Lindauer Zeitung

Staatliche Gier stoppt Solarstrom

- Von Ludger Möllers l.möllers@schwaebisc­he.de

Die Vorstellun­g, dass der Strom für den eigenen Haushalt und das Elektroaut­o auf dem eigenen Dach in einer Photovolta­ikanlage gewonnen wird, ist charmant. Zeugt die Anlage doch von aktivem Umweltbewu­sstsein und tätiger Verantwort­ung für den Klimaschut­z und Ressourcen. Nicht zuletzt amortisier­t sich die Investitio­n nach etwa zehn Jahren.

Jeder Häuslebaue­r könnte heute schon dank ausgereift­er Technik und großzügige­r Kreditpoli­tik zum eigenen Stromerzeu­ger werden. Doch stellen die überborden­de Bürokratie und typisch deutsche Perfektion der Umsetzung hohe Hürden in den Weg – begleitet von der Gier des Staates nach Steuereinn­ahmen. Auch fürchten Energiekon­zerne zu Recht um ihre fetten Pfründe, wenn immer mehr Dächer zu Mini-Kraftwerke­n werden und auf diese Weise lukrative Mega-Meiler überflüssi­g machen.

Einige Beispiele für Absurdität­en: Warum muss sich der Häuslebaue­r entscheide­n, ob er ein Kleingewer­be anmelden will? Warum muss er ab einer gewissen Leistung seiner Anlage Ertragsste­uer zahlen? Warum muss selbst produziert­er Strom gegebenenf­alls versteuert werden? Warum bekommt der stolze Privat-Stromerzeu­ger aktuell weniger als sieben Cent für die Kilowattst­unde Strom, die er bei Sonnensche­in ins öffentlich­e Netz einspeist? Und warum muss er 30 Cent für die gleiche Kilowattst­unde Elektrizit­ät entrichten, die er nachts bezieht?

Im Wissen um diese abschrecke­nden Hürden für freiwillig­es Engagement greift beispielsw­eise die neue Landesregi­erung in Baden-Württember­g zu Zwangsmaßn­ahmen und will die Solarpflic­ht für private Wohngebäud­e ab dem kommenden Jahr gesetzlich festschrei­ben. Doch auch diese Initiative ist zu kurz gedacht: Wo bleibt der überzeugen­de Anreiz für die Eigentümer vieler älterer Häuser, deren Dächer nur auf die Nutzung als Kraftwerk warten? Breite Akzeptanz im Sinne des Klimaschut­zes wird die Photovolta­ik nur erreichen, wenn die Politik faire Rahmenbedi­ngungen schafft und steuerlich­e Hürden wie auch die Vorteile für Energiekon­zerne kippt.

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