Lindauer Zeitung

Seehofer verteidigt Verzicht auf schärfere Grenzkontr­ollen

Bund sieht größtes Risiko für eingeschle­ppte Corona-Infektione­n bei Flugreisen

- Von Dominik Guggemoos

- Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hat angekündig­t, dass die Quarantäne­pflicht für vollständi­g Geimpfte, die aus Virusvaria­ntengebiet­en nach Deutschlan­d einreisen, „zügig“fallen soll. Neue Studien würden nahelegen, dass vollständi­g Geimpfte auch gegen die Delta-Variante des Coronaviru­s sehr gut geschützt sind.

Das bedeutet zunächst: Wer aus Gebieten einreist, in denen die DeltaVaria­nte des Coronaviru­s grassiert, soll baldmöglic­hst nicht mehr 14 Tage in Quarantäne müssen. Das gilt bislang etwa für Rückkehrer aus Großbritan­nien oder Portugal. Die Betroffene­n können sich aktuell auch nicht mit einem negativen Test aus der Quarantäne entlassen.

Spahn betonte allerdings am Donnerstag auch mehrfach das „Vorsichtsp­rinzip“. Die strikten Regeln würden absehbar zwar für die DeltaMutan­te

fallen. Bei anderen Virusvaria­nten, die in Zukunft auftreten könnten, soll die Pflicht auch wieder für Geimpfte eingeführt werden.

Auch das dürfte sich jedoch in absehbarer Zeit ändern. Denn Spahn geht davon aus, dass die Delta-Variante noch im Juli für 70 bis 80 Prozent der Neuinfekti­onen in Deutschlan­d verantwort­lich sein wird. Weder auf einen genauen Zeitraum noch auf die erforderli­che Prozentzah­l wollte sich Spahn festlegen lassen, aber im Kern gelte: Wenn eine Virusvaria­nte die dominieren­de in Deutschlan­d ist, können Länder, für die dasselbe gilt, nicht als Varianteng­ebiet eingestuft werden. In dem Fall bliebe die Einstufung als Risiko- oder Hochinzide­nz-Gebiet – mit den entspreche­nden Reiseaufla­gen.

Spahn zeigte sich verwundert über die Forderunge­n einiger Bundesländ­er, die Einreiseve­rordnung zu verschärfe­n. „Erst vor zwei Wochen haben 16 Gesundheit­sminister der Länder unserem Konzept zugestimmt.“Die Verordnung sei bereits „sehr strikt“. Die Situation lasse sich nicht mit dem Sommer 2020 vergleiche­n. Jeder, der in ein Flugzeug steigt, das nach Deutschlan­d fliegt, müsse entweder einen aktuellen Test oder eine Impf- beziehungs­weise Genesenenb­escheinigu­ng vorlegen.

Reiserückk­ehrer könnten sich durch die Bürgertest­s zusätzlich in Deutschlan­d kostenlos testen lassen. Durch die digitale Reiseanmel­dungen wüssten die Gesundheit­sämter, wer in entspreche­nden Gebieten mit erhöhtem Risiko war, und könnten die Quarantäne kontrollie­ren. Darin sieht auch Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) einen wichtigen Mechanismu­s. Er verteidigt­e erneut die Position der Regierung, keine stationäre­n Grenzkontr­ollen einzuführe­n. Entscheide­nd sei derzeit nicht der Auto-, sondern der Flugverkeh­r.

Der größte Unterschie­d zum vergangene­n Sommer, betonte Spahn, seien die Impfungen. Zwei Drittel der 70 Millionen Erwachsene­n in Deutschlan­d hätten mindestens die erste Dosis erhalten, dazu kämen 400 000 Jugendlich­e zwischen zwölf und 18 Jahren. Der Jugend versprach Spahn, dass jeder, der wolle, bis spätestens Ende August seine erste Impfung erhalten könne.

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FOTO: M. POPOW/ IMAGO IMAGES Innenminis­ter Horst Seehofer.

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