Wenn ein Schulfach die Zukunftsplanung inspiriert
Nachwuchs-Nobels Teil 2 – Am sozialwissenschaftlichen VHG vertiefen sich Schüler in die Biologie
- Nicht nur die Nobelpreisträgertagung sondern auch Nachwuchsforscher in den Schulen machen Lindau zur Stadt der Wissenschaft. In der Kurzserie „NachwuchsNobels“stellt die Lindauer Zeitung Schülerinnen und Schüler vor, die sich besonders für Naturwissenschaften interessieren, selbst forschen und ihre Zukunft danach ausrichten. Auch am sozialwissenschaftlichen Valentin-Heider-Gymnasium (VHG) haben Naturwissenschaften einen hohen Stellenwert, sagen drei Bio-begeisterte Schüler.
Seit einem Vortrag in diesem Schuljahr lässt
Aliya Uhlemair
ein spezielles Thema nicht mehr los: Die Genschere, also Eingriffe in die pflanzliche oder menschliche DNA. „Ich finde es total interessant, wie man Gene so verändern kann, damit Krankheiten verhindert werden.“Gleichzeitig müsse man bei diesen schwerwiegenden Eingriffen immer die ethischen Einsprüche beachten. Menschen dürften ja nicht ohne Regeln und Grenzen optimiert werden, so Aliya Uhlmair.
An sich interessiere sie sich auch für Chemie, doch Bio ist ihr absolutes Lieblingsfach, sagt die Elftklässlerin. Das habe sich so über die Jahre entwickelt und nun dazu geführt, dass sie sich nach Berufen in diesem Bereich umschaut. „Ich habe schon eine Studienberatung gemacht, beispielsweise könnte ich mir Bio und Chemie auf Lehramt vorstellen“, sagt Aliya Uhlemair über ihre Zukunftspläne. Sie begeistere sich jedoch auch für ein Medizinstudium, mit dem sie später in einem Krankenhaus heilen, aber auch forschen könnte. Ein Praktikum in einer Arztpraxis habe sie schon gemeistert, „da durfte ich ein eigenes EEG machen und Blutdruck messen“. Das habe ihr richtig gut gefallen.
Jonas
Ollig
lässt sich seit einigen Jahren regelmäßig bei Veranstaltungen der Nobelpreisträgertagung inspirieren. Der diesjährige Vortrag über Nano-Wissenschaft von Heiner Linke (siehe Kasten) sei bereichernd gewesen, „und man bekommt da schon einen Einblick in die Wissenschaft“, sagt der Abiturient des VHG. Biologie ist schon seit einigen Jahren Jonas Olligs Lieblingsfach. In seinem letzten Schuljahr sei er durch seine Seminararbeit über künstliche Gewebezucht noch einmal Tiefer in diese Disziplin eingetaucht. „Bei der Gewebezucht geht es darum, künstliches Gewebe im Labor herzustellen, um daraus irgendwann ein menschliches Organ herzustellen.“Die ganze Forschung sei noch nicht bereit zur Anwendung, erklärt Jonas Ollig, „aber das könnte irgendwann einmal eine Alternative zur Organspende werden“.
Im Sommer will sich der VHGAbiturient auch mal mit seiner Zukunft beschäftigen, „irgendetwas in Richtung Biotechnologie“soll es werden. Ein Studium ist für ihn jedoch kein Muss, es gebe in diesem Bereich auch gute Ausbildungsberufe, sagt Jonas Ollig. Für sein Berufsleben sieht er sich „wohl die meiste Zeit im Labor“. Ob er dann wissenschaftliche Arbeiten schreibt oder für ein Unternehmen an neuen Produkten forscht, das will er noch herausfinden.
„Bei mir hat das damit angefangen, dass ich mich total für das Weltall interessiert hab“, sagt
über die Anfänge seiner Leidenschaft für Naturwissenschaft. Mittlerweile hat sich der Fokus des Abiturienten von den endlosen Weiten der Galaxie hin zu den kleinsten Teilen unserer Erde entwickelt. Auch Finn Riefs Lieblingsfach ist Biologie, „zum Beispiel wie der Stoffwechsel funktioniert. Dass man herausfindet, was hinter Dingen steckt, die für uns eigentlich ganz alltäglich sind.“
Finn Rief
Finn Riefs Ziel ist jedoch nicht die Wissenschaft, sondern die Medizin. Er will Arzt werden. „Um Menschen zu helfen – ich weiß, das ist so ein Klischee-Satz, aber es stimmt eben auch,“erzählt er. Sein Berufswunsch
Dr. Heiner Linke ist Lindenberger, Nano-Wissenschaftler, stellvertretender Dekan der technischen Fakultät der Universität Lund in Schweden. Der Forscher hat im Rahmen der Nobelpreisträgertagung seine Forschung in der Online Veranstaltung „Science@Schools“vorgestellt. Rund 120 Kinder und Jugendliche von 20 Schulen waren zugeschaltet, als Linke von seinen neuesten Entdeckungen erzählte. Für die LZ-Serie „NachwuchsNobels“berichtet er von seinem Leben und gibt Tipps, dieses Mal: Karriereanfänge. „Praktika während der Ausbildung sind wichtig – in Forschergruppen und in der Wirtschaft “, sagt Heiner Linke. So baue man Kontakte und nur so könne man herausfinden, was einen wirklich interessiert. Linke selbst habe lange Zeit damit gerechnet, irgendwann in der Wirtschaft hat auch etwas mit seiner eigenen Leidensgeschichte zu tun. Finn Rief ist chronisch krank: „Ich habe schon einen anderen Zugang dazu, weil ich das Krankenhaus schon öfters von innen erlebt habe.“
zu landen, er forschte jedoch immer weiter und kann heute das machen, was ihn am meisten begeistert. „Denn das wichtigste in jeder Branche ist, dass man seinen Interessen folgt.“Man solle wenn möglich keine Kompromisse eingehen und mit Jobs beginnen, hinter denen man nicht wirklich steht. Wenn man an den Themen arbeitet, die einem am Herzen liegen, falle es deutlich leichter, den arbeitsaufwendigen Alltag in der Forschung zu meistern.
„Im Wettbewerb um Fördermittel muss man sich als junger Wissenschaftler schon behaupten“, so Linke. Wenn einem das nicht liegt, „dann schließen sich schnell einige Karrierewege.“Linke findet jedoch auch, dass die vermeintlich prekären Arbeitsbedingungen an Instituten und Universitäten zu sehr dramatisiert werden. Klar müsse man sich immer wieder ein neues Projekt suchen und immer wieder Fördergelder beantragen, „aber es gibt eben auch keinen Handwerker, der nicht ständig Angebote schreibt, und keinen Startup-Unternehmer, der nicht immerzu Mittel einwerben muss.“