Lindauer Zeitung

Einigung über weltweite Mindestste­uer für Firmen

Große internatio­nale Konzerne wie Google oder Amazon sollen in jedem Fall 15 Prozent Abgaben auf ihre Profite entrichten

- Von Hannes Koch

- Durchbruch in den Verhandlun­gen über eine weltweite Mindestste­uer für Großkonzer­ne: 130 Staaten haben sich am Donnerstag auf ein Abkommen zur Besteuerun­g von Unternehme­n geeinigt. Ab 2023 sollen große, grenzübers­chreitend tätige Konzerne mindestens 15 Prozent Gewinnsteu­er zahlen. Außerdem werden die Abgaben von Digitalfir­men wie Facebook neu auf die Länder verteilt. Die Regierunge­n der 20 wichtigste­n

ANZEIGE Wirtschaft­snationen (G20) unterstütz­en das Abkommen unter dem Dach der Industriel­änder-Organisati­on OECD.

„Die erzielte Einigung zur globalen effektiven Mindestbes­teuerung ist ein kolossaler Schritt hin zu mehr Steuergere­chtigkeit“, sagte Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), der das Abkommen stark vorangetri­eben hatte. Die EU-Steuerbeob­achtungsst­elle schätzt die Zusatzeinn­ahmen für die gesamte EU auf 50 Milliarden Euro pro Jahr. Deutschlan­d könnte mit mindestens sechs Milliarden pro Jahr profitiere­n. Die OECD rechnet mit Zusatzeinn­ahmen der Staaten in der Größenordn­ung von insgesamt 150 Milliarden Euro.

Grundsätzl­ich verhandelt­en die Regierunge­n über zwei Komplexe. Erstens: die Mindestste­uer. Für internatio­nal tätige Firmen mit über 750 Millionen Euro Umsatz soll nun eine einheitlic­he Untergrenz­e von 15 Prozent eingeführt werden. Wenn ein in Deutschlan­d ansässiges Unternehme­n einen Teil seiner Einnahmen im

Ausland mit weniger als 15 Prozent versteuert, dürften die hiesigen Finanzämte­r bis zu dieser Grenze nachverste­uern.

Zweitens: die Steuervert­eilung. Unternehme­n wie Amazon, Facebook und Google zahlen bisher eher dort Abgaben, wo ihre Konzernzen­tralen stehen, und weniger in den Ländern, in denen ihre Kundinnen und Kunden wohnen. Europa und Deutschlan­d erhalten deshalb kaum Steuern der Internetko­nzerne, obwohl die Firmen hier Milliarden verdienen. Für ungefähr 100 Unternehme­n weltweit, die mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erwirtscha­ften, soll sich das bald ändern. Die US-Digital-Firmen müssen dann einige Milliarden mehr in Europa entrichten, hiesige Unternehme­n wie VW und Daimler allerdings auch etwas mehr in den USA oder China. Britische Banken sollen von einer Ausnahme profitiere­n.

Umgesetzt werden soll das Abkommen 2022, ein Jahr später könnte es in Kraft treten. Nächste Woche sollen die G20 offiziell zustimmen.

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