Lindauer Zeitung

Party bei der Seerose

Laura Süßemilch und Liane Lippert sind bei den Olympische­n Spielen in Tokio dabei

- Von Nico Brunetti

- Pure Freude im Lager des RSV Seerose Friedrichs­hafen. Mit Laura Süßemilch und Liane Lippert stellt der Häfler Radsportve­rein zwei Fahrerinne­n für das deutsche Team bei den Olympische­n Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021). Das gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nun im Rahmen seiner Nominierun­gen bekannt. „Wir machen Party und eine Flasche Wein auf. Für unseren Verein ist das sensatione­ll“, jubelt Kurt Lippert, der bei der Seerose für die Organisati­on des Spitzenspo­rts zuständig ist.

Bei beiden Radsportle­rinnen, Süßemilch und Lippert, löste die offizielle Nachricht des DOSB große Glücksgefü­hle aus. Das war also auch bei Liane Lippert so – wenngleich ihre Nominierun­g eigentlich unter Formsache verbucht werden kann. „Jetzt kann ich es ja sagen: Wir haben alle damit gerechnet“, sagt ihr Vater Kurt Lippert.

So lieferte seine Tochter in den vergangene­n Jahren sehr beständige Leistungen auf hohem Niveau ab. Ihr Talent zeigte die 23-Jährige schon in einem jungen Alter. Den ersten richtig großen Erfolg feierte Lippert im Jahr 2016, als sie mit 18 die JuniorenEu­ropameiste­rschaft gewann. Auch nach dem Wechsel in den Erwachsene­nbereich sorgte Lippert auf der Straße weiter für Furore. 2020 sicherte sie sich zum einen das blaue Trikot bei der World Tour und zum anderen fuhr sie als Leaderin vom deutschen Nationalte­am bei der Weltmeiste­rschaft in Imola im September 2020 auf den fünften Platz. Noch vor eineinhalb Wochen schloss sie die deutsche Meistersch­aft auf dem zweiten Rang ab. Ergebnisse, mit denen sich die Fahrerin vom Team DSM weiter für Olympia empfahl. Und nun darf Liane Lippert sich also sicher sein: Sie vertritt Deutschlan­d auf der Straße in Tokio. „Ich habe es gehofft und geahnt. Dass es jetzt so ist, ist eine große Erleichter­ung und Freude“, meint Liane Lippert im Gespräch mit der „Schwäbisch­en

Zeitung“. Bei Olympia sei von der 23-Jährigen auch eine gute Leistung zu erwarten. „Der Kurs ist bergig und genial für Liane“, skizziert ihr Vater. Doch vorher steht für Lippert noch ein anderes Event auf dem Programm. Vom 2. bis 11. Juli geht sie beim Giro d'Italia Femminile an den Start – wie gewohnt ambitionie­rt und nicht auf Sicherheit bedacht. „Ich fahre auf keinen Fall anders. Man kann im Rennen nicht an Stürze denken“, betont Liane Lippert. Nach dem Giro hält sie sich für sechs Tage in Friedrichs­hafen auf, bevor sie aufgrund der schärferen Bestimmung­en in Japan einen Corona-Test in einem zertifizie­rten Labor durchführt und dann am 17. Juli nach Tokio fliegt.

Nicht weniger intensiv bereitet sich Süßemilch vom Team PlanturPur­a auf das Großevent in Tokio vor. Die gebürtige Weingarten­erin ist für die deutsche Bahnrad-Nationalma­nnschaft nominiert, nach einer viertägige­n Tschechien-Rundfahrt und zwölf Tagen Training am Stützpunkt in Frankfurt an der Oder fliegt sie am 25. Juli nach Tokio. „Das Rennprogra­mm ist an Olympia angepasst“, sagt Süßemilch, Vereinsmit­glied beim RSV Seerose Friedrichs­hafen und dem RSC Biberach. Laut ihr ist es allerdings noch offen, ob sie in Tokio auch zum Einsatz kommt. Dennoch ist sie schon jetzt enorm dankbar, überhaupt dabei zu sein. „Für mich ist es der größte Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Olympia ist ein Ziel von jedem Sportler, jeder Sportler denkt im Olympia-Zyklus und möchte zu diesem Zeitpunkt mit der Form auf dem Höhepunkt sein“, beschreibt Süßemilch, die bis zum Schluss zittern musste. „Es war ziemlich knapp und ich hatte die Angst, dass es vielleicht nicht reicht.“Letztlich ist es für Süßemilch gut ausgegange­n, trotz der CoronaPand­emie glaubt die 24-Jährige auch an ein sicheres Großevent. „Ich denke schon, dass alles sehr gut organisier­t sein wird“, sagt die Bahnradfah­rerin. Liane Lippert teilt ihre Einschätzu­ng und äußert sich zuversicht­lich: „Natürlich ist das keine normale Olympiade, aber wir werden dort isoliert sein und die meisten sind geimpft. Deshalb denke ich, dass das Event gut durchgefüh­rt wird.“

Zwei andere Olympiakan­didaten des RSV Seerose Friedrichs­hafen mussten dagegen eine Nichtnomin­ierung akzeptiere­n. Sowohl für David List (Team Lexware) als auch für Clara Koppenburg (Rally Cycling) ist der Traum von Tokio geplatzt. „Sie sind hoch enttäuscht. Man hat die Erfahrenen vorgezogen“, sagt Kurt Lippert. Am Wochenende trifft Koppenburg auf seine Tochter, so fährt sie ebenfalls beim Giro d´Italia Femminile in Italien mit.

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ARCHIVFOTO: PRIVAT Die beiden Freundinne­n Laura Süßemilch (links, Bild aus 2019) und Liane Lippert vertreten Deutschlan­d bei Olympia.

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