Bahntunnel unter dem Fernpass ist machbar
Von München via Kempten nach Mailand als völlig neue Schienverbindung über die Alpen
- Eine Studie zeigt: Ein Tunnel am Fernpass für die Eisenbahnverbindung von Kempten über Reutte nach Innsbruck ist technisch machbar und würde völlig neue Perspektiven eröffnen. Das Projekt würde bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten
Bereits in diesem Jahr hätte mit dem Bau eines Straßentunnels am Fernpass begonnen werden sollen. Das zumindest hatte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) vor zwei Jahren versprochen. Doch inzwischen liegen die Pläne für den Ausbau der Transitroute zwischen dem Außerfern und dem Inntal auf Eis. Das liegt zum einen an der Corona-Pandemie, aber auch daran, dass die schwarz-grüne Landesregierung in Tirol sich nicht mit einem weiteren Konfliktthema belasten will.
Vor allem aus dem Tiroler Außerfern hatte es Kritik an dem MegaProjekt gehagelt. Skeptiker befürchteten eine weitere Zunahme des Verkehrs und erteilten auch Maut-Plänen eine Absage. Der Fernpass-Straßentunnel sei für die Regierung kein Thema mehr, berichten ORF und Tiroler Tageszeitung.
Im Hintergrund nehmen aber Überlegungen für ein ganz anderes Projekt an Fahrt auf: Nämlich für den Bau einer Schienentrasse zwischen Ehrwald und dem Inntal. Das Land Tirol hat eine Studie präsentiert, wonach eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen im Außerfern durch ein solches Projekt möglich wäre. Die bisherige Trasse führt auf der einen Seite ins Allgäuer Pfronten und auf der anderen nach Garmisch. Eine direkte Verbindung ins restliche Tirol gibt es nicht. Bereits vor zwei Jahren war deshalb untersucht worden, ob ein Bahntunnel unter dem Fernpass technisch umsetzbar ist. Die Antwort lautete: Ja, aber er würde sehr teuer. Derzeit wird von einer 17 Kilometer langen Tunnel-Röhre ausgegangen, die 1,5 Milliarden Euro kosten könnte. Die Grünen hatten dieses Vorhaben schon länger favorisiert. Sie sehen auf der Schiene das viel größere Potenzial. Denn würde der Bahn-Tunnel kommen, wäre eine völlig neue Schienenverbindung über die Alpen denkbar. Eine solche Verbindung zwischen München, Kempten und Mailand würde nach einer Studie etwa 2000 Bahngäste pro Tag unter dem Fernpass hindurch bringen.
„Ein Fernpass-Bahntunnel ist in einem weitaus größeren Rahmen zu sehen“, sagt Tirols Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Denn dieser wäre als Nordzulauf für eine neue alpenquerende Bahnverbindung geeignet, die vom Allgäu auch ins Schweizer Engadin, ins Südtiroler Vinschgau und dann weiter in den Mailänder Raum führen könnte.
Die Kehrseite dieser Pläne: Vor 2040 ist mit einer Umsetzung nicht zu rechnen. Ein Straßenbauprojekt wäre schneller möglich. Doch davon will in Tirol offenbar kaum noch jemand etwas wissen. Zwar werden auch an Spitzentagen mehr als 30 000 Fahrzeuge gezählt, die über den Fernpass auf über 1200 Meter fahren. Jedoch hat eine Untersuchung der österreichischen Autobahn-Betriebsgesellschaft Asfinag ergeben, dass ein Tunnel „keine oder kaum eine Lösung der Verkehrsprobleme der Fernpass-Strecke“bringe.