England will nun mehr
Euphorie nach Viertelfinal-Einzug – Southgate warnt
(dpa) - Ja, es ist wahr. Englands Trainer Gareth Southgate gab sich zwar die allergrößte Mühe, diesen historischen Sieg nur als Etappenziel zu bewerten. Doch die mächtige Welle der Euphorie und Erleichterung in seinem Land kann auch der 50-Jährige nicht stoppen. „Nein, es ist kein Traum. Wir haben Deutschland wirklich geschlagen“, titelte der „Daily Express“nach der 2:0-Erlösung der Three Lions im Achtelfinale. Der „Daily Star“gab sogar eine „historische Souvenirausgabe“heraus. „England HAT NICHT gegen Deutschland verloren“, stand auf der Titelseite. Nach 55 Jahren der Geduld träumt England von mehr.
Mehr als 40 000 hauptsächlich englische Fans flippten nach dem Abpfiff in Wembley aus und verwandelten den Fußball-Tempel in eine Party-Hölle. In den Pubs bespritzten sich die Menschen mit unzähligen Litern Bier, danach lagen sie sich vor Freude in den Armen. Seit 1966 konnte England bei einem großen Turnier kein K.o.Spiel mehr gegen die DFB-Auswahl gewinnen. Jetzt ist die Chance auf den ersehnten Titel plötzlich so groß wie nie zuvor. Der Weg zurück in den Final-Spielort London könnte für die
Three Lions kaum leichter sein. Im Viertelfinale am Samstag (21 Uhr) in Rom geht es gegen die Ukraine. Im Halbfinale wäre Tschechien oder Dänemark der Gegner. Southgate befindet sich aufgrund dieser Konstellation schon jetzt auf einer Gratwanderung. „Diese Spieler sind dabei, Geschichte zu schreiben. Wir waren noch nie in einem EM-Finale. Sie haben noch immer die Chance, etwas Spezielles zu erreichen“, sagte der nach dem Erfolg gegen Deutschland erleichterte Southgate. Doch der mahnende Southgate weiß auch um die Brisanz: „Das ist ein gefährlicher Moment für uns. Das Gefühl des Erfolgs, die Stimmung im Land – wir dürfen aber nicht nachlassen.“Der Sieg gegen die Deutschen soll nur ein Schritt gewesen sein. „Wir sind hier mit einem Ziel angetreten, und das haben wir noch nicht erreicht.“
11. Juli, Wembley, 60 000 Fans im Rücken – das ist das Sehnsuchtsziel der Engländer. Der Sieg gegen Deutschland war für den permanent misstrauisch beäugten Southgate die endgültige Bestätigung, dass sein Weg der richtige ist. Ein Sieg im Finale in London wäre für den stets so besonnenen Ex-Profi der Ritterschlag.
„Wir sind hier mit einem Ziel angetreten, und das haben wir noch nicht erreicht.“
Gareth Southgate