Hat Hergensweiler ein Raserproblem?
In den Tempo-30-Zonen wird oft zu schnell gefahren
– Früh um 5 Uhr ist in den kleinen Straßen der Gemeinde richtig was los. Die Auswertung der Geschwindigkeitsmessungen hat es ans Tageslicht gebracht. Da düsen die Autofahrer schon mal gefährlich mit 70 bis 80 Stundenkilometern durch die 30er-Zone und der digitale Smiley auf den Geschwindigkeitsmesstafeln macht ein trauriges Gesicht.
Rund 25 000 Messungen wurden bis zur Auswertung insgesamt durchgeführt. In bis zu 78 Prozent der Messungen fuhren die Autofahrer schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer. Knapp 24 Prozent fuhren über 40 Stundenkilometer. In der Pfänderstraße wurden als höchste Geschwindigkeiten über 60 Stundenkilometer gespeichert, am großen Spielplatz 70 bis 80 Stundenkilometer, und im Streuobstwiesenweg vom Rathaus in Richtung Dorfstraße schoss ein Autofahrer den Vogel ab. Hier wurde das Maximum gemessen: über 110 Stundenkilometer.
Diese Zahl schockierte die Ratsmitglieder auf der jüngsten Gemeinderatssitzung, während der Bürgermeister Wolfgang Strohmaier die Daten präsentierte. Von seinen Räten wollte er nun wissen, ob sie Handlungsbedarf sehen, und wenn ja, welche Ideen sie dazu hätten, damit er vernünftig weiterplanen könne. Er stellte die Frage: „Was wollen wir erreichen?“und beantwortete sie auch gleich selbst: „Dass langsamer gefahren wird.“Es ginge hier nicht um Bestrafung, sondern um Sicherheit – immerhin sind bei den gemessenen Straßen auch Schulwege dabei, oder sie verlaufen am Sportplatz und am großen Spielplatz vorbei, und einige der Geschwindigkeitsübertretungen seien doch bedenklich hoch. „Über 50 bis 60 Stundenkilometer in unseren schmalen Straßen, das verbremst keiner mehr, wenn was ist“, sagte Strohmaier.
Gemeinderätin Sibylle Englmann stimmte ihm zu und war sich sicher, dass die Raser in der Mehrheit keine Fremden sind, sondern Bürger, die vor der eigenen Haustüre fordern, dass langsam gefahren wird, und sobald sie weg sind, hätten sie „die eingebaute Vorfahrt.“Was besonders an den Kreuzungen Alpsteinweg und Ziergartenweg gefährlich sei, dort gilt rechts vor links. „Mich wundert, dass da nicht schon längst etwas passiert ist“, sagte Gemeinderat Michael Bihler und fragte, „wie wäre es mit Vernunft?“, während seine Ratskollegin Englmann forderte, „ich finde, dass wir nicht zu zart reagieren sollten. Ich bin für eine optische und energische Lösung, mit Eingriffen, die langsames Fahren bedingen.“
Die Räte diskutierten bauliche Maßnahmen, mobile Fahrbahnverengungen oder Fahrbahnschwellen. Einen festen Blitzer lehnten sie in der Mehrheit ab. Eine Möglichkeit sei, beispielsweise in der Pfänderstraße Parkplätze einzurichten. In der Rickenbacher Straße in Lindau funktioniere das gut, wusste Gemeinderat Dominik Pemsl. Wolfgang Strohmaier erklärte, nachdem er nun die Einstellung seiner Räte kenne, werde er als erste Maßnahme mit der Polizei sprechen, um zu erfahren, was straßenrechtlich möglich sei. Er werde sodann Angebote einholen und bei einer der nächsten Sitzungen dem Gremium vorstellen.
„Ich finde, dass wir nicht zu zart reagieren sollten. Ich bin für eine
optische und energische Lösung.“
Gemeinderätin Sibylle Englmann