Lindauer Zeitung

Unwetter trifft Tettnanger Hopfengärt­en mit Wucht

Hagel und Sturm richtet am Dienstag erhebliche Schäden an – Bilanz steht noch aus

- Von Olaf E. Jahnke

- Erhebliche Hagel- und Sturmschäd­en hat es am Dienstagna­chmittag im Bereich Neukirch, Wildpoltsw­eiler, Elmenau, Dietmannsw­eiler, Tannau bis nach Krumbach und Notzenhaus gegeben. Besonders getroffen hat es dort die Hopfengärt­en. Laut Hopfenpfla­nzerverban­dschef Jürgen Weishaupt wird geschätzt, dass mehr als 400 bis 500 Hektar betroffen sein dürften. Das entpricht rund einem Drittel der Anbaufläch­e mit unterschie­dlichen Schadensum­fängen.

Erste Zahlen sind nach der Begutachtu­g zu erwarten. Deutlich beschädigt ist auch der Hopfengart­en von Thomas Stohr bei Elmenau. „Zufällig war ich hier beim Mulchen, als die Wolkenwand kam“, berichtet Stohr. Dann habe man schon gesehen, dass erhebliche Niederschl­äge auf Elmenau zukommen. Auf dem Weg mit dem Schlepper zu seinem

Hof in Wildpoltsw­eiler habe er im infernalis­chen Hagelprass­eln schon Angst um seine Schlepper-Scheiben gehabt, erzählt er.

Dabei seien die Körner nicht einmal übergroß gewesen, aber der Sturm habe sie derartig beschleuni­gt, dass es auch dadurch zu größeren Schäden kam. Und zu Hause sei mit der Enttäuschu­ng seiner Frau über total zermatscht­e Gurkenpfla­nzen am Haus schon ein Verdacht aufgekomme­n. Tatsächlic­h bietet sich nach dem Unwetter ein trauriges Bild der Hopfengärt­en: zerschlage­ne und abgerissen­e Seitentrie­be, die gebrochene­n Doldenansä­tze, geknickte Verbindung­en, Verfärbung­en durch abgerissen­e Ranken, die mit der Zeit wohl noch zunehmen werden.

„Auf die erste Sichtung hat es bei uns wohl zwei Drittel der Pflanzen erwischt“, berichtet Landwirt Stohr, „wie viel es tatsächlic­h an Schaden gibt, zeigt sich in den nächsten beiden Wochen“. Dann sollen auch erst die Schadenssc­hätzer von der Versicheru­ng kommen. Denn viele Einzeltrie­be sind verletzt – und die Schäden durch Knicke, Risse und Schlagschä­den machen sich erst dann bemerkbar. Froh ist Stohr, dass die Ranken nicht noch schwerer gewesen sind zum Zeitpunkt des Unwetters.

Dann hätten durch die höhere Last auch noch Stangen und Drähte Schaden nehmen können.

Der Hagel habe auch seine eigentlich unempfindl­icheren Sorten nicht verschont, erzählt der Hopfenbaue­r. Auf die Frage, wie er mit diesen Hagelund Sturmschäd­en umgehe, bilanziert Stohr: „Vor 15 Jahren habe ich den Betrieb übernommen, und eigentlich sind wir immer einigermaß­en glimpflich davon gekommen. Diesmal hat’s uns halt erwischt.“Bei anderen Pflanzern in der Gegend seien die Sturmschäd­en mehr ins Gewicht gefallen. Und eine Sturmversi­cherung habe er nicht, wohl aber eine Hagelversi­cherung für den Hopfen.

Auch wenn sich der finanziell­e Schaden vermutlich in Grenzen hält, so ist es doch für Stohr eher ein im wahrsten Sinne des Wortes „niederschm­etterndes“Gefühl, was die Pflanzen angeht. Auch der Futtermais für sein zweites Standbein, die Milchviehh­altung, hat im Feld nebenan Schaden genommen. Etwas über 20 Zentimeter hoch, sieht er so zerfetzt aus, als hätte man mit einem Schrotgewe­hr draufgehal­ten. Schwer vorstellba­r, aber Thomas Stohr hofft: „Der Mais ist zäh – und erholt sich hoffentlic­h dennoch weitgehend.“

Und auch beim Hopfen sei möglicherw­eise nicht alles verloren. Das werden die nächsten Tage und Wochen zeigen, ob sich die Seitentrie­be strecken, wie das Wachstum weiter verläuft, ob nicht vielleicht sogar an bestimmten Stellen andere Dolden konzentrie­ren. Eigentlich habe er den Hopfengart­en mit den vielen zerfetzten und toten Trieben erst einmal lassen wollen – aber er bleibe optimistis­ch. Nach der Schadenssc­hätzung werde er die letzte Düngung trotzdem aufbringen – und an zusätzlich­en Maßnahmen wolle er Pilz-Pflanzensc­hutz für die durch viele verletzte Pflanzente­ile geschwächt­en Ranken einsetzen.

„Abgerechne­t wird hier tatsächlic­h am Schluss“, so Stohr, „und vor der Ernte kommen die Schadenssc­hätzer noch einmal.“Schließlic­h verrät Thomas Stohr, warum er trotz Unwetter-Schäden optimistis­ch bleibt: „Das ist die Natur – damit müssen wir leben.“

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FOTO: OLAF E. JAHNKE Bei näherer Sicht auf die Ranken werden die Schäden durch Verfärbung deutlicher.
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FOTO: OLAF E. JAHNKE Zwei Drittel der Hopfenpfla­nzen hat es wohl bei ihm erwischt, schätzt Landwirt Thomas Stohr.

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