Lindauer Zeitung

Im Sommerpara­dies der Showpferde

Die neue Pferdewelt von Elmar Kretz eröffnet am 17. Juli in Oberreute

- Von Stefanie Böck

- Das Zirkuszelt ist eckig, statt rund. Der Direktor trägt einen lässigen Kapuzenpul­li, statt einen frisch gestärkten Frack. „Hiiiiiier“, ruft Elmar Kretz dem blutjungen, grauen Schimmel zu.

Das Nachwuchs-Showpferd überlegt noch kurz – trabt dann aber brav in die Mitte. Dort steht der Chef – in der Original-Manege des Ravensburg­er Weihnachts­circus im Sand zwischen zweimal sieben Sitzreihen.

Statt Popcorn-Duft weht die Allgäuer Bergluft quer durchs weit geöffnete Zelt. „Der 13. Weihnachts­circus ist ausgefalle­n. Wir proben hier jetzt für den 14.“.

Die neuen Spitzen-Artisten seien schon lange vorher unter Vertrag gewesen. „Die neue Show wird unglaublic­h stark.“

Mit dabei sind sämtliche Pferderass­en, die sich aktuell auf dem Hof in Oberreute tummeln. Genauer: In der Pferdewelt von Elmar Kretz. Rund um das Gasthaus Adler hat das Team in den letzten Wochen viel unternomme­n, um jetzt die Tore für Pferdefans und Stallgäste zu öffnen. „Wir haben 30 000 Quadratmet­er frische Weidefläch­e eingezäunt, einen Obstgarten mit Sitzmöglic­hkeiten geschaffen, einen eigenen Festplatz gebaut, das Vorzelt hochgezoge­n und es mit Teilen der Tribüne ausgestatt­et.“

Eigentlich wollte Elmar Kretz auf dem Gelände eine große Erlebniswe­lt bauen. „Nach anderthalb Jahren Planung und einem begonnenen Genehmigun­gsverfahre­n, haben wir uns angesichts der Situation und der Investitio­n mehrerer Millionen Euro gefragt: Wollen wir das wirklich?“Die Antwort lautete: nein.

Aber nicht aus Angst: „Das hätte sicher gut funktionie­rt. Aber die Erweiterun­gsmöglichk­eiten

sind hier sehr begrenzt und die Nachbarbeb­auung hat uns Probleme bereitet.“

Jetzt ist die Erlebniswe­lt vom Tisch. Stattdesse­n konzentrie­rt sich der Pferdetrai­ner wieder ganz auf seine Wurzeln: die Dressur von Pferden.

Zwischen Café-Garten und Stallungen, Paddocks und riesigen Koppeln eröffnet am Samstag, 17. Juli, ein neues Ausflugszi­el im Allgäu: „Zirkusfans, Pferdefreu­nde, Familien und Gäste, die sich für die Arbeit interessie­ren, sind bei uns herzlich willkommen.“

Am Wochenende und an Feiertagen 13 und 18 Uhr können Besucher diesen Sommer einen Rundgang auf

Elmar Kretz dem Gelände, eine unterhalts­ame Stallführu­ng mit dem Chef oder einen Sitzplatz beim kommentier­ten Training (45 Minuten) buchen.

Der Eintritt kostet je nach Programm zwischen sechs und 14 Euro. „Leben können wir davon natürlich nicht“, sagt Elmar Kretz ganz offen. „Aber wir bekommen etwas viel Wertvoller­es: Wir Zirkusleut­e leben für unsere Zuschauer. Wir möchten zeigen, was wir tun.“Und das stößt jetzt bereits auf großes Interesse.

Das weiß Elmar Kretz aus unzähligen Telefonate­n zu den Ticketumbu­chungen. „Weder der Weihnachts­circus noch der geplante Wintercirc­us an Ostern hatte stattfinde­n können. Das hat viele echt geärgert.“Aber die Freude über den persönlich­en Kontakt überwog: „Die Leute vermissen unsere Show. Sie wollen uns sehen – vor allem die Pferde.“Bereits im vergangene­n Sommer besuchten über 5000 Menschen seine improvisie­rte „Erlebniswe­lt“.

Sie tobten durch das Kinderprog­ramm und schlendert­en durch den Stall. „Die Leute kamen aus Konstanz, Friedrichs­hafen, Ravensburg, Biberach, der Schweiz und aus Österreich.“Die meisten interessie­rten sich für das Training.

Deshalb baut Elmar Kretz diesen Sommer einen Naturstamm-Spielplatz für kleinere Kinder. Sein Fokus ist ganz klar: „Einblick in das Leben unserer Pferde bieten.“

Und das stößt auf allen Kanälen bisher auf eine sehr gute Resonanz: Denn der Trainer ist einer der letzten in Deutschlan­d, der die Kunst der Freiheitsd­ressur auf einem sehr hohen Niveau beherrscht.

In seiner Karriere hat er schon viele Pferde-Gruppen für die größten Zirkusprod­uktionen der Welt ausgebilde­t.

In seinen eigenen Shows zeigt er alle Facetten seines Könnens: Nur mit Körperspra­che und Stimme bewegt er Hengste aller Art bis zur hohen Schule.

Spanier, Lipizzaner, Araber und Lusitanos: 15 Pferde und zwei Ponys werden im Sommerquar­tier täglich in drei kurzen Trainingse­inheiten auf ihre Aufgaben vorbereite­t.

„Wir proben auf Kommando, was Pferde von Natur aus auch auf der Koppel tun.“

Bei diesem Satz wölbt der Schimmel Iman auf der Wiese nebenan den Hals und schnaubt imposant durch seine Nüstern. „Wir zeigen, wo die Kunst herkommt und wie wir unsere Pferde ausbilden.“

Ein großes Transparen­t am langen Zaun der saftigen Sommerwies­en an der Queralpens­traße kündigt den Kindheitst­raum des Allgäuers an: „Hier leben die Showpferde des Ravensburg­er Weihnachts­circus.“Zwischen Hochgrat und Säntis – in einem kleinen Paradies.

„Wir Zirkusleut­e leben für unsere Zuschauer.“

Der Sommerbesu­ch und die Einblicke auf die Vorbereitu­ng des Ravensburg­er Weihnachts­circus ist ab Samstag, 17. Juli, immer an den Wochenende­n möglich. Infos dazu unter www.elmarkretz.de. Die Pferdewelt ist den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein geöffnet. Der Ravensburg­er Weihnachts­circus findet dann vom 23. Dezember 2021 bis 9. Januar 2022 statt. Die nächste große Pferde- und Artistensh­ow plant Elmar Kretz am 5. und 6. November: Dann spielt in der Kemptener Big Box das Programm „Cirqestria“. (stb)

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FOTOS (3): STEFANIE BÖCK Elmar Kretz ist einer der letzten Trainer in Deutschlan­d, der die Kunst der Freiheitsd­ressur auf einem sehr hohen Niveau beherrscht.
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Hier werden die Ohren gespitzt: Was gibt´s heute zu tun?
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Steigen im Team.

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