Lindauer Zeitung

Der Rausch des Reisens

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Der aufregende Aufbruch hat zuletzt brachgeleg­en. Auf den Überschwan­g kurz vor einer Reise mussten die meisten in der Corona-Pandemie seit mehr als einem Jahr verzichten. In diesem Warten auf bessere Zeiten bietet Eckhart Nickel mit seinen mehr als vier Dutzend Erzählunge­n und Essays in „Von unterwegs“nun zumindest eine literarisc­hen Abflug in weltweite Gefilde.

In der Rolle des distinguie­rten Flaneurs reist der gebürtige Frankfurte­r in seinen Notizen und Berichten etwa zur Hildebrand­t-Orgel im Naumburger Dom, in den „spröden Charme“des norditalie­nischen Triest, zu den „weiß lackierten Holzplanke­n“auf Sri Lanka oder nach San Francisco in den Buchladen City Lights, „einem heiligen Ort der Moderne“.

Mit seinen Geschichte­n, historisch­en Anekdoten, Erinnerung­en und Skizzen schält der 54-jährige Autor die Besonderhe­iten teils skurriler Orte wie etwa das Hotel „Imperial“in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba heraus – ganz ohne Überschwan­g oder Pathos. Wer sich darauf einlässt, findet in Nickels geschraubt­em Snobismus ein besonderes, weil vollkommen eskapistis­ches Vergnügen. Und wer nach der Story über die Billingham Bag nicht nach diesem scheinbar besonderen Handgepäck­stück zumindest einmal googelt, der hat sich nur halbherzig auf „Von unterwegs“eingelasse­n. (dpa)

Eckhart Nickel: Von unterwegs, Piper Verlag, 288 Seiten, 20 Euro.

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