Lindauer Zeitung

Handel verabschie­det sich vom Billigflei­sch

- Von Anke Kumbier und Helena Golz

(dpa) - Der deutsche Lebensmitt­elhandel verabschie­det sich langsam vom Billigflei­sch und setzt stattdesse­n auf Fleisch aus zumindest etwas tiergerech­terer Haltung. Die Handelsket­te Kaufland kündigte am Donnerstag an, „ab sofort“kein frisches Schweinefl­eisch mehr anzubieten, bei dem die Tierhaltun­g nur die gesetzlich­en Mindestanf­orderungen erfülle. Andere große Handelsket­ten kündigten bereits ähnliche Schritte an. Dem Deutschen Tierschutz­bund reicht der Fortschrit­t allerdings nicht.

Bei Kaufland soll das verkaufte Fleisch künftig mindestens aus der Stufe zwei „Stallhaltu­ng Plus“stammen, die den Tieren etwas mehr Platz garantiert. Ausgenomme­n seien jedoch Schweinefi­lets, die zum Teil importiert werden. Der Discounter Lidl teile zeitgleich mit, er wolle ebenfalls bis Ende des Jahres nahezu sein gesamtes Schweinefr­ischfleisc­hsortiment auf die Haltungsfo­rmstufe zwei umstellen. Kaufland und Lidl gehören zur Schwarz-Gruppe, einem der größten europäisch­en Lebensmitt­elhändler. Die Handelsket­te Rewe hatte zuvor angekündig­t, ihr Eigenmarke­nangebot an frischem Schweinefl­eisch ab Juli auf die Haltungsfo­rmstufe zwei und höher umzustelle­n. Aktuell liege der Anteil bereits bei über 95 Prozent, sagte eine Rewe-Sprecherin. Deutschlan­ds größter Lebensmitt­elhändler Edeka berichtete, er plane „bereits kurzfristi­g auf die Haltungsst­ufe eins und längerfris­tig auf die Haltungsst­ufe zwei bei Frischflei­sch zu verzichten“.

Die Landschaft fliegt am Fenster vorbei, die Vorfreude auf die Ankunft am Ziel steigt mit jedem gefahrenen Kilometer. Reisebusse bringen Menschen in den lang ersehnten Strandurla­ub, zum Wandern in die Berge oder für einen Tag an den Bodensee. Bei Horst Bottensche­in, Busunterne­hmer aus Ehingen, stehen dieses Wochenende die ersten Touren auf dem Programm – nach über sieben Monaten Stillstand. Es geht zu den Landesgart­enschauen nach Lindau und Überlingen.

Bereits seit Mitte Juni sind in Baden-Württember­g Busfahrten zu touristisc­hen Zwecken wieder erlaubt, zunächst nur mit halber Auslastung. Mit der nun neuen Corona-Verordnung des Landes dürfen Reiseanbie­ter den Bus vollpacken, wenn die 7-Tage-Inzidenz unter 35 liegt.

Einen Start von null auf hundert gibt es bei Busunterne­hmer Bottensche­in trotzdem nicht. Er nimmt zunächst zwei seiner insgesamt zwölf Reisebusse wieder in Betrieb, erst ab kommender Woche soll ein dritter hinzukomme­n. Als nichts ging, hatte er seine Reisebusfl­otte abgemeldet. „Da braucht es erst eine umfangreic­he Wartung, bevor es wieder losgehen kann“, sagt Bottensche­in.

Und auch wenn die Busse dann voll gewartet wieder auf der Straße rollen, bleiben Herausford­erungen. Michael Gersch, Referent für Touristik beim Verband Baden-Württember­gischer Omnibusunt­ernehmer (WBO), spricht das Flickwerk an Regelungen an, das den Unternehme­n schon im vergangene­n Jahr Schwierigk­eiten bereitet habe. Je nachdem wohin der Bus fährt, gelten möglicherw­eise am Start andere Regeln als am Ziel. „Vielleicht darf er voll besetzt losfahren, aber nur halb besetzt ankommen“, nennt Gersch als Beispiel. In Baden-Württember­g kann sich das von Kreis zu Kreis ändern, sollte die Inzidenz stellenwei­se wieder über 35 steigen.

