85 Millionen Euro für die klamme Kasse
England-Star Jadon Sancho wechselt von Borussia Dortmund zu Manchester United
(dpa/SID) - Mit seinem Mega-Preisschild von 85 Millionen Euro stahl Jadon Sancho dem neuen BVBTrainer Marco Rose die Show. Noch während der offiziellen Vorstellung des neuen Fußballlehrers verkündete Borussia Dortmund die Einigung mit Manchester United über einen bevorstehenden Wechsel des Dribbelkünstlers. Ungeachtet der üppigen Einnahme wirkte Vereinsboss Hans-Joachim Watzke wenig euphorisch: „Wir freuen uns nicht über das Geld, sondern sind traurig, dass er weg ist. Wir hätten ihn gern behalten – trotz Corona.“
Mit Sancho verliert die Borussia abermals einen wichtigen Schlüsselspieler, macht aber zum wiederholten Mal kräftig Kasse. Nur Ousmane Dembélé brachte dem Revierclub bei seinem Wechsel zum FC Barcelona im Sommer 2017 mit insgesamt 135 Millionen Euro mehr Geld ein als der 21Jährige. Ähnlich wie Watzke brachte auch Rose sein Bedauern über den sportlichen Verlust zum Ausdruck: „Jeder Trainer hat gerne einen Spieler wie Jadon im Team. Wir haben uns natürlich damit beschäftigt, wie wir die Qualität ersetzen können. Wir werden keinen Jadon Sancho bekommen, aber wir werden versuchen, kreative Lösungen zu finden.“
Sancho habe laut Watzke den ausdrücklichen Wunsch auf einen Wechsel geäußert und sich „vorbildlich verhalten. Es ist ein Unterschied, ob jemand, der vier Jahre hier ist, diesen Wunsch äußert oder ob jemand versucht, mit Krawall vom Hof zu gehen“, sagte der BVB-Geschäftsführer mit Bezug auf die weniger harmonisch verlaufenden Trennungen von Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang (2018/FC Arsenal).
Um den sportlichen Verlust auszugleichen, wird der BVB einen Teil des Transfererlöses in einen Nachfolger investieren. Als Kandidat wurde zuletzt der 19 Jahre alte Sancho-Landsmann Noni Madueke vom niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven gehandelt. Zudem hilft der Erlös dem BVB, einen Verlust von 75 Millionen Euro auszugleichen, mit dem der Verein aufgrund der Corona-Pandemie rechnet. Dem Vernehmen nach muss der BVB jedoch 15 Prozent der Transfersumme an Sanchos ehemaligen Verein Manchester City abführen.
City-Stadtrivale United war bereits im vergangenen Sommer einer Verpflichtung des bis 2023 an den BVB gebundenen Sancho nahe, wollte aber damals die vom BVB geforderten 120 Millionen Euro nicht bezahlen. Der englische Nationalspieler erhält nach Medienberichten einen Fünfjahresvertrag bis Sommer 2026. Anders als im Nationalteam, für das er bei der laufenden EM bislang nur sechs Minuten zum Einsatz kam, soll Sancho bei ManU eine tragende Rolle spielen. „Ihr bekommt einen Teufelskerl von einem Spieler. Viel besser, als euch wahrscheinlich klar ist“, schrieb der englische Ex-Fußballprofi und TVModerator Gary Lineker – und gab damit auch indirekt einen Wink an Nationaltrainer Gareth Southgate, den Außenbahnspieler für das Viertelfinale gegen die Ukraine (Samstag, 18 Uhr) ins Auge zu fassen.
Angesichts der Aufregung um Sancho geriet die Vorstellung von Rose in den Hintergrund. Dabei ist die Hoffnung groß, dass der einstige Gladbach-Coach eine ähnliche Ära wie Jürgen Klopp prägen kann. Denn von allen bisherigen Nachfolgern des einstigen Meistertrainers kommt der neue Coach ihm am nächsten. „Marco steht für modernen, attackierenden, offensiven Fußball. Er kann Spieler und Mannschaften entwickeln. Er ist menschlich ein guter Typ, der sehr gut zu Borussia Dortmund passt“, kommentierte Sportdirektor Michael Zorc.