kluge Philosoph Platon soll einst gesagt haben – wahrschein­lich nach einem guten Glas griechisch­em Trollinger –, dass der Wein ein Geschenk

der Götter sei. „Sie haben den Wein dem Menschen aus Erbarmen gegeben.“Wer selbst schon einmal die Gnade eines guten Schoppens erfahren hat, wird dem zustimmen müssen. Ob der Papst den Wein ausschließ­lich für den Eigenbedar­f hat anbauen lassen, ist eher unwahrsche­inlich. Denn so viel Erbarmen hat er nun auch wieder nicht nötig. In kleinen Schlucken genossen, dürfte der göttliche Tropfen jedenfalls locker bis zur (Wein-)Seligkeit reichen. (nyf )

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Hier sollen die Weinreben gedeihen: der päpstliche Sommersitz Castel Gandolfo.
FOTO: IMAGO IMAGES Hier sollen die Weinreben gedeihen: der päpstliche Sommersitz Castel Gandolfo.

Newspapers in German

Newspapers from Germany