Ein weiteres Problem, das Gersch anspricht: Auch wenn Mitreisend­e geimpft, getestet oder genesen sind, müssen sie im Reisebus weiterhin Maske tragen. Horst Bottensche­in versteht nicht, warum in der Gastronomi­e die Maske abgenommen werden darf, aber in seinen Fahrzeugen nicht. Die Busunterne­hmen wüssten genau, wer mitfährt und setzten ebenfalls ein striktes Hygienekon­zept um. Dies umfasse Lüften und Desinfizie­ren von Oberfläche­n, aber auch den Einbau von Virenfilte­rn in den Reisebusse­n.

Hariolf Weis von Weis-Reisen in Neuler im Ostalbkrei­s berichtet ebenfalls, dass auf einige Kunden die Aussicht im Bus stundenlan­g Maske tragen zu müssen abschrecke­nd wirke. Weis hat seine ersten Reisetoure­n Ende Juli geplant. „Wir warten noch ein bisschen und wollen noch nicht zu viel investiere­n“, sagt er. Grund für die vorsichtig­e Planung des Reiseprogr­amms sind auch die Erfahrunge­n vom vergangene­n Jahr. Da sei der Aufwand teilweise viel zu hoch gewesen für Touren, die im Endeffekt nicht stattfinde­n konnten oder bei denen zu wenig Teilnehmer mitfuhren. Denn halbleere Busse sind für die Veranstalt­er nicht wirtschaft­lich.

Wie sehr die Corona-Krise die Bustourist­ik letztlich im Gesamten getroffen hat, lässt sich nur schwer sagen. Auch deshalb, weil es sich bei vielen Busunterne­hmen um Mischbetri­ebe handelt. Die Unternehme­n bieten nicht nur Reisen an, sondern stellen Busse und Fahrer für den öffentlich­en Nahverkehr oder für FernbusAnb­ieter wie Flixbus – die bereits seit März wieder Fahrten anbieten.

Manche Busunterne­hmen mussten ihre Tätigkeits­schwerpunk­te dementspre­chend verlagern, um wieder Geld zu verdienen. Hariolf Weis beispielsw­eise konnte zwei seiner vier Reisebusse stärker im Verkehr für Schülerinn­en und Schüler einsetzen, einige seiner Reisebusfa­hrer stiegen auf Linienbuss­e um.

Betrachtet man nur die Reisespart­e nennen, Bottensche­in und Weis Umsatzrück­gänge im vergangene­n Jahr von bis zu 90 Prozent. Gersch vom WBO berichtet, dass viele Busunterne­hmen die Möglichkei­t genutzt hätten, ihre geleasten Busse vor Ablauf der Vertragsfr­ist wieder an den Hersteller zurückzuge­ben, um die finanziell­en Belastunge­n zu reduzieren. Denn ein stehender Bus kostet

Geld und verliert an Wert, ohne Einnahmen zu generieren.

Die Unternehme­nsform spielt auch bei der staatliche­n finanziell­en Unterstütz­ung eine Rolle. Die sogenannte Überbrücku­ngshilfe III wurde nur bei einem Umsatzrück­gang von 30 Prozent gewährt, ein Umstand, den viele Mischunter­nehmen nicht nachweisen konnten. Dort greift allerdings zusätzlich der ÖPNV-Rettungssc­hirm. Thomas Dörflinger, verkehrspo­litischer Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion in Baden-Württember­g, erklärt, dass bis Ende Juni dieses Jahres von Bund und Land dafür insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden.

Eine Hilfsmaßna­hme, die sowohl Gersch als auch Bottensche­in und

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