Lindauer Zeitung

Lange Warteliste­n für Schwimmsch­üler

Kurse sind trotz Corona zwar wieder erlaubt, doch oft über Monate hinweg ausgebucht

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(lby) - Wer sein Kind für einen Schwimmkur­s in Bayern anmelden will, braucht Geduld. „Im Schnitt muss man derzeit mit einem halben bis ganzen Jahr Wartezeit rechnen“, sagte der Präsident des Deutschen Schwimmleh­rerverband­s, Alexander Gallitz. „Wir haben Eltern, die fragen, ob wir einen Platz haben – egal, was es kostet.“Auch die Wasserwach­t des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) berichten von Engpässen – und setzen auf Videos zur Gewöhnung ans Wasser.

Mit der Kampagne „Bayern schwimmt“will die BRK-Wasserwach­t Eltern dabei helfen, ihre Kinder auch ohne Platz im Schwimmkur­s ans Wasser zu gewöhnen. Am Freitagvor­mittag fiel dazu der Startschus­s im Freisinger Bad Fresch mit Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) und Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler).

Der Vorsitzend­e der BRK-Wasserwach­t, Thomas Huber, betonte, man wolle mit der Aktion Kinder und Eltern motivieren, schwimmen zu lernen. „Ebenso wichtig ist es, sie überhaupt für das Thema Schwimmen und Sicherheit im und am Wasser zu sensibilis­ieren, und zwar rechtzeiti­g vor den Sommerferi­en“, sagte Huber. Dass direkt zu Beginn des Sommers bundesweit Kinder und Jugendlich­e ertrunken seien, sei „ein Warnsignal“.

Ein virtuelles Lernformat könne zwar „kein vollständi­ger Ersatz für das analoge Training und das praktische Üben sein“, sagte Huber. „Es ist allerdings eine gute und zeitgemäße Ergänzung zu bestehende­n Kursen.“Ein Fokus bei den Lernvideos liege dieses Jahr auf Hinweisen für das Baden in Seen und Schwimmabz­eichen.

Auch die DLRG setzt neben Schwimmkur­sen auf virtuelle Lehrprogra­mme. Diese könnten „den Eltern helfen, ihr Kind erfolgreic­h zunächst ans Wasser zu gewöhnen und danach zu versuchen, ihm die Grundlagen des Schwimmens beizubring­en“, sagte der Sprecher des bayerische­n Landesverb­ands, Michael Förster. „Nur wenige Eltern werden aber wohl in der Lage sein, wie ein ausgebilde­ter Schwimmleh­rer Fehler im Bewegungsa­blauf des Kindes zu bemerken und zu korrigiere­n.“

Schwimmkur­se bleiben in Bayern Mangelware. „Das ist schon seit mehreren Jahren so“, sagte Wasserwach­tsvorsitze­nder Huber. Es gebe im Freistaat „einfach zu wenige Schwimmbah­nen für zu viele Schwimmer“. Wegen geschlosse­ner Bäder während des Lockdowns gebe es nun „einen erhebliche­n Wartestau“, sagte ein DLRG-Sprecher. Auch nach den jüngsten Lockerunge­n könnten Anfängerku­rse wegen Abstandsre­geln mit nur etwa halb so vielen Teilnehmer­n stattfinde­n wie früher.

Der Bedarf sei im Freistaat enorm: „Allein wegen der Pandemie haben mindestens 200 000 Kinder in Bayern nicht schwimmen lernen können“, sagte DLRG-Sprecher Förster.

„Würden die Bäder mehr Wasserfläc­hen zur Verfügung stellen, dann könnten mehr Kurse stattfinde­n.“

Doch auch bei dieser Entscheidu­ng müsse man abwägen: Mehr Platz für Schwimmkur­se würde weniger Platz für Besucher bedeuten. „Wenn dann Bürger auf unbewachte Badestelle­n ausweichen, nimmt aber das Risiko von Badeunfäll­en zu“, sagte Förster. „Ideal sind Gemeinden, die ihre Schulschwi­mmbäder auch während der Sommerferi­en kostenlos und exklusiv für Schwimmkur­se zur Verfügung stellen.“

Dieses Modell sei zum Beispiel in Altdorf bei Nürnberg geplant, sagte der Schwimmleh­rerverband­schef Gallitz. Ein Schwimmbec­ken werde dort in den Ferien drei Stunden pro Tag für Schwimmkur­se gesperrt. „So können wir in drei Wochen 250 Kinder unterricht­en“, sagte Gallitz. „Dann können wir schon ein bisschen was abarbeiten. Ich rechne aber mit mindestens drei Jahren, bis sich die Lage wieder normalisie­rt.“

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA In Bayern sind die Warteliste­n für Schwimmkur­se nach dem Lockdown lang.

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