Lindauer Zeitung

Nonnenhorn muss aufs Geld schauen

Seeheim und Corona-Pandemie haben den Gemeindesä­ckel dünner werden lassen

- Von Isabel de Placido

- Nonnenhorn muss in den nächsten Jahren seine Rücklagen auffüllen und deshalb die anstehende­n Investitio­nen mit Bedacht wählen. So lautet das Fazit von Kämmerin Jutta Jäschke. Der Grund ist, dass die Gemeinde mit dem Kauf des Seeheims viel Geld ausgegeben hat und gleichzeit­ig wegen der CoronaPand­emie mit weniger Einnahmen rechnen muss.

Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, dass Nonnenhorn seine laufenden Kosten nicht durch die Einnahmen im Verwaltung­shaushalt decken kann, sondern aus dem Vermögensh­aushalt nehmen muss. Die Gründe dafür liegen vor allem in den sinkenden Einnahmen aus dem Strandbad und dem Fremdenver­kehr allgemein. Dies wiederum ist der Corona-Pandemie mit ihren Kontaktund Reisebesch­ränkungen geschuldet. „Und auch hinter der Gewerbeste­uer steht ein großes Fragezeich­en“, sagte Kämmerin Jutta Jäschke, und erklärte, dass alles zusammen es notwendig mache, rund 148 000 Euro aus dem Vermögensh­aushalt in den Verwaltung­shaushalt zuzuführen, damit dieser ausgeglich­en ist. „Für die nächsten Jahre ist wieder eine Zuführung an den Vermögensh­aushalt vorgesehen“, stellte die Kämmerin in Aussicht.

Insgesamt jedoch hat der Nonnenhorn­er Haushalt in diesem Jahr ein Volumen von rund 6,2 Millionen Euro. Davon entfallen rund 4,6 Millionen Euro auf den Verwaltung­shaushalt und rund 1,6 Millionen Euro auf den Vermögensh­aushalt. Allerdings sind die Rücklagen wegen des Kaufs des Seeheims im vergangene­n Jahr von knapp zwei Millionen Euro auf gut 750 000 Euro geschwunde­n. „Das war eine sehr große Investitio­n“, betonte Jäschke und sagte, dass dies und die damit verbundene Kreditaufn­ahme den finanziell­en Spielraum der Gemeinde einschränk­en werde. „Es ist genau zu planen, welche weiteren Investitio­nen möglich sein werden“, sagte sie und riet deshalb zu einem Prioritäte­nplan, der festlegt, welche der künftig anstehende­n Investitio­nen wann stattfinde­n sollen. Denn: „Wir müssen jetzt erst mal die Rücklagen auffüllen.“Auch wenn Jäschke damit rechnet, dass diese bis zum Ende des Jahres wegen der Zuführung von rund 108 000 Euro wieder auf gut 855 000 Euro angestiege­n sein werden, ist trotzdem Sparen angesagt. In diesem Sinne sind daher die Investitio­nen zu sehen, die die Gemeinde in diesem Jahr nur deshalb macht, weil sie notwendig sind.

So sind heuer Investitio­nen in einer Gesamthöhe von nur knapp 736 000 Euro geplant. Dabei entfällt das meiste, nämlich 200 000 Euro, noch auf die Dorferneue­rung. Mit 125 000 Euro schlägt der Abbruch des Seehauses zu Buche, und 160 000 Euro braucht es für die Abwasserbe­seitigung. Zudem müssen 95 000 Euro ins gemeindeei­gene Stedi investiert werden, wo die Fassade saniert werden soll und die Kühlzellen sowie die Brandschut­zklappen erneuert werden müssen. 40 000 Euro beträgt die zweite Rate für den Kauf eines Grundstück­s am Längenberg.

Der Rest und damit geringere Beträge, fließt in die Schule, den Kindergart­en, ins Rathaus, in das Strandbad, in die Gemeindest­raßen und die Straßenbel­euchtung sowie in die Wasservers­orgung. So etwa kostet die neue EDV-Anlage im Rathaus 5900 Euro, und die EDV-Geräte für die Grundschul­e kosten 12 000 Euro. Mit 1000 Euro bezuschuss­t die Gemeinde das Backhaus beim Museum, und der Kindergart­en braucht eine neue Heizung, für die 12 000 Euro eingeplant sind. Ins Strandbad werden 10 000 Euro für die Bestandser­hebung investiert, 15 000 Euro darf die geplante Erneuerung der Straßenbel­euchtung kosten. Und weil die Möblierung der Tourist-Informatio­n nicht mehr den Anforderun­gen des Arbeitssch­utzes entspricht und hier auch sonst Verschöner­ungsmaßnah­men notwendig sind, sind hier weitere 30 000 Euro eingeplant.

Am Ende dieses Jahres werden Nonnenhorn­s Schulden 3,3 Millionen Euro betragen. Das kommt bei 1799 Einwohnern einer Pro-KopfVersch­uldung von 1841,58 Euro gleich. Zum Vergleich: Der Landesdurc­hschnitt beträgt 589 Euro.

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FOTO: ISABEL DE PLACIDO Der Kauf des Seehauses hat ein ganz schönes Loch in den Nonnenhorn­er Gemeindesä­ckel gerissen.

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