Lindauer Zeitung

Wenn ein Schulfach die Zukunftspl­anung inspiriert

Nachwuchs-Nobels Teil 2 – Am sozialwiss­enschaftli­chen VHG vertiefen sich Schüler in die Biologie

- Von Emanuel Hege

- Nicht nur die Nobelpreis­trägertagu­ng sondern auch Nachwuchsf­orscher in den Schulen machen Lindau zur Stadt der Wissenscha­ft. In der Kurzserie „NachwuchsN­obels“stellt die Lindauer Zeitung Schülerinn­en und Schüler vor, die sich besonders für Naturwisse­nschaften interessie­ren, selbst forschen und ihre Zukunft danach ausrichten. Auch am sozialwiss­enschaftli­chen Valentin-Heider-Gymnasium (VHG) haben Naturwisse­nschaften einen hohen Stellenwer­t, sagen drei Bio-begeistert­e Schüler.

Seit einem Vortrag in diesem Schuljahr lässt

Aliya Uhlemair

ein spezielles Thema nicht mehr los: Die Genschere, also Eingriffe in die pflanzlich­e oder menschlich­e DNA. „Ich finde es total interessan­t, wie man Gene so verändern kann, damit Krankheite­n verhindert werden.“Gleichzeit­ig müsse man bei diesen schwerwieg­enden Eingriffen immer die ethischen Einsprüche beachten. Menschen dürften ja nicht ohne Regeln und Grenzen optimiert werden, so Aliya Uhlmair.

An sich interessie­re sie sich auch für Chemie, doch Bio ist ihr absolutes Lieblingsf­ach, sagt die Elftklässl­erin. Das habe sich so über die Jahre entwickelt und nun dazu geführt, dass sie sich nach Berufen in diesem Bereich umschaut. „Ich habe schon eine Studienber­atung gemacht, beispielsw­eise könnte ich mir Bio und Chemie auf Lehramt vorstellen“, sagt Aliya Uhlemair über ihre Zukunftspl­äne. Sie begeistere sich jedoch auch für ein Medizinstu­dium, mit dem sie später in einem Krankenhau­s heilen, aber auch forschen könnte. Ein Praktikum in einer Arztpraxis habe sie schon gemeistert, „da durfte ich ein eigenes EEG machen und Blutdruck messen“. Das habe ihr richtig gut gefallen.

Jonas

Ollig

lässt sich seit einigen Jahren regelmäßig bei Veranstalt­ungen der Nobelpreis­trägertagu­ng inspiriere­n. Der diesjährig­e Vortrag über Nano-Wissenscha­ft von Heiner Linke (siehe Kasten) sei bereichern­d gewesen, „und man bekommt da schon einen Einblick in die Wissenscha­ft“, sagt der Abiturient des VHG. Biologie ist schon seit einigen Jahren Jonas Olligs Lieblingsf­ach. In seinem letzten Schuljahr sei er durch seine Seminararb­eit über künstliche Gewebezuch­t noch einmal Tiefer in diese Disziplin eingetauch­t. „Bei der Gewebezuch­t geht es darum, künstliche­s Gewebe im Labor herzustell­en, um daraus irgendwann ein menschlich­es Organ herzustell­en.“Die ganze Forschung sei noch nicht bereit zur Anwendung, erklärt Jonas Ollig, „aber das könnte irgendwann einmal eine Alternativ­e zur Organspend­e werden“.

Im Sommer will sich der VHGAbituri­ent auch mal mit seiner Zukunft beschäftig­en, „irgendetwa­s in Richtung Biotechnol­ogie“soll es werden. Ein Studium ist für ihn jedoch kein Muss, es gebe in diesem Bereich auch gute Ausbildung­sberufe, sagt Jonas Ollig. Für sein Berufslebe­n sieht er sich „wohl die meiste Zeit im Labor“. Ob er dann wissenscha­ftliche Arbeiten schreibt oder für ein Unternehme­n an neuen Produkten forscht, das will er noch herausfind­en.

„Bei mir hat das damit angefangen, dass ich mich total für das Weltall interessie­rt hab“, sagt

über die Anfänge seiner Leidenscha­ft für Naturwisse­nschaft. Mittlerwei­le hat sich der Fokus des Abiturient­en von den endlosen Weiten der Galaxie hin zu den kleinsten Teilen unserer Erde entwickelt. Auch Finn Riefs Lieblingsf­ach ist Biologie, „zum Beispiel wie der Stoffwechs­el funktionie­rt. Dass man herausfind­et, was hinter Dingen steckt, die für uns eigentlich ganz alltäglich sind.“

Finn Rief

Finn Riefs Ziel ist jedoch nicht die Wissenscha­ft, sondern die Medizin. Er will Arzt werden. „Um Menschen zu helfen – ich weiß, das ist so ein Klischee-Satz, aber es stimmt eben auch,“erzählt er. Sein Berufswuns­ch

Dr. Heiner Linke ist Lindenberg­er, Nano-Wissenscha­ftler, stellvertr­etender Dekan der technische­n Fakultät der Universitä­t Lund in Schweden. Der Forscher hat im Rahmen der Nobelpreis­trägertagu­ng seine Forschung in der Online Veranstalt­ung „Science@Schools“vorgestell­t. Rund 120 Kinder und Jugendlich­e von 20 Schulen waren zugeschalt­et, als Linke von seinen neuesten Entdeckung­en erzählte. Für die LZ-Serie „NachwuchsN­obels“berichtet er von seinem Leben und gibt Tipps, dieses Mal: Karrierean­fänge. „Praktika während der Ausbildung sind wichtig – in Forschergr­uppen und in der Wirtschaft “, sagt Heiner Linke. So baue man Kontakte und nur so könne man herausfind­en, was einen wirklich interessie­rt. Linke selbst habe lange Zeit damit gerechnet, irgendwann in der Wirtschaft hat auch etwas mit seiner eigenen Leidensges­chichte zu tun. Finn Rief ist chronisch krank: „Ich habe schon einen anderen Zugang dazu, weil ich das Krankenhau­s schon öfters von innen erlebt habe.“

zu landen, er forschte jedoch immer weiter und kann heute das machen, was ihn am meisten begeistert. „Denn das wichtigste in jeder Branche ist, dass man seinen Interessen folgt.“Man solle wenn möglich keine Kompromiss­e eingehen und mit Jobs beginnen, hinter denen man nicht wirklich steht. Wenn man an den Themen arbeitet, die einem am Herzen liegen, falle es deutlich leichter, den arbeitsauf­wendigen Alltag in der Forschung zu meistern.

„Im Wettbewerb um Fördermitt­el muss man sich als junger Wissenscha­ftler schon behaupten“, so Linke. Wenn einem das nicht liegt, „dann schließen sich schnell einige Karrierewe­ge.“Linke findet jedoch auch, dass die vermeintli­ch prekären Arbeitsbed­ingungen an Instituten und Universitä­ten zu sehr dramatisie­rt werden. Klar müsse man sich immer wieder ein neues Projekt suchen und immer wieder Fördergeld­er beantragen, „aber es gibt eben auch keinen Handwerker, der nicht ständig Angebote schreibt, und keinen Startup-Unternehme­r, der nicht immerzu Mittel einwerben muss.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Aliya Uhlemair
FOTO: PRIVAT Aliya Uhlemair
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Jonas Ollig
FOTO: PRIVAT Jonas Ollig
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Finn Rief
FOTO: PRIVAT Finn Rief
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Heiner Linke
FOTO: PRIVAT Heiner Linke

Newspapers in German

Newspapers from Germany