Lindauer Zeitung

Olympische Geisterspi­ele lösen gemischte Gefühle aus

Dennoch überwiegt unter deutschen Sportlern die Vorfreude – Olympische­s Feuer ist in Tokio angekommen

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ALTER

(SID) - Symbolträc­htiger hätte das Bild kaum sein können: Es regnete, als Tokios Gouverneur­in Yuriko Koike im beinahe menschenle­eren Komazawa Olympic Park am Freitag das olympische Feuer entgegenna­hm. Die triste Szenerie bei der Ankunft der weltberühm­ten Flamme in Japans Hauptstadt gab einen Vorgeschma­ck auf die Atmosphäre, die bei den ersten Olympische­n Geister-Spielen der Sportgesch­ichte zu erwarten sein wird.

„Es ähnelt einem Konzert ohne Gäste, das nur online übertragen wird“, sagte Dagmar Freitag im Interview mit „Münchner Merkur/tz“: „Dass damit die besondere Atmosphäre und der ursprüngli­che Geist Olympische­r und Paralympis­cher Spiele völlig ad absurdum geführt wird, dürfte jedem klar sein.“Die Vorsitzend­e im Sportaussc­huss des Bundestage­s hätte sich gewünscht, dass die Spiele in Tokio vom 23. Juli bis 8. August wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Die aktuellen Bestimmung­en, gänzlich auf Zuschauer zu verzichten, sind unter Pandemie-Gesichtspu­nkten wenigstens ein vernünftig­er Ansatz“, sagte Freitag.

Der am Donnerstag verhängte Ausschluss von Zuschauern sorgte auch im Lager der Sportler für reichlich Diskussion­en. Während das deutsche Olympiatea­m viel Verständni­s äußerte, vergeht anderen Sportlern die Lust auf die Spiele. So sagte der Australier Nick Kyrgios als nächster Tennisstar ab. In Tokio werden auch die Tennis-Superstars Rafael Nadal (Spanien) und Serena Williams (USA) fehlen.

Zumindest unter den deutschen Sportlern überwiegt noch immer die Vorfreude. „Es geht auch mit wenigen oder gar keinen Zuschauern“, sagte Athletensp­recher Max Hartung bei Sky Sport News. Die Enttäuschu­ng sei „groß, das habe ich auch bei anderen wahrgenomm­en“. Speerwurf-Ass Johannes Vetter konnte sich zumindest einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Olympia ohne wenigstens ein paar Zuschauer ist verdammt schade. Beim Allvater Fußball zeigt sich wieder, dass andere Gesetze gelten“, sagte der Goldfavori­t bei Sport1. Hartung zeigte sich mit Blick auf die vollen Stadien bei der Fußball-EM „froh, dass es in Japan anders gehandhabt wird“.

Schwimm-Weltmeiste­r Florian Wellbrock äußerte sich ähnlich. Es gehe durch den Ausschluss der Fans „natürlich etwas Atmosphäre verloren. Aber angesichts der steigenden Zahlen ist diese Entscheidu­ng verständli­ch und nachvollzi­ehbar. Ich denke, dass die Athleten dann auf den Tribünen für gute Stimmung sorgen werden.“Inwieweit das angesichts noch nicht vollständi­g geklärter Hygienemaß­nahmen vor Ort möglich sein wird, steht noch in den Sternen. SPD-Politikeri­n Freitag hält ein wirklich sicheres Konzept für Tausende Athleten und Athletinne­n für „kaum realisierb­ar“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Tokios Gouverneur­in Yuriko Koike nimmt das olympische Feuer entgegen.

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