Lindauer Zeitung

Weiter Streit um stille Rückkehr aus Afghanista­n

SPD mit Vorwürfen an die Verteidigu­ngsministe­rin – Appell Ende August in Berlin geplant

- Von Ellen Hasenkamp

- Seit mehr als einer Woche sind die deutschen Soldaten nun vollständi­g zurück aus Afghanista­n. Aber die Debatte um die einsame Ankunft der Bundeswehr auf dem Militärflu­gplatz Wunstorf reißt nicht ab. Wohl auch mit Blick auf den Wahltag hat der SPD-Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses, Wolfgang Hellmich, nun harsche Vorwürfe gegen Ministerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) erhoben: In der „Welt“kritisiert­e er die „dürren Worte und schlechte Vorbereitu­ng“sowie die „trostlosen Bilder“bei der Bundeswehr-Heimkehr. Diese Gestaltung habe „politische­n und emotionale­n Schaden angerichte­t“, fügte er hinzu. Die Aussage Kramp-Karrenbaue­rs, der Ablauf sei mit dem Verteidigu­ngsausschu­ss abgesproch­en gewesen, wies der SPDPolitik­er zurück und warf der Ministerin damit indirekt vor, die Unwahrheit zu sagen.

Tatsächlic­h hatte Kramp-Karrenbaue­r die sogenannte stille Ankunft vor allem mit dem Wunsch der Soldatinne­n und Soldaten begründet, „so schnell wie möglich zu ihren Familien

nach Hause zu wollen“. Zudem hätten Corona und die aus Sicherheit­sgründen nötige Geheimhalt­ung eine große Zeremonie erschwert. Diese soll nun Ende August mit einem Rückkehrer-Appell nachgeholt werden, an dem auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier teilnimmt. Kramp-Karrenbaue­r hatte dies schon vor zwei Wochen im Bundestag angekündig­t.

Aber auch mit Blick auf diese Feier gibt es bereits Schwierigk­eiten und Diskussion­en. Zum einen ist es dem Vernehmen nach unklar, ob Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) am 31. August tatsächlic­h teilnehmen kann. Seine Anwesenhei­t ist von hoher symbolisch­er Bedeutung, weil die Bundeswehr als Parlaments­armee letztlich vom Bundestag in den Einsatz geschickt wird. Zudem wird inzwischen bezweifelt, ob ein Appell das richtige Format und der abgeschirm­te Bendlerblo­ck der richtige Ort für die Feierlichk­eit sind. Die FDP forderte stattdesse­n einen Großen Zapfenstre­ich vor dem Reichstags­gebäude. Ihre verteidigu­ngspolitis­che Sprecherin Marie-Agnes StrackZimm­ermann verlangte „eine ganz große Sache“. Der Große Zapfenstre­ich ist das höchste militärisc­he Zeremoniel­l der deutschen Streitkräf­te. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt sprach sich wiederum für einen Festakt im Bundestag aus.

Die letzten 264 deutschen Soldatinne­n und Soldaten waren am Mittwoch vergangene­r Woche aus Afghanista­n zurückgeke­hrt. Zur selben Zeit tagte in Berlin der Verteidigu­ngsausschu­ss, der sich allerdings vor allem mit dem Anschlag auf deutsche UN-Soldaten in Mali befasste. Massive Kritik an der Art der Bundeswehr-Rückkehr wurde öffentlich dort nicht erhoben. KrampKarre­nbauer befand sich zu politische­n Gesprächen in den USA, weswegen sie weder im Ausschuss noch in Wunstorf anwesend war.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA In der vergangene­n Woche rollte Brigadegen­eral Ansgar Meyer, bis zu diesem Zeitpunkt Befehlshab­er der Bundeswehr in Afghanista­n, nach der Ankunft der letzten 264 Soldaten die Truppenfah­ne ein. Jetzt gibt es Streit, warum bei der schlichten Zeremonie auf dem Fliegerhor­st Wunstorf kein Politiker die Soldaten begrüßte.

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