Lindauer Zeitung

Chinas Staatschef Xi warnt Ausland vor „Kollisions­kurs“

Kommunisti­sche Partei feiert hundertjäh­riges Bestehen – Polizei nimmt Demonstran­ten in Hongkong fest

- Von Andreas Landwehr und Jörn Petring

(dpa) - Kämpferisc­h hat Staats- und Parteichef Xi Jinping andere Staaten vor einem „Kollisions­kurs“gegenüber China gewarnt. Das chinesisch­e Volk werde ausländisc­hen Kräften niemals erlauben, es „zu schikanier­en, zu unterdrück­en und zu unterjoche­n“, sagte Xi Jinping am Donnerstag auf einer Massenvera­nstaltung zum 100. Geburtstag der Kommunisti­schen Partei Chinas auf dem Platz des Himmlische­n Friedens in Peking.

Xi Jinping hatte sich mit den anderen Mitglieder­n der Führung auf dem Balkon des Tian'anmen-Tores über dem großen Porträt des Revolution­ärs Mao Tse-tung am Eingang zur „Verbotenen Stadt“versammelt. Die Szene erinnerte daran, wie der „große Steuermann“an gleicher Stelle 1949 die Gründung der kommunisti­schen Volksrepub­lik ausgerufen hatte. Xi Jinping trug ähnlich einen grauen Mao-Anzug, als er an dem Podium mit goldenem Hammer und Sichel in große Mikrofone sprach.

Bei der sorgfältig orchestrie­rten Festverans­taltung, deren Bilder an ähnliche Massenvera­nstaltunge­n in Nordkorea erinnerte, spielte eine Militärkap­elle revolution­äre Lieder wie „Sozialismu­s ist gut“oder „Ohne die Kommunisti­sche Partei gäbe es keine neues China“, die Chöre und die Massen auf dem Platz sangen. Eine Formation von Hubschraub­ern bildete die Zahl „100“am Himmel und flog mit herabhänge­nden Fahnen, auf denen „Lang lebe die Kommunisti­sche Partei“zu lesen war.

Moderne chinesisch­e Kampfjets J-20 sowie andere Flieger, die Farbstreif­en hinter sich herzogen, flogen ebenfalls am wolkenbede­ckten Himmel über den Platz. 56 Kanonen, die die Zahl der ethnischen Gruppen in China repräsenti­eren sollten, feuerten 100 Schuss Salut, während eine Ehrengarde aufmarschi­erte.

Das Jubiläum der Partei wurde überschatt­et von ausländisc­her Kritik an Chinas hartem Kurs in Hongkong, Menschenre­chtsverstö­ßen, unfairen Handelspra­ktiken, militärisc­hen Muskelspie­len gegenüber Taiwan

oder in Territoria­lstreitigk­eiten unter anderem im Südchinesi­schen Meer. Die aufstreben­de, zweitgrößt­e Wirtschaft­smacht wird von anderen Ländern vielfach als Rivale oder auch Bedrohung wahrgenomm­en.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un gratuliert­e seinem wichtigste­n Verbündete­n zum Parteigebu­rtstag und unterstric­h die Verbundenh­eit durch „den Glauben an die sozialisti­sche und kommunisti­sche Sache“. Er verteidigt­e China gegen Kritik aus dem Ausland. Feindselig­e Kräfte versuchten, durch „bösartige Verleumdun­gen“umfassende­n Druck auszuüben, hieß es in seiner Grußbotsch­aft.

Aus Protest gegen die Jubiläumsf­eierlichke­iten wagten sich in Hongkong nur kleine Gruppen von Demokratie-Anhängern auf die Straße – im Gegensatz zum Vorjahr, als sich noch Tausende trotz eines Verbots um den Victoria Park versammelt hatten. Rund 10 000 Polizisten waren in der autonomen chinesisch­en Sonderverw­altungsreg­ion im Einsatz, um Aktionen zu unterbinde­n. Dabei gab es mehrere Festnahmen.

Das Parteijubi­läum fiel in der früheren britischen Kronkoloni­e mit dem Jahrestag der Rückgabe 1997 an China zusammen, der früher häufig Anlass für große Protestmär­sche gegen Peking war. Im zweiten Jahr in Folge waren Demonstrat­ionen aber verboten. Als Grund wurde offiziell die Pandemie genannt. Doch sahen Kritiker nur einen Vorwand, da sich die Infektions­lage in Hongkong entspannt hat.

Da China das Coronaviru­s schon lange im Griff hat, gab es bei den Feierlichk­eiten mit 70 000 geladenen Teilnehmer­n keine Abstandsre­geln. Auch trugen die Teilnehmer keinen Mund- und Nasenschut­z, obwohl diese Vorsichtsm­aßnahme sonst in den meisten Geschäften der Hauptstadt gefordert wird. Seit einem Jahr hat China nur noch kleinere Ausbrüche erlebt. Die Behörden reagieren sofort mit Ausgangssp­erren, Massentest­s, Kontaktver­folgung und Quarantäne. Es wird eine „Null-CovidPolit­ik“verfolgt. Die Einreise ist begrenzt. Reisende müssen mindestens zwei Wochen in Quarantäne.

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FOTO: ANDY WONG/DPA Passanten gehen vor einem Einkaufsze­ntrum an einem großen Videobilds­chirm vorbei, der die Rede des chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping während einer Veranstalt­ung zum 100-jährigen Bestehen der Kommunisti­schen Partei Chinas auf dem Platz des Himmlische­n Friedens zeigt.

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