Handel verabschiedet sich vom Billigfleisch
(dpa) - Der deutsche Lebensmittelhandel verabschiedet sich langsam vom Billigfleisch und setzt stattdessen auf Fleisch aus zumindest etwas tiergerechterer Haltung. Die Handelskette Kaufland kündigte am Donnerstag an, „ab sofort“kein frisches Schweinefleisch mehr anzubieten, bei dem die Tierhaltung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfülle. Andere große Handelsketten kündigten bereits ähnliche Schritte an. Dem Deutschen Tierschutzbund reicht der Fortschritt allerdings nicht.
Bei Kaufland soll das verkaufte Fleisch künftig mindestens aus der Stufe zwei „Stallhaltung Plus“stammen, die den Tieren etwas mehr Platz garantiert. Ausgenommen seien jedoch Schweinefilets, die zum Teil importiert werden. Der Discounter Lidl teile zeitgleich mit, er wolle ebenfalls bis Ende des Jahres nahezu sein gesamtes Schweinefrischfleischsortiment auf die Haltungsformstufe zwei umstellen. Kaufland und Lidl gehören zur Schwarz-Gruppe, einem der größten europäischen Lebensmittelhändler. Die Handelskette Rewe hatte zuvor angekündigt, ihr Eigenmarkenangebot an frischem Schweinefleisch ab Juli auf die Haltungsformstufe zwei und höher umzustellen. Aktuell liege der Anteil bereits bei über 95 Prozent, sagte eine Rewe-Sprecherin. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka berichtete, er plane „bereits kurzfristig auf die Haltungsstufe eins und längerfristig auf die Haltungsstufe zwei bei Frischfleisch zu verzichten“.
Die Landschaft fliegt am Fenster vorbei, die Vorfreude auf die Ankunft am Ziel steigt mit jedem gefahrenen Kilometer. Reisebusse bringen Menschen in den lang ersehnten Strandurlaub, zum Wandern in die Berge oder für einen Tag an den Bodensee. Bei Horst Bottenschein, Busunternehmer aus Ehingen, stehen dieses Wochenende die ersten Touren auf dem Programm – nach über sieben Monaten Stillstand. Es geht zu den Landesgartenschauen nach Lindau und Überlingen.
Bereits seit Mitte Juni sind in Baden-Württemberg Busfahrten zu touristischen Zwecken wieder erlaubt, zunächst nur mit halber Auslastung. Mit der nun neuen Corona-Verordnung des Landes dürfen Reiseanbieter den Bus vollpacken, wenn die 7-Tage-Inzidenz unter 35 liegt.
Einen Start von null auf hundert gibt es bei Busunternehmer Bottenschein trotzdem nicht. Er nimmt zunächst zwei seiner insgesamt zwölf Reisebusse wieder in Betrieb, erst ab kommender Woche soll ein dritter hinzukommen. Als nichts ging, hatte er seine Reisebusflotte abgemeldet. „Da braucht es erst eine umfangreiche Wartung, bevor es wieder losgehen kann“, sagt Bottenschein.
Und auch wenn die Busse dann voll gewartet wieder auf der Straße rollen, bleiben Herausforderungen. Michael Gersch, Referent für Touristik beim Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), spricht das Flickwerk an Regelungen an, das den Unternehmen schon im vergangenen Jahr Schwierigkeiten bereitet habe. Je nachdem wohin der Bus fährt, gelten möglicherweise am Start andere Regeln als am Ziel. „Vielleicht darf er voll besetzt losfahren, aber nur halb besetzt ankommen“, nennt Gersch als Beispiel. In Baden-Württemberg kann sich das von Kreis zu Kreis ändern, sollte die Inzidenz stellenweise wieder über 35 steigen.
Ein weiteres Problem, das Gersch anspricht: Auch wenn Mitreisende geimpft, getestet oder genesen sind, müssen sie im Reisebus weiterhin Maske tragen. Horst Bottenschein versteht nicht, warum in der Gastronomie die Maske abgenommen werden darf, aber in seinen Fahrzeugen nicht. Die Busunternehmen wüssten genau, wer mitfährt und setzten ebenfalls ein striktes Hygienekonzept um. Dies umfasse Lüften und Desinfizieren von Oberflächen, aber auch den Einbau von Virenfiltern in den Reisebussen.
Hariolf Weis von Weis-Reisen in Neuler im Ostalbkreis berichtet ebenfalls, dass auf einige Kunden die Aussicht im Bus stundenlang Maske tragen zu müssen abschreckend wirke. Weis hat seine ersten Reisetouren Ende Juli geplant. „Wir warten noch ein bisschen und wollen noch nicht zu viel investieren“, sagt er. Grund für die vorsichtige Planung des Reiseprogramms sind auch die Erfahrungen vom vergangenen Jahr. Da sei der Aufwand teilweise viel zu hoch gewesen für Touren, die im Endeffekt nicht stattfinden konnten oder bei denen zu wenig Teilnehmer mitfuhren. Denn halbleere Busse sind für die Veranstalter nicht wirtschaftlich.
Wie sehr die Corona-Krise die Bustouristik letztlich im Gesamten getroffen hat, lässt sich nur schwer sagen. Auch deshalb, weil es sich bei vielen Busunternehmen um Mischbetriebe handelt. Die Unternehmen bieten nicht nur Reisen an, sondern stellen Busse und Fahrer für den öffentlichen Nahverkehr oder für FernbusAnbieter wie Flixbus – die bereits seit März wieder Fahrten anbieten.
Manche Busunternehmen mussten ihre Tätigkeitsschwerpunkte dementsprechend verlagern, um wieder Geld zu verdienen. Hariolf Weis beispielsweise konnte zwei seiner vier Reisebusse stärker im Verkehr für Schülerinnen und Schüler einsetzen, einige seiner Reisebusfahrer stiegen auf Linienbusse um.
Betrachtet man nur die Reisesparte nennen, Bottenschein und Weis Umsatzrückgänge im vergangenen Jahr von bis zu 90 Prozent. Gersch vom WBO berichtet, dass viele Busunternehmen die Möglichkeit genutzt hätten, ihre geleasten Busse vor Ablauf der Vertragsfrist wieder an den Hersteller zurückzugeben, um die finanziellen Belastungen zu reduzieren. Denn ein stehender Bus kostet
Geld und verliert an Wert, ohne Einnahmen zu generieren.
Die Unternehmensform spielt auch bei der staatlichen finanziellen Unterstützung eine Rolle. Die sogenannte Überbrückungshilfe III wurde nur bei einem Umsatzrückgang von 30 Prozent gewährt, ein Umstand, den viele Mischunternehmen nicht nachweisen konnten. Dort greift allerdings zusätzlich der ÖPNV-Rettungsschirm. Thomas Dörflinger, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, erklärt, dass bis Ende Juni dieses Jahres von Bund und Land dafür insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden.
Eine Hilfsmaßnahme, die sowohl Gersch als auch Bottenschein und