Marquardt baut neues Geschäftsfeld auf
Der Mechatronikspezialist will künftig auch Montage- und Prüfsysteme anbieten
- Der Mechatronikspezialist Marquardt aus Rietheim-Weilheim (Landkreis Tuttlingen) expandiert in ein neues Geschäftsfeld und hat dafür an seinem Stammsitz ein neues Unternehmen gegründet: die Marq4 Automation GmbH. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft entwickelt und baut hochautomatisierte Montage- und Prüfsysteme, die in der Automobilindustrie, der Elektronikbranche, bei Medizintechnikherstellern und in weiteren Industriezweigen zum Einsatz kommen sollen. Wie Marquardt am Mittwoch mitteilte, werde Marq4 Automation mit anfänglich 60 Ingenieuren, Technikern und Konstrukteuren starten; weiteres Personal soll in der Gründungsphase aufgebaut werden.
„Unsere Experten haben sich auf die großen Trends der Digitalisierung im Anlagen- und Prüfmittelbau eingestellt und in den vergangenen Jahren sehr viel Know-how aufgebaut. Um das optimal zu nutzen, bieten wir unsere Erfahrung künftig auch externen Kunden an und erschließen uns damit weitere zukunftsträchtige Märkte“, begründete MarquardtChef Harald Marquardt den Schritt. Geschäftsführer des neuen Unternehmens ist Harald Berchtold, offizieller Start der 1. Juli – auf den Tag genau 25 Jahre nach dem Dienstantritt von Harald Marquardt als Vorstandschef der Gruppe.
Die Bandbreite möglicher Anwendungsfelder für die Montage- und Prüfsysteme von Marq4 Automation reichen vom elektronischen Mikrobauteil eines Hochdruckreinigers oder das Touch-Bedienfeld eines Haushaltsgeräts über innovative LED-Leisten für die Innenausstattung von Premiumfahrzeugen bis hin zu schweren Hochvoltsystemen für die E-Mobilität, erklärte Berchthold und verwies insbesondere auf die Erfahrungen von Marquardt als Komplettlieferant im Batteriemanagement für Elektrofahrzeuge.
Im Kerngeschäft von Marquardt, der Produktion von mechatronischen Schalt- und Bediensystemen wie Zündschlüssel, Touchpads, Lenkradschalter, Sensoren und Batteriemanagementsystemen, läuft es einem Unternehmenssprecher zufolge „ordentlich“, allerdings sei der Halbleitermangel „eine Herausforderung“. Dennoch sei man zuversichtlich, dass das laufende Geschäftsjahr besser werde als das vergangene. 2020 musste Marquardt einen Umsatzrückgang um fast 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro verkraften. Dank rechtzeitig eingeleiteter Gegenmaßnahmen, zu denen auch Entlassungen gehörten, konnte das Unternehmen aber zumindest Verluste vermeiden.
Sein 25-jähriges Dienstjubiläum nahm Firmenchef Harald Marquardt zum Anlaß, der Politik noch einmal ins Gewissen zu reden: „Wir haben am Industriestandort Deutschland in den letzten Jahren teils dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt“, so Marquardt, der dafür die im internationalen Vergleich seiner Meinung nach viel zu hohe Steuer- und Abgabelast für Unternehmen und ihre Mitarbeiter mitverantwortlich macht. Die Politik sollte deshalb schnell, entschlossen und parteiübergreifend handeln und eine der wichtigsten Quellen des deutschen Wohlstands – die Industrie – nicht durch unerfüllbare Auflagen und überzogene Forderungen schwächen.