Im Sommerparadies der Showpferde
Die neue Pferdewelt von Elmar Kretz eröffnet am 17. Juli in Oberreute
- Das Zirkuszelt ist eckig, statt rund. Der Direktor trägt einen lässigen Kapuzenpulli, statt einen frisch gestärkten Frack. „Hiiiiiier“, ruft Elmar Kretz dem blutjungen, grauen Schimmel zu.
Das Nachwuchs-Showpferd überlegt noch kurz – trabt dann aber brav in die Mitte. Dort steht der Chef – in der Original-Manege des Ravensburger Weihnachtscircus im Sand zwischen zweimal sieben Sitzreihen.
Statt Popcorn-Duft weht die Allgäuer Bergluft quer durchs weit geöffnete Zelt. „Der 13. Weihnachtscircus ist ausgefallen. Wir proben hier jetzt für den 14.“.
Die neuen Spitzen-Artisten seien schon lange vorher unter Vertrag gewesen. „Die neue Show wird unglaublich stark.“
Mit dabei sind sämtliche Pferderassen, die sich aktuell auf dem Hof in Oberreute tummeln. Genauer: In der Pferdewelt von Elmar Kretz. Rund um das Gasthaus Adler hat das Team in den letzten Wochen viel unternommen, um jetzt die Tore für Pferdefans und Stallgäste zu öffnen. „Wir haben 30 000 Quadratmeter frische Weidefläche eingezäunt, einen Obstgarten mit Sitzmöglichkeiten geschaffen, einen eigenen Festplatz gebaut, das Vorzelt hochgezogen und es mit Teilen der Tribüne ausgestattet.“
Eigentlich wollte Elmar Kretz auf dem Gelände eine große Erlebniswelt bauen. „Nach anderthalb Jahren Planung und einem begonnenen Genehmigungsverfahren, haben wir uns angesichts der Situation und der Investition mehrerer Millionen Euro gefragt: Wollen wir das wirklich?“Die Antwort lautete: nein.
Aber nicht aus Angst: „Das hätte sicher gut funktioniert. Aber die Erweiterungsmöglichkeiten
sind hier sehr begrenzt und die Nachbarbebauung hat uns Probleme bereitet.“
Jetzt ist die Erlebniswelt vom Tisch. Stattdessen konzentriert sich der Pferdetrainer wieder ganz auf seine Wurzeln: die Dressur von Pferden.
Zwischen Café-Garten und Stallungen, Paddocks und riesigen Koppeln eröffnet am Samstag, 17. Juli, ein neues Ausflugsziel im Allgäu: „Zirkusfans, Pferdefreunde, Familien und Gäste, die sich für die Arbeit interessieren, sind bei uns herzlich willkommen.“
Am Wochenende und an Feiertagen 13 und 18 Uhr können Besucher diesen Sommer einen Rundgang auf
Elmar Kretz dem Gelände, eine unterhaltsame Stallführung mit dem Chef oder einen Sitzplatz beim kommentierten Training (45 Minuten) buchen.
Der Eintritt kostet je nach Programm zwischen sechs und 14 Euro. „Leben können wir davon natürlich nicht“, sagt Elmar Kretz ganz offen. „Aber wir bekommen etwas viel Wertvolleres: Wir Zirkusleute leben für unsere Zuschauer. Wir möchten zeigen, was wir tun.“Und das stößt jetzt bereits auf großes Interesse.
Das weiß Elmar Kretz aus unzähligen Telefonaten zu den Ticketumbuchungen. „Weder der Weihnachtscircus noch der geplante Wintercircus an Ostern hatte stattfinden können. Das hat viele echt geärgert.“Aber die Freude über den persönlichen Kontakt überwog: „Die Leute vermissen unsere Show. Sie wollen uns sehen – vor allem die Pferde.“Bereits im vergangenen Sommer besuchten über 5000 Menschen seine improvisierte „Erlebniswelt“.
Sie tobten durch das Kinderprogramm und schlenderten durch den Stall. „Die Leute kamen aus Konstanz, Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, der Schweiz und aus Österreich.“Die meisten interessierten sich für das Training.
Deshalb baut Elmar Kretz diesen Sommer einen Naturstamm-Spielplatz für kleinere Kinder. Sein Fokus ist ganz klar: „Einblick in das Leben unserer Pferde bieten.“
Und das stößt auf allen Kanälen bisher auf eine sehr gute Resonanz: Denn der Trainer ist einer der letzten in Deutschland, der die Kunst der Freiheitsdressur auf einem sehr hohen Niveau beherrscht.
In seiner Karriere hat er schon viele Pferde-Gruppen für die größten Zirkusproduktionen der Welt ausgebildet.
In seinen eigenen Shows zeigt er alle Facetten seines Könnens: Nur mit Körpersprache und Stimme bewegt er Hengste aller Art bis zur hohen Schule.
Spanier, Lipizzaner, Araber und Lusitanos: 15 Pferde und zwei Ponys werden im Sommerquartier täglich in drei kurzen Trainingseinheiten auf ihre Aufgaben vorbereitet.
„Wir proben auf Kommando, was Pferde von Natur aus auch auf der Koppel tun.“
Bei diesem Satz wölbt der Schimmel Iman auf der Wiese nebenan den Hals und schnaubt imposant durch seine Nüstern. „Wir zeigen, wo die Kunst herkommt und wie wir unsere Pferde ausbilden.“
Ein großes Transparent am langen Zaun der saftigen Sommerwiesen an der Queralpenstraße kündigt den Kindheitstraum des Allgäuers an: „Hier leben die Showpferde des Ravensburger Weihnachtscircus.“Zwischen Hochgrat und Säntis – in einem kleinen Paradies.
„Wir Zirkusleute leben für unsere Zuschauer.“
Der Sommerbesuch und die Einblicke auf die Vorbereitung des Ravensburger Weihnachtscircus ist ab Samstag, 17. Juli, immer an den Wochenenden möglich. Infos dazu unter www.elmarkretz.de. Die Pferdewelt ist den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein geöffnet. Der Ravensburger Weihnachtscircus findet dann vom 23. Dezember 2021 bis 9. Januar 2022 statt. Die nächste große Pferde- und Artistenshow plant Elmar Kretz am 5. und 6. November: Dann spielt in der Kemptener Big Box das Programm „Cirqestria“. (stb)