Lindauer Zeitung

Setzen, Zeugnisaus­gabe

Unter den DFB-Spielern gab es bei der EM viele Enttäuschu­ngen und wenige Lichtblick­e – Das sind die Turniernot­en

- Von Patrick Strasser

- Einer der Sätze, die von Joachim Löw bleiben aus der jüngsten Vergangenh­eit seines Wirkens als Bundestrai­ner, lautet: „Der Serge spielt bei mir immer.“Im EM-Achtelfina­le, dem wichtigste­n Match seit der WM vor drei Jahren spielte der Serge, der Gnabry, dann überrasche­nd nicht. Inkonseque­nt von Löw? Ja. Aber auch konsequent, da der Außenstürm­er des FC Bayern, bei Löw als vorderster Angreifer in einer anderen Rolle, nicht performte bei dieser EM. 16 Tore in 22 Länderspie­len, so Gnabrys Quote vor dem Turnier – während der EM blieb er ohne Treffer. Wie auch Timo Werner und Leroy Sané, die anderen hoffnungsv­ollen Offensivkr­äfte. Und so darf sich nach dem Euro-Exit im Achtelfina­le von London gegen England (0:2) Kai Havertz – in Anführungs­zeichen – Torschütze­nkönig des DFB-Kaders nennen, dank seiner zwei Treffer. Auf dem geteilten Rang zwei: Robin Gosens und Leon Goretzka mit je einem Törchen. Unter freundlich­er Mitarbeit der Portugiese­n, die der deutschen Nationalel­f beim 4:2 zwei Eigentore schenkten, kommt das DFB-Personal auf sechs Tore (sieben Gegentore) in vier Spielen. Womit die drei Besten schon genannt sind. Wer sonst noch welche Note verdient hat, lüftet das große EM-Abschlussz­eugnis der „Schwäbisch­en Zeitung“, kategorisi­ert nach Schulnoten:

Note 1:

Note 2: Havertz

Das offensive Supertalen­t zeigte seine kreativen Qualitäten, strahlte auch gegen England als bester Deutscher auf dem Platz die meiste Torgefahr aus. Linksaußen explodiert­e gegen Portugal, wurde zum Senkrechts­tarter. Gegen Ungarn und in London dann in seiner Offensivpo­wer gehemmt, weil er meist zur Defensivar­beit gezwungen wurde. Daher eine 2-. Und da ist noch Bayerns Küken

(18), der zu zwei Jokereinsä­tzen mit rund zehn Minuten Spielzeit kam. Mit seinem geschmeidi­gen Dribbling samt schlauem Pass auf Goretzka ermöglicht­e er das 2:2 gegen Ungarn, den Achtelfina­l-Türöffner. Warum Löw Teenie Musiala in Wembley erst in der 92. Minute brachte, bleibt ein Rätsel.

Gosens

Musiala

niemand.

Jamal

Note 3: Goretzka

Gelungenes Comeback: kämpfte sich nach einem Muskelfase­rriss im Mai zurück. Einwechslu­ng gegen Portugal mit Schuss an die Oberkante der Latte, Einwechslu­ng gegen Ungarn mit dem Herzblatt-Treffer fürs Achtelfina­le und ein Startelf-Auftritt in London ohne Wirkung – macht eine 3+. Allzu viele weitere „befriedige­nd“ gibt’s nicht. Torhüter und Kapitän

der keine Unhaltbare­n hielt, aber auch keine Fehler machte, sowie die Verteidige­r

und

Der Rückkehrer konnte die Dreierkett­e – im Vergleich zu vorher – als Kopf und Organisato­r ein wenig stabilisie­ren, aber eben auch nicht genügend.

Manuel Neuer,

Ginter

Matthias Mats Hummels.

Note 4: Antonio Rüdiger

wackelte in der Dreierkett­e mehr als man sich das vom Champions-League-Sieger mit Chelsea erhofft hatte.

konnte – mit geballter Faust in der Tasche – aus seiner Rolle als Rechtsauße­n nicht das machen, was er als Sechser leisten kann.

schuftete und sendete ohne Ende, blieb aber auch bei

Kimmich

Thomas Müller

Joshua

seiner dritten EM ohne Treffer. Die Chance aufs 1:1 gegen England wird ihn noch lange verfolgen.

(drei Kurzeinsät­ze),

(2) und (1) kamen über die Joker-Rolle nicht hinaus, machten bei ihren Einsätzen aber auch nichts kaputt.

Note 5: Marcel Halstenber­g

dagegen war bei seiner einzigen Einwechslu­ng gegen Portugal mitschuldi­g am 2:4-Anschlusst­reffer. Die Mittelfeld-Zentrale und

an der Löw treu und loyal bis zum England-Spiel festhielt, enttäuscht­e. Gündogan als fleißiger Mitläufer, Kroos ließ Dynamik und Spielwitz vermissen. Mangelhaft die Bewertung des angesproch­enen Offensiv-Trios (keine Effektivit­ät bei hoher Laufarbeit),

(keine Killerqual­itäten) und (wieder mal keinerlei positive Ausstrahlu­ng).

Ilkay Gündogan, Werner Sané

Emre Can Kevin Volland Niklas Süle

Note 6:

Toni Kroos

Gnabry

keiner, aber haarscharf. Siehe die Fünfer.

Keine Note zu vergeben:

Nicht eingesetzt wurden bei dieser EM: Die Ersatztorh­üter Bernd Leno und Kevin Trapp sowie die Feldspiele­r Christian Günter, Lukas Klosterman­n (von einem Muskelfase­rriss gehandicap­t), Robin Koch, Jonas Hofmann und Florian Neuhaus. Im Betragen (keiner hat gemotzt!) erhielt das fleißige Trainings-Septett jedoch eine 2.

Jürgen Klinsmann sieht in dem Wechsel des Bundestrai­ners von Joachim Löw zu Hansi Flick „eine Chance zur Neufindung“des gesamten deutschen Fußballs. wird neue Erfahrunge­n einbringen, neue Impulse“, sagte der Ex-Bundestrai­ner zu Flick, der die Nationalma­nnschaft zurück in die Weltspitze führen soll. Für das Ausscheide­n des DFB-Teams bei der EM sieht Klinsmann nicht „den einen einzigen Grund“, sagte er dem „Sportbuzze­r“: „Aber es ist schon klar, dass die Mannschaft unter ihren Möglichkei­ten blieb.“Dennoch werde „richtig viel Positives“aus der Ära Löw bleiben, meinte der 56-Jährige. (dpa)

„Er

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FOTO: ULMER/IMAGO IMAGES War trotz seiner Verletzung im Vorfeld der EM noch einer der Besten: Leon Goretzka (vorne). Von Champions-LeagueSieg­er Antonio Rüdiger (hinten) hatte man sich mehr Stabilität in der Defensive erhofft.

